Der Fetisch-Mörder
er sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, aus einer Schale zu essen, in der Gäste eines solchen Ladens herumgegrapscht hatten. Er stellte sich vor, wie jede Nuss mit Salmonellen und Hepatitis A verseucht war. Wieder wischte er sich die Hände an der Hose ab und hoffte, dass er sich nicht am Türgriff oder am Barhocker irgendeine widerliche Krankheit einfangen würde.
»Hören Sie, Luther«, sagte er nachdrücklich. »Ich will den Ring zurückhaben, und ich will, dass dieses Model von der Bildfläche verschwindet. Muss ich mehr zahlen?«
»Sie wollen, dass ich sie erledige?«, fragte Luther und sah ihn erwartungsvoll an, wobei er mit einem seiner riesigen, schwieligen Finger in einer seltsamen Geste über seine narbige Handfläche strich. Wie es JT schien, hätte es ihm große Freude bereitet, diesen Auftrag zu erledigen.
»Das ist nicht nötig. Machen Sie ihr ein bisschen Angst, setzen Sie sie unter Druck und sorgen Sie dafür, dass sie die Stadt verlässt.«
Luther nickte.
»Ich halte nichts von solchen persönlichen Treffen. Halten Sie mich auf dem Laufenden wie sonst. Und rufen Sie nur von öffentlichen Telefonzellen an. Verstanden?«
»Alles klar.« Er starrte auf JT hinab. »Und die Kohle?«
JT fingerte in seiner Tasche herum. Es widerstrebte ihm, so einen üppigen Betrag für eine so geringe Leistung zu übergeben. »Wenn alles erledigt ist, lege ich noch was drauf.«
Luther nahm den Umschlag, stopfte ihn in die Gesäßtasche seiner dunklen Jeans, schüttete den Rest seines Biers hinunter und verließ die Spelunke ohne ein weiteres Wort.
18
Makedde kam auf Zehenspitzen aus dem Bad. Sie war noch nass vom Duschen und summte den Hit mit, der gerade im Radio lief. Es kostete sie einige Mühe, die Überreste des schwarzen Rußpulvers zu ignorieren, die immer noch die meisten Oberflächen ihrer Wohnung zierten. Ihr Sonnenuntergangslauf hatte eine berauschende Wirkung gehabt, und sie fühlte sich verjüngt und endlich befreit von der schweren Last der Trauer. Spontan begann sie zu tanzen, und ihre sauberen, nassen Füße quietschten auf dem Boden. Sie wollte sich auf keinen Fall von Angst und Unglück unterkriegen lassen. Irgendwie musste es ihr gelingen, ihre innere Anspannung zu überwinden, wieder voll aufzudrehen und alles abzuschütteln.
Sie riss sich das Handtuch weg und nahm eine übertriebene Rockstar-Pose ein. Nachdem sie einen Moment grinsend im Evaskostüm dagestanden hatte, überkam sie ein Anflug von Verlegenheit, und sie ging, immer noch mitsummend, zum Kleiderschrank. Der Song machte gute Laune. Schließlich ertönte der letzte Refrain, und ein Radiomoderator erinnerte seine Zuhörer daran, dass sie Triple J. hörten. »Und jetzt zu den Nachrichten«, fuhr der Moderator fort. »In Sydney wächst die Angst vor einem Serienmörder, der möglicherweise in der Stadt sein Unwesen treibt …«
Sie machte kehrt und ging rasch zum Radio hinüber. Dabei rutschte sie auf dem nassen Boden aus und landete mit gespreizten Beinen mit einem dumpfen Aufschlag auf den harten Dielen. Ihre nassen Haare hingen ihr in wirren Strähnen übers Gesicht.
Der DJ fuhr fort: »Das letzte Opfer, das neunzehn Jahre alte kanadische Model Catherine Gerber …«
Makedde lag mit schmerzenden Prellungen auf dem Boden, das Lächeln war von ihrem Gesicht verschwunden. Catherine. Es gab kein Entkommen. Ständig und überall wurde sie an den Mord erinnert. Im Radio, im Fernsehen und auf den Titelseiten der Zeitungen. Sie strich sich das Haar aus den Augen und betrachtete ihren nackten Körper. Frisches Blut zog lange, rote Streifen über ihre Beine und hinterließ kleine dunkle Flecken auf ihrem Gesäß.
Jetzt sehe ich aus wie Catherine.
»… dritte Frau, die brutal ermordet aufgefunden wurde …«, fuhr der Moderator fort.
Makedde versuchte nicht hinzuhören. Ihr Gesicht war aschgrau. Kleine Blutflecken sprenkelten den Boden. Halb vom Radio übertönt, begann das Telefon zu klingeln, doch sie saß reglos da, wie gelähmt vom Anblick der roten Schlieren auf dem Boden. Ihr ganzer Körper war voll davon, überall um sie herum war Blut, und es roch scharf nach Metall und verwesendem Fleisch. Es war so entsetzlich rot, genauso wie das Blut, mit dem Catherines Leiche besudelt gewesen war. Makedde starrte an sich herab, als wäre sie in Blut gebadet, doch dann blinzelte sie noch einmal, und das Blut war schlagartig verschwunden. Nur ein paar harmlose Streifen waren noch da. Die Spur aus winzigen roten Tropfen führte
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