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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moss Tara
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das sonstige Modevolk, das jeden Moment eintreffen würde. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatten die Klatschkolumnisten bereits wild über Beckys fragwürdige Eignung zur Modedesignerin spekuliert, doch Makedde bemühte sich, dem Ganzen aufgeschlossen gegenüberzustehen.
    Rechts neben dem Laufsteg war die Tür zum Ankleideraum, und als Makedde den Raum betrat, wurde sie augenblicklich von allen Seiten von Kopf bis Fuß taxiert. Etwas überrascht sah sie sich um, blickte in sieben hübsche, ihr unbekannte Gesichter mit gerunzelten Stirnen und dachte, das kann ja heiter werden. Sie lächelte höflich und musterte die Kleidungsstücke an den zahllosen Ständern, die in den winzigen Raum gestopft worden waren.
    »Entschuldigung«, wandte sie sich an eine angenehm durchschnittlich aussehende Frau, die ihrem Namensschild zufolge Sarah hieß. »Ich bin Makedde. Kannst du mir vielleicht sagen, was für mich vorgesehen ist?«
    Die junge Frau, wahrscheinlich eine freiwillige Ankleidehilfe, führte sie zu einem Kleiderständer, an dem ein Zettel mit der Aufschrift ›Macayly‹ haftete. Obwohl ihre Sedcard mit Foto ebenfalls an den Ständer geheftet war, hatten sie es geschafft, ihren Namen falsch zu schreiben.
    Zuerst ging sie bei sämtlichen Kleidungsstücken die Schildchen mit den Größenangaben durch. Die Standardgröße für Models war normalerweise sechsunddreißig, doch einige Designer präsentierten ihre Muster auch in Größe vierunddreißig. Was ihre eigene Größe betraf, gab sich Makedde keinen Illusionen hin. In Größe vierunddreißig könnte sie sich nicht einmal hineinzwängen, wenn ihr Leben davon abhinge. Als ihr ein Spitzenrock mit dem gefürchteten Etikett in die Hände kam, biss sie sich auf die Lippe. Verstohlen versuchte sie, sich den Rock über die Hüften zu zerren, doch der Stoff war nicht besonders elastisch. Die Spitze sah nicht so aus, als würde sie das Gezerre aushalten, und in der Tat bekam sie das verdammte Ding nur bis auf Halbmast.
    »Der Rock ist mir zu eng«, wandte sie sich kleinlaut an die Ankleidehilfe. In einem Raum voller Elfen glich dies in etwa dem Geständnis, einen Mord begangen zu haben.
    »Wir haben manchmal Probleme mit den Größen«, sagte die Ankleidehilfe. »Am besten tauschen wir dein erstes Outfit gegen das von jemand anderem.« Sie nahm die anderen Models ins Visier und zeigte auf ein besonders dünnes Mädchen. »Sie ertrinkt fast in diesem Jerseystretchkleid. Du füllst es bestimmt viel besser aus. Warum tauscht ihr nicht einfach?«
    Das war wirklich eine Erleichterung. Normalerweise würde die Stylistin sie angewidert anstarren und etwas sagen wie: »Du meine Güte, du hast aber wirklich gewaltige Ausmaße. Hast du gerade deine Periode?«
    Die Konfektionsgröße und die Schönheit anderer Models schüchterten Makedde oft ein, und wenn dazu noch die Sachen, die sie tragen sollte, nicht richtig saßen, machte sie das nur noch unsicherer. Natürlich wusste sie, dass sie keinen Grund hatte, so zu empfinden, aber sie konnte nicht umhin, jedes perfekte Paar Lippen, jedes Paar große Augen, jede schlanke Taille und jeden winzigen Po zu bemerken. Üppiger zu sein als alle anderen Models im Raum, konnte bei ihr an schlechten Tagen dazu führen, dass sie sich wie eine Missgeburt vorkam. In so einer Atmosphäre erschien ihr ihr Fleisch neben den zierlichen Körpern, die nur aus Haut und Knochen zu bestehen schienen, geradezu sündig. Es erschien ihr wie ein Zeichen von Hemmungslosigkeit, eine üppige Oberweite oder runde Hüften zu haben. Ja, sie hatte Größe sechsunddreißig, war gut in Form und auf keinen Fall zu dick, erst recht nicht, wenn man ihre Körpergröße berücksichtigte. Doch wie sollte sie sich wohl fühlen, wenn ein Kleidungsstück nicht richtig saß? Besonders, wenn sie in einer Stunde so viel verdiente wie die meisten Leute in einer Woche. Vermutlich fühlten sich die extrem schlanken Models genauso, wenn sie einen Büstenhalter nicht richtig ausfüllten. Es war wirklich verrückt.
    Als sie gerade das getauschte Kleid anprobieren wollte, betrat ein bekanntes Gesicht den Raum. Loulou, eine Visagistin, mit der Makedde schon öfter gearbeitet hatte, kam durch die Tür gerauscht wie ein Tornado. Sie trug einen riesigen Make-up-Koffer, auf dem Aufkleber aus aller Welt prangten, sowie mehrere grellbunte Einkaufstüten, aus denen Lockenwickler, Klettverschlussbänder und Haarbänder hervorquollen. Ihre dramatisch nachgezogenen Augenbrauen schienen unentwegt

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