Der Fetisch-Mörder
erfolgreiche Modepräsentation gewesen war.
Später, als die Zuschauer sich zerstreuten, hörte man, wie Becky Ross einer Schar von Fernsehreportern wortreich ihre Designs schönredete. Sie war zwar erst einundzwanzig, doch ging mit der Presse um wie ein Profi; sie versorgte die Fernsehreporter mit knappen Einzeilern und präsentierte sich den sabbernden Fotografen in gewagten Posen.
Da Makedde keine Lust hatte, den Geiern von der Boulevardpresse in die Arme zu laufen, die scharf darauf waren, ein paar intime Details über Catherine aus ihr herauszukitzeln, entfloh sie der Meute, indem sie einem Kellner durch eine dem Personal vorbehaltene Tür folgte. Sie lief vorbei an Tabletts mit winzigen, servierbereiten Vorspeisehäppchen in Form von Ziegenkäse, Kanapees und Prosciutto, und fünf Minuten später hatte sie ihren Weg durch das Labyrinth der Gänge gefunden und trat hinaus auf die Straße.
21
Geduld.
Während er darauf wartete, dass sein Mädchen durch die Doppeltür kam, verbarg er seine wachsende Erregung so gut wie möglich. Er bewegte sich wie eine Raubkatze auf der Jagd, wohl überlegt, bedächtig und kaum wahrnehmbar bis zum letzten Moment. Er stellte sich ihr stark geschminktes Gesicht vor, ihre anmutigen Kurven und diese schlanken Füße, die speziell zu seinem privaten Vergnügen in Stilettos steckten. Sie würde sich allein auf den Nachhauseweg machen, und dann konnte er im geeigneten Moment zuschlagen. Es würde einen geeigneten Moment geben. Er wusste es. Das Foto, das er in Catherines Portemonnaie gefunden hatte, war Schicksal, genau wie der Brief, der ihn aufgefordert hatte, Catherines Leiche, sein Meisterwerk, zur Schau zu stellen, damit Makedde es am Strand entdeckte. Und jetzt war sein großer Preis in sexy Kleidern und Hurenschuhen über den Laufsteg stolziert, einzig und allein für ihn. Bald würde er sie haben. Die Zeit des Wartens war endlich vorbei.
Nach und nach kamen die anderen Models lachend und plaudernd durch die Doppeltür; einige knabberten wie Hamster an winzigen Snacks. Makedde war nicht darunter. Das war gut. Er wollte, dass sie alleine kam.
Weitere zwanzig Minuten verstrichen, bevor ein erster Anflug von Zweifel in ihm hochkroch. Alle Models und sämtliche Gäste hatten den Salon bereits verlassen. Wo aber war sein großer Preis? Er spähte durch die Türen. Der Soap-Star stand noch neben der Bühne und redete auf eine Hand voll Reporter ein, doch sonst war niemand mehr da. Wo war Makedde? Wie hatte sie ihm entwischen können?
Bittere Enttäuschung stieg in ihm auf und schlug um in blinde Wut. Noch länger warten? Nein! Er wollte auf keinen Fall noch länger warten. Alles in ihm lechzte nach Befriedigung. Er entfernte sich von den Türen, verschwand zwischen Kleiderständern mit importierten Designerstücken und zwang sich, seine Wut zu zügeln und für einen späteren Zeitpunkt zu bewahren. Dann kniete er sich so, dass ihn niemand sehen konnte, auf den Teppich und hielt sich den pochenden Kopf.
Ein paar Minuten später verließ Becky Ross den Salon, gefolgt von zwei jungen Männern. Sie warf ihr platinblondes Haar zurück und gurrte: »Die Show war ein Riesenerfolg! In L.A. werden sie mir jetzt auch zu Füßen liegen, ich spüre es.« Mit diesen Worten tippelte sie mit verführerisch schwingenden Hüften Richtung Fahrstuhl; ihr gebräunter Körper schwankte über ihren hohen Stilettos.
Er würde seine Befriedigung finden.
Ganz mit sich selbst beschäftigt, stiegen Becky Ross und ihre kleine Entourage in den Aufzug und achteten kaum auf den Mann, der im letzten Moment zu ihnen in die Fahrstuhlkabine huschte.
22
Später an diesem Nachmittag machte Makedde es sich auf dem Sofa bequem und legte die schmerzenden Füße hoch. Unwillkürlich fing sie an zu grübeln und musste plötzlich darüber nachdenken, wie es wohl sein würde, nach Kanada zurückzukehren. Sie stellte sich ihre Familie vor, die zu Besuch kommen würde, um Teresas Baby zu sehen und ihre Schwester zu beglückwünschen und zu umarmen. »Wie schön«, würden sie sagen, »sie hat es richtig gemacht.« Und dann würden sie sich Makedde zuwenden und die Köpfe schütteln. »Weder Kinder noch einen Mann, keine Mutter, und jetzt auch noch keine beste Freundin mehr. Armes Mädchen.« Was für eine deprimierende Vorstellung. Makedde drehte sich der Magen um, wenn sie nur daran dachte, wie sie bemitleidet und ständig an die furchtbaren Ereignisse erinnert werden würde.
Aus diesem Grund hatte sie auch kaum
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