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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moss Tara
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mit Bier vollspritzte. Er versuchte sich auf die halb leere Flasche zu konzentrieren. Wie lange trank er eigentlich schon? Mindestens einen Tag, vielleicht auch zwei. War es eigentlich Tag oder Nacht? Da die Vorhänge zugezogen waren, hatte er keine Ahnung. Aber war das überhaupt wichtig? Er musste ja sowieso nicht zur Arbeit gehen.
    Kelley hasst mich. Hat mir meine Knarre abgenommen. Ich hab’s versaut … und warum? Wegen einer anderen gottverdammten Frau. Verfluchte, verschlagene Huren, allesamt.
    Inzwischen richtete sich seine Wut gegen alles und jeden. Seine Gedanken kreisten um die blonde Verführerin, der er diesen Schlamassel zu verdanken hatte. Er war regelrecht süchtig nach ihr geworden, und jetzt musste er dafür zahlen. Sein Kopf begann zu schmerzen, und das Erste, was ihm in den Sinn kam, war, nach der Jack-Daniels-Flasche zu greifen. Ein Glas brauchte er nicht, aus der Flasche schmeckte das Zeug genauso gut. Er langte nach dem Whiskey, doch seine Hand gehorchte ihm nicht und stieß die Flasche um.
    »Scheiße«, lallte er protestierend.

40
    Am frühen Abend hatte Makedde immer noch nichts von Andy Flynn gehört. Sie hatte Fragen, die nach Antworten verlangten, doch wie es schien, wollte ihr niemand diese Antworten geben. Wenn die Polizei nichts zu Wege brachte, musste sie die Dinge eben selbst in die Hand nehmen.
    Ein Foto-Shooting mit Rick Filles war zwar in etwa so verlockend wie eine Verabredung mit Norman Bates, doch während die Stunden dahinstrichen, ohne dass sich irgendetwas tat und ihr für neun Uhr vereinbarter Termin langsam näher rückte, schien er ihr zusehends die einzige Hoffnung zu sein, irgendwie weiterzukommen. Und wenn Rick tatsächlich der Mörder war? Was, wenn es ihr gelang, ihn zu überführen? Constable Mahoney gegenüber hatte er sich in keiner Weise verdächtig gezeigt, aber das bewies gar nichts. Sie war eben nicht sein Typ gewesen. Auf Debbie jedoch würde er mit Sicherheit stehen.
    Falls Rick Catherines Mörder war und zudem derjenige, der ihr dieses abstoßende, entstellte Foto geschickt hatte, würde sie ihn überrumpeln, wenn sie in seinem Studio aufkreuzte. Möglicherweise verriet er sich. Doch er konnte auch genauso gut etwas völlig Unvorhergesehenes tun, oder, noch schlimmer, sogar gefährlich werden. Für diesen Fall musste sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Bis zu dem vereinbarten Termin waren es nur noch drei Stunden. Sie hatte also keine Zeit zu verlieren, und sie wusste genau, wen sie anrufen musste.
    »Hallo, Loulou. Wie geht’s?«
    »Darling! Hast du dein Portfolio wiedergefunden?«
    »Leider nein. Tut mir Leid, falls ich ein bisschen sauer gewesen sein sollte, als ich dich nach Hause gebracht habe.«
    »Kein Problem. Ich verstehe dich voll und ganz.«
    »Ich wollte dich fragen, welche Konfektionsgröße du hast.«
    »Konfektionsgröße? Achtunddreißig … jedenfalls meistens.«
    Makedde lächelte. Das dürfte passen. »Ob du mir vielleicht einen kleinen Gefallen tun könntest …«
    Um kurz vor neun stand Makedde in Kings Cross in einer Seitengasse der Bayswater Road vor einem dunklen, heruntergekommenen und mit Graffiti beschmierten Wohnblock. Die meisten der Straßenlaternen waren zertrümmert, und die Bürgersteige waren auf unheimliche Weise völlig ausgestorben. Es war, als hätte irgendeine Seuche das Viertel heimgesucht, jegliches Leben ausgelöscht und das Betreten der infizierten Straßen unmöglich gemacht. Das einzige Lebenszeichen war das Flackern eines Fernsehers im zweiten Stock. Irgendjemand hatte die Seuche überlebt und sah sich eine Quizshow an. Mak hörte den eingespielten Applaus.
    Warum spiele ich dieses Spiel?
    War Rick Filles womöglich ein Wiedergänger Harvey Glatmans, jenes brutalen, von Fesseln besessenen Serienmörders, der sich ebenfalls als Fotograf ausgegeben und in den fünfziger Jahren die Modelszene Hollywoods in Angst und Schrecken versetzt hatte? Bei diesem Gedanken lief es ihr kalt den Rücken herunter, und sie erstarrte für einen Moment. Aber genau darum ging es doch bei dieser Expedition, oder etwa nicht? Ihn mit List und Tücke zu durchschauen und zu überführen, ehe er noch mehr Frauen etwas antun konnte.
    Nur eine Stunde, dann hast du’s geschafft. Du schaffst das.
    Etwas beklommen klopfte Makedde an die Tür. Sie öffnete sich wie von selbst und gab den Blick auf ein dunkles Treppenhaus frei. Mak betrat das Haus und tastete die Wand nach einem Lichtschalter ab, doch sie fand keinen. Das Einzige, was sie

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