Der Fetisch-Mörder
denn das gemacht? Die Schuhe sind ja göttlich.«
»Danke. Das war in Miami. Die Schuhe waren entsetzlich unbequem. Die Absätze müssen mindestens zwanzig Zentimeter hoch gewesen sein. Das Foto ist schon fast zwei Jahre alt. Ich habe eine Zeit lang ausgesetzt, weißt du …«
»Ausgesetzt? Warum um alles in der Welt hast du ausgesetzt? Du bist im besten Alter, Sweetie. Du kannst noch genug aussetzen – wenn deine Zeit abgelaufen ist.«
Meine Mutter war krank, und Stanley stand vor Gericht. »Ach, weißt du … ich hatte einfach das Gefühl, dass ich eine Auszeit brauche.«
»Sind hier auch irgendwelche Fotos von deinem Prachtexemplar drin?«, kam Loulou unbeirrt auf das heikle Thema zurück. »Ich erzähl’s auch niemandem, ich versprech’s.«
Makedde lachte. »Nein. Können wir bitte über etwas anderes reden?«
»Apropos Männer. Bei mir hat letzte Woche ein Typ übernachtet, und als ich aufgewacht bin, hat er mich mit offenem Mund angestarrt. Meine künstlichen Augenbrauen hatten sich gelöst und lagen auf dem Kissen! Er ist total ausgerastet!«
Makedde lachte kreischend auf, so laut, dass sich ein paar andere Gäste nach ihr umdrehten.
»Was meinst du?«, fragte Loulou und erhob sich. »Wollen wir jetzt mit unserer Einkaufstherapie beginnen?«
»Na endlich! Ich dachte schon, du hättest es vergessen.«
Etliche Stunden später, nachdem ihre Kreditkarten durch unzählige Lesegeräte gezogen worden waren, kehrten sie zu dem Leihwagen zurück und zwängten sich mitsamt ihrer Jagdbeute hinein. Makedde hatte eine geschlagene Stunde gebraucht, Loulou aus dem Kosmetikladen ›The Look‹ herauszubekommen, in dem eine ganze Schar freudiger Verkäuferinnen ein wahres Tauziehen um sie veranstaltet hatte. Fast überflüssig zu sagen, dass die Regale ziemlich leer gefegt waren, als sie den Laden endlich verlassen hatten.
»Hast du alles gefunden, was du wolltest, Sweetie?« Makedde warf einen Blick auf ihre etwa handgroße Tüte, die einen einzelnen Lippenstift enthielt, und erwiderte. »Ja. Dich frage ich lieber gar nicht erst, denn ich lasse dich auf keinen Fall noch einmal zurück in diesen Laden.«
»Dann kaufe ich den Rest eben beim nächsten Mal.«
»Gute Idee.«
Makedde setzte sich hinters Steuer, doch als sie ihren neuen Lippenstift in ihrer Schultertasche verstauen wollte, erstarrte sie.
»Was ist los?«, fragte Loulou.
»Meine Mappe! O mein Gott! Mein Portfolio! Es ist weg! Ich muss es liegen gelassen haben …« Sie stieß die Tür auf und rannte, so schnell sie konnte, die drei Blocks zurück zu dem Café. An dem Tisch, an dem sie einige Stunden zuvor mit Loulou gesessen hatte, saß jetzt ein älteres Paar.
»Entschuldigen Sie«, keuchte sie. »Haben Sie vielleicht eine schwarze Mappe gesehen, eine Mappe mit Modelfotos?«
Die ältere Dame drehte sich langsam zu ihrem Mann um und wandte sich dann Makedde zu. »Tut mir Leid, Liebes, nein.«
»Sind Sie sicher?«
Sie zuckte mit den Achseln, woraufhin Makedde auf den nächstbesten Kellner zustürmte. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn während ihres Mittagessens gesehen zu haben.
»Entschuldigen Sie, haben Sie vielleicht ein Modelportfolio gefunden? Ich glaube, ich habe es auf diesem Tisch liegen lassen.« Sie zeigte auf den Tisch. »Heute Mittag, gegen halb eins. Es ist sehr wichtig.«
Der junge Mann lächelte sie an. Makedde hoffte, dass es ein gutes Zeichen war und dass er wusste, wo die Mappe war.
»Sie sind also Model? Sie sehen wirklich klasse aus. So groß und …«
»Bitte! Haben Sie das Portfolio gefunden?«, wiederholte sie ihre Frage.
»Nein, tut mir Leid.«
Ihr Portfolio enthielt eine Auswahl der besten Originalfotos ihrer mehrjährigen Modelkarriere. Die Fotografen und Negative waren über den ganzen Erdball verstreut, und die Zeitschriften, auf deren Titeln sie abgebildet war und die die Artikel und Fotostrecken mit ihr enthielten, waren bestimmt längst vergriffen.
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, bot der Kellner an und trat näher an Makedde heran.
»Haben Sie die Mappe gesehen? Oder können Sie mir sagen, wer nach uns an dem Tisch gesessen hat?«
»Nein. Meine Schicht hat gerade erst angefangen.«
»Dann können Sie mir nicht helfen.« Makedde sah sich in dem Café um. »Kann ich vielleicht eine Telefonnummer hinterlassen? Für den Fall, dass die Mappe doch noch auftaucht?«
Die Augen des Kellners leuchteten auf. »Natürlich, gerne«, sagte er grinsend.
Sie kritzelte die Nummer ihres Bookers und den Namen
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