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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moss Tara
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›Miss Vanderwall‹ auf ein Stück Papier. Der Kellner dachte offenbar, dass sie ihn anbaggern wollte. »Nur für den Fall, dass das Portfolio auftaucht, okay?«, stellte sie deshalb noch einmal klar, damit er sich keine falschen Hoffnungen machte.
    Wütend über ihre Achtlosigkeit drehte sie sich um, grub die Fingernägel in ihre Handflächen und ging steifen Schrittes zurück zum Auto. Loulou wartete auf dem Beifahrersitz. Sie hatte das Radio eingeschaltet. »Wie sieht’s aus, Sweetie?«, rief sie über die laute Musik hinweg.
    Makedde stieg ein und drehte das Radio energisch aus. Im nächsten Moment hatte sie den Einschaltknopf in der Hand.
    »Die Mappe war nicht da, habe ich Recht?«, fragte Loulou.
    »Ja«, bestätigte Makedde und brachte Loulou schweigend nach Hause.
    Finster gelaunt betrat Makedde ihre Wohnung und knallte die Tasche auf den Boden. »Scheiße-scheiße-scheiße-scheiße- scheiße! Wie konnte mir das bloß passieren?«, fluchte sie laut. »Wie kann man nur so blöd sein!«
    Sie hatte ihr Portfolio in den zehn Jahren ihrer Modelkarriere erst ein einziges Mal verloren. Damals war sie fünfzehn und zum ersten Mal in ihrem Leben in Mailand gewesen; sie hatte ihren Booker aus einer öffentlichen Telefonzelle angerufen und war anschließend direkt in eine Straßenbahn gestiegen und den Corso Venezia hinuntergefahren, ehe sie gemerkt hatte, dass sie ihr Portfolio nicht mehr bei sich hatte. Sie war sofort ausgestiegen und zurückgerannt, und zu ihrem großen Glück hatte die Mappe noch dort gelegen, wo sie sie vergessen hatte. Seitdem war sie immer achtsam gewesen.
    Bis heute.
    Widerwillig rief sie Charles an. »Du hast was?«, brüllte er ihr aus dem Hörer entgegen. »Wie kannst du nur dein Portfolio verlieren? Wie lange arbeitest du eigentlich schon als Model?«
    »Du hast ja Recht. Ich hätte besser aufpassen müssen.«
    Es war eine der wichtigsten Regeln im Modelgeschäft – hüte dein Portfolio wie deinen Augapfel. Gib es nie mit deinem Gepäck auf, wenn du fliegst. Drück es nie einem Freund oder einer Freundin in die Hand, damit er oder sie es irgendwo hinbringt. Und, um alles in der Welt, verlier es nicht. Kein Portfolio, keine Arbeit.
    Charles schäumte immer noch. »Wollen wir hoffen, dass, wer auch immer es gefunden hat, es zurückbringt, und zwar schnell. Ich habe ein paar Kunden, und ich will dich ihnen so schnell wie möglich präsentieren. Komm am besten gleich morgen Vormittag vorbei. Mal sehen, ob wir fürs Erste ein paar Laserkopien auftreiben können.« Kein besonders ermutigender Gedanke.

39
    »Gottverdammte, raffgierige Scheißweiber!«, schrie Andy Flynn und warf wütend den Kopf zurück. Sein Hirn war vom Alkohol benebelt, und der Raum schien zu schwanken und zu schlingern wie ein Schiff. »Scheiß auf die Weiber!«, brüllte er in das leere Zimmer. Dann rammte er mit voller Wucht die rechte Faust gegen die Wand. Der Putz war gnadenlos, genau wie die frisch verheilten Wunden auf seinen Knöcheln. Sie platzten wieder auf, doch er spürte es kaum.
    Wie konnte Cassandra es wagen, seine Stereoanlage mitzunehmen? Diese verfluchte Schlampe hörte doch sowieso nur irgendwelche bescheuerten Country-Sender im Radio. Wofür brauchte sie also seine Hi-Fi-Anlage? Sie hatte sich alles unter den Nagel gerissen, was ihm etwas bedeutete – den Honda, das Haus, und jetzt auch noch seine Musikanlage. Was für eine schöne Überraschung! Genau das hatte ihm gerade noch gefehlt, nachdem man ihm den wichtigsten Fall seiner Karriere abgenommen hatte. »Aasgeier!«, schrie er und schleuderte seine leere Bierflasche an die Wand. Sie zersprang in tausend winzige Scherben, die sich überall auf dem alten Perserteppich verstreuten.
    »Scheiß drauf!«, grölte er und machte mit seiner blutenden Hand eine neue Bierflasche auf. Er malte sich aus, wie es wäre, was für eine Genugtuung es ihm bereiten würde, sich Cassandra so vorzuknöpfen, wie sie es verdiente – sie und ihre aufgeblasene Anwältin. Den beiden musste dringend eine Lektion erteilt werden. Sie waren für ihn die Personifizierung von Habgier und hatten es nicht besser verdient, als strampelnd und schreiend auf den Boden der Tatsachen gezerrt zu werden. Ihm wurde schwindelig, und er beschloss, dass er sich vielleicht lieber hinlegen sollte, doch er ließ sich zu schwerfällig auf das Sofa krachen und verfehlte zu allem Überfluss auch noch das Kissen, so dass sein Kopf unsanft auf die Armlehne knallte und er sich selbst und das Sofa

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