Der Fetisch-Mörder
es hatte einfach nicht aufgehört. Sündige Ausschweifungen, und dann dieser Geruch. Der abstoßende Gestank von Geilheit und Lasterhaftigkeit hatte das ganze Haus erfüllt, war in seine kindliche Nase gedrungen.
Mutter!
Erst er hatte dem Ganzen ein Ende bereitet. Er hatte sie in den weißglühenden Flammen des Höllenfeuers gereinigt, hatte ihre Sünde verbrannt und das lasterhafte Haus in eine Säule lodernder Glut verwandelt. Von weiter unten an der Straße hatte er zugesehen, hatte gesehen, wie die Flammen gen Himmel züngelten.
Er versuchte, die fortdauernden Geräusche, die durch die Wand drangen, zu ignorieren. Er redete sich ein, dass es nicht wieder passierte. Nach all den Jahren konnte es einfach nicht wieder passieren.
Mutter kann keine Hure mehr sein. Ich habe sie geheilt.
Makedde verlangte ebenfalls nach seiner speziellen Bestrafung, und wenn es so weit war, würde er ihr mit größtem Vergnügen geben, was sie brauchte. Bis dahin würde er sie im Auge behalten; ihr durch die Straßen folgen, sie in ihrer neuen Wohnung beobachten, und sich bei all dem vor allem in Geduld üben.
Es sollte sein.
Doch zuerst mussten Vorbereitungen getroffen werden.
42
Am Donnerstagnachmittag ging Makedde zu Fuß zu ihrer Agentur. Sie kam sich blöd vor, aber sie war froh, dass sie am Leben war. Von ihrem entsetzlichen Erlebnis am Abend zuvor hatte sie sich noch immer nicht erholt. Wie lange Rick Filles wohl gebraucht hatte, sich aus seinem kleinen Gruselkabinett zu befreien? Sie wollte es lieber gar nicht wissen. Hauptsache, sie musste diese stechenden Knopfaugen nie wieder sehen. Sie brannte darauf, Andy zu erzählen, was sie herausgefunden hatte, doch er hatte sich immer noch nicht bei ihr gemeldet. Und Jimmy, dieser Penner! Mit dem wollte sie nie wieder ein Wort wechseln.
Sie marschierte in die Agentur, nickte der Empfangsdame flüchtig zu, rang sich ein Lächeln ab und bemühte sich, möglichst selbstsicher aufzutreten. Charles hing wie immer am Telefon und redete auf jemanden ein. Mak sah sich um und bewunderte die Sedcards, die überall an den Wänden hingen. Christys unglaubliche Wangenknochen, Esters Ehrfurcht gebietende Lippen. Bei derartigen Anblicken musste sich jeder normal Sterbliche unweigerlich vorkommen wie ein hässliches Entlein. Book hatte jede Menge Topmodels unter Vertrag, die die Titelseiten etlicher Frauenmagazine zierten, doch vielleicht wäre Makedde trotzdem besser bei der anderen großen Agentur in Sydney aufgehoben. Sie vertrat unter anderem Elle, Rachel und Jae Jae und war um einiges etablierter.
Zu ihrer Überraschung erblickte sie auf dem Booker-Tisch ihr Portfolio. Es lag ganz oben auf ein paar anderen Mappen und Blättern. »Oh, mein Gott!«, rief sie erleichtert. »Meine Mappe!«
Skye lächelte. »Wir haben sie heute Morgen bekommen. Du hast wirklich unglaubliches Glück.«
»Wer hat es gefunden?«
»Keine Ahnung. Als wir aufgemacht haben, lag es vor der Tür.«
Makedde fühlte sich, als sei eine zehn Tonnen schwere Last von ihren Schultern genommen worden. Sie hatte sich beim besten Willen nicht vorstellen können, wie sie je die von Paris bis Vancouver verstreuten wichtigen Zeitschriftenausschnitte wieder hätte auftreiben sollen, ganz zu schweigen von den jeweiligen Fotografen. Mit klopfendem Herzen blätterte sie schnell die Mappe durch, um sich zu vergewissern, dass auch nichts beschädigt war. Als sie halb durch war, stieß sie auf eine leere Seite. Ein Foto fehlte.
»Verdammt. Hier fehlt eins.«
»Bist du sicher?«, fragte Skye.
»Absolut. Bevor ich die Mappe verloren habe, war auf jeder Seite ein Foto. Siehst du«, sagte sie und hielt Skye die leere Seite hin, »hier fehlt eins.«
Makedde fragte sich, warum es wohl jemand auf ein einzelnes Foto abgesehen hatte. War es ein Foto im Bikini? Eine aufreizende Aufnahme, die ein junger Typ vielleicht als Andenken hatte mitgehen lassen?
Andenken.
Sie musste an Loulou denken. Die Schuhe sind ja göttlich.
Mit Entsetzen begriff sie, welches Foto fehlte. Sie blätterte die Mappe noch einmal durch, um ganz sicher zu sein. Kein Zweifel, es war das Foto aus Miami, das mit den hohen Stilettos.
»Skye, ich muss unbedingt wissen, wer das Portfolio zurückgebracht hat.«
Skye sah sie irritiert an. »Tja, es war keine Nachricht dabei.«
»Kann irgendjemand den Überbringer gesehen haben? Der Hausmeister? Die Frau am Empfang oder sonst irgendjemand?«
»Unsere Empfangsdame hat gesagt, die Mappe war schon da, als sie
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