Der Fetisch-Mörder
kam.«
»Wann wird das Gebäude morgens aufgeschlossen?«
»Um acht, glaube ich. Aber jetzt mal keine Panik! Es fehlt doch nur ein einziges Foto. Du hast auf jeden Fall genug andere, um die Lücke zu füllen.«
Nein, dachte Makedde auf dem Weg zur Tür, es geht um mehr.
Makedde rief die Reinigungsfirma kurz vor Feierabend an. Der Rezeptionistin von Books zufolge schickte die Firma jeden Donnerstag jemanden, der morgens zwischen fünf und acht die Flure und die Treppenhäuser saugte und die Toiletten reinigte. Diese Putzkraft musste also da gewesen sein, als ihr Portfolio abgegeben wurde. Makedde musste wissen, wer das Gebäude an diesem Morgen gereinigt und was der oder die Betreffende gesehen hatte.
Es meldete sich eine ältere Frau.
»Hier spricht Detective Mahoney vom zentralen Mordkommissariat«, meldete sich Makedde. »Ich ermittle wegen einer Diebstahlanzeige in einem Gebäude, das von Ihrer Firma gereinigt wird. Könnten Sie mir sagen, welche Ihrer Angestellten heute Morgen im High-Tower-Building in der Innenstadt gearbeitet hat?«
»Das war ich«, erwiderte die Frau beklommen.
Makedde versuchte so professionell wie möglich zu klingen. »Und Sie heißen, Ma’am?«
»Mrs. Tulla Walker.«
»Mrs. Walker, ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen über den heutigen Morgen stellen.«
»Gerne. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann«, erwiderte sie beflissen.
»Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen, Mrs. Walker. Um wieviel Uhr sind Sie heute Morgen am High-Tower-Building angekommen?«
»Um fünf.«
»Sind Ihnen vor der Zugangstür oder in dem Gebäude irgendwelche Päckchen aufgefallen?«
Sie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. »Ja … mir ist tatsächlich ein Päckchen aufgefallen. Es war an die Modelagentur adressiert, die ist in einer der oberen Etagen. Ich habe es sofort hochgebracht und bei der Agentur vor die Tür gelegt. Bestimmt.«
»Und wo genau haben Sie dieses Päckchen gefunden?«
»Es stand gegen die Eingangstür gelehnt.«
»Von innen?«
»Nein. Von außen.«
»Ist Ihnen eine Postanschrift aufgefallen? Oder hing an dem Päckchen irgendein Zettel?«
»Nicht dass ich wüsste.« Sie machte eine Pause. »Ein Zettel – nein. Und soweit ich mich erinnere, stand da nur eine Adresse … es war einfach an die Book Model Agency gerichtet. Sonst ist mir nichts weiter aufgefallen.«
Verdammt. »Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
»Ich schwöre, ich habe es nicht genommen! Ich habe es vor die Tür der Agentur gelegt. Ich schwöre es!«
Makedde hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie die Frau so in Panik versetzt hatte.
»Ich glaube Ihnen ja, Ma’am«, versicherte sie ihr. »Sie stehen auch nicht unter Verdacht. Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Etwas verlegen legte sie auf.
43
Der Abend brach herein; es war kalt, dunkel und windig. Die Bäume bogen sich, die Büsche raschelten. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Er brauchte nur noch zu warten. Die Minuten verstrichen. Aus den Minuten wurden Stunden. Die Blätter raschelten in der Dunkelheit.
Gegen zehn näherte sich ihr Auto. Es sah frisch gewaschen und poliert aus und schimmerte im Licht der Straßenlaterne glänzend rot. Sie parkte in der Zufahrt vor ihrem Haus, und er beobachtete, wie sie den Motor abstellte, aus dem Wagen stieg und zum Kofferraum ging. Sie war allein.
Hohe Absätze.
Er lächelte.
In seinem Versteck in den Büschen war er für sie unsichtbar. Er beobachtete, wie sie ein paar Lebensmittel zusammensuchte, den Kofferraum zuklappte und zum Haus ging. Ihr Haar hatte sie ordentlich zu einem Knoten zusammengebunden und hochgesteckt. Sie trug ein dunkles Kostüm, dessen Rock dicht über dem Knie endete. Ihre hauchdünnen Nylonstrümpfe schimmerten beim Gehen.
Er würde ihr die Überraschung ihres Lebens bereiten.
Behutsam zog er ein Paar Latexhandschuhe aus seiner Jackentasche und streifte sie über. Als er hörte, wie sie die Tür aufschloss und das Haus betrat, eilte er schnell zu der Schiebetür des seitlichen Balkons und huschte hinein. Das Schloss zu knacken, hatte ihn ein paar Stunden zuvor nur einige Sekunden gekostet. Zum Glück hatte das Haus keine Alarmanlage.
Es war ein berauschendes Gefühl, mit ihr in ihrem Haus zu sein, ihr so nah zu sein und zu wissen, dass das Warten bald ein Ende hatte. Er hörte sie über den Flur zur Küche gehen – jetzt war sie in dem Raum genau ihm gegenüber – und ihre Einkäufe auf dem Küchentisch abstellen. Dann wandte sie sich um
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