Der Feuer-Dämon
schon jetzt sagen.«
»Ihr habt also keine Spur?«
»So ist es.«
»Was ist mit dem Mann, der sich dafür verantwortlich zeigte? Er muss doch gesehen worden sein. Auf dem Petersplatz befanden sich zahlreiche Menschen. Es kann doch nicht sein, dass er nicht aufgefallen ist. Es sei denn, die Leute waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt und haben nicht auf den Nachbarn geachtet.«
»Ja, so ist es gewesen.«
»Dann gibt es keine konkreten Aussagen?«
Dass Ignatius lächelte, gab mir ein wenig Hoffnung.
»Doch, John«, sagte er, »es gibt Aussagen. Ob sie nun so konkret sind, wie du es dir wünschst, stelle ich mal in Frage. Man hat mit zahlreichen Zeugen gesprochen. Die einen sagen das, die anderen wieder etwas anderes. Aber eines hat sich schon herauskristallisiert. Die Zeugen behaupteten in der knappen Mehrzahl, dass dieser Mensch, der den Gardisten umarmte und ihn zum Brennen brachte, die Kleidung eines Priesters trug.«
»Oh...«
»Ja, er war mir einer Soutane bekleidet. Das haben wir herausgefunden. Niemand hat dem widersprochen. Die Übrigen wussten es nur nicht mehr.«
»Ein Priester?«
»Ja, möglich. Auch sie sind Menschen und nicht unfehlbar. Du weißt selbst, dass es abtrünnige Diener der Kirche gibt, und manche von ihnen gehen einen extremen Weg.«
»In der Tat.«
»Und jetzt haben wir hier ein Problem.«
Ich sah die Sorgenfalten auf der Stirn meines Freundes und fragte: »Du gehst von einem dämonischen oder schwarzmagischen Hintergrund aus, sonst säße ich nicht hier.«
»Ja.«
»Hast du den Fall eingrenzen können? Bist du schon auf eine Spur gestoßen durch reines Nachdenken.«
»Die Spur ist das Feuer, John. Ich betone noch mal, dass der bedauernswerte Urs Meyer nicht durch ein chemisches Mittel in Brand gesteckt wurde. Die Schuld trug einzig und allein unser Unbekannter.«
»Dann ist der das Feuer. Oder hat es in sich gehabt.«
»Genau.« Ignatius wies mit dem Finger auf mich. »Es ist ihm sogar gelungen, es auf einen anderen Menschen zu übertragen, und wir müssen uns fragen, wie er das geschafft hat.«
»Magie, denke ich.«
»Leider.« Ignatius hob die Schultern. »Leider bin ich kein Fachmann, was dieses Gebiet angeht...«
»Na, na, na...«
»Moment, John. Ich meine diese bestimmte Art von Magie. Was war das für ein Feuer? Würdest du es als normal beschreiben?«
»Das wohl eher nicht.«
»Also was dann?«
Ich trank einen Schluck Wasser und sagte dann: »Vielleicht kann man von Höllenfeuer sprechen?«
»Man muss es, John. Das Feuer des Bösen. Ich weiß mir keinen anderen Rat. Dieser Mensch hat einen Teil der Hölle in sich gehabt, und wenn wir herausgefunden haben, wie es passiert ist, dann haben wir auch diesen extremen Fall gelöst.«
Ich lächelte etwas kantig. »Es wird nicht einfach sein, das mal vorweggenommen.« Mir schwebte noch ein Gedanke durch den Kopf. Erst jetzt kam ich dazu ihn auszusprechen. »Ich möchte noch mal auf die Zeugen zu sprechen kommen, die den höllischen Brandstifter gesehen haben. Wenn das der Fall war, dann hätten sie ihn auch beschreiben können. Habt ihr in dieser Richtung etwas unternommen?«
»Sicher. Wir haben einen Polizeimaler besorgt, der ein Phantombild angefertigt hat. Wir haben es auch mit dem Computer versucht und sind so zu einem Ergebnis gekommen.«
»Das ist doch was.«
»Mal schauen, wie es läuft. Das Bild ist nicht nur hier im Vatikan verteilt worden, wir haben auch die römische Polizei mit vor den Karren gespannt. Sollte die Zeichnung sehr genau zutreffen, wird es der Mörder schwer haben unterzutauchen – selbst in einer quirligen Stadt wie Rom. Nur haben wir bislang kein Feedback erhalten, aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.«
»Das sollten wir auch nicht. Hast du schon mal daran gedacht, dass er sich auf dem Gebiet des Vatikans sehr gut auskennt?«
»Auch.«
»Und dass er unter Umständen eine gewisse Beziehung zur Schweizer Garde hat?«
»Auch das haben wir in unsere Recherchen mit einbezogen. Mario Carlesi ist damit beschäftigt, sich um sie zu kümmern. Er ist unterwegs, aber er müsste bald kommen.«
»Ja, dann könnte ich mit ihm Zusammenarbeiten. Suko ist zu Hause geblieben.«
»Wollte er nicht?«
»Das hier ist nicht so sein Ding. Das muss man akzeptieren. Und zwingen kann ich ihn nicht.«
»Das ist klar.«
»Alle haben das Bild gesehen, John, nur du nicht.«
»Genau danach wollte ich dich fragen.«
»Hier ist es.« Ignatius griff neben sich und hob die Zeichnung an, die
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