Der Feuer-Dämon
wenn sich jemand aus der Truppe als Verräter erweisen würde.«
»Abwarten. Das steht noch nicht fest.«
»Aber ich muss daran denken. Dieser Brandstifter hätte sich so viele andere Personen aussuchen können, aber nein, er geht dorthin, wo sich ein Gardist in seiner auffälligen Kleidung aufhält. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Oder er hat es bewusst getan, aber das werden wir herausfinden, ich schwöre es.«
»Genau.«
»Was denken Sie denn?«
»Im Moment nichts, Mario. Ich fühlte mich trotz Ihrer Gegenwart ein wenig verlassen. Das hier ist für mich kein Heimspiel, wie Sie sich sicherlich denken können.«
»Ja, Rom ist eine Stadt mit sehr vielen Facetten.« Der Gardist schaute aus dem Fenster auf die Häuser, die in unterschiedlicher Höhe gebaut worden waren und dicht zusammenklebten. Ein Teil des Lebens spielte sich bei diesem Wetter auch draußen ab. So sahen wir die Geschäfte, die Lokale und die Menschen, die in dieser Umgebung wohnten, wo jeder jeden kannte.
Jetzt fuhren wir auf einen Parkplatz zu. Es gibt große und weniger große Plätze in Rom. Dieser hier gehörte zu den kleinsten, und entsprechend klein war auch der Markt.
Aber er war auch überfüllt, und an der Haltestelle drängelten sich die Menschen, die einsteigen wollten. Zumeist hielten sie prall gefüllte Taschen und Tüten in den Händen.
Nach zwei ruckartigen Bremsversuchen hielt der Bus an, und so konnten wir endlich aussteigen. Die Sonne hatte auf das Dach und auch gegen die Scheiben geschienen, und das Fahrzeug war so zu einer Sauna geworden.
Ich war froh, wieder frische Luft schöpfen zu können, auch wenn wir in all die Gerüche traten, die über dem kleinen Markt schwebten. Es roch nach Gewürzen, nach Käse und nach Fisch, der seinen Platz auf dem Eis gefunden hatte. Obst und Gemüse wurden angeboten und gekauft. Die Leute drängelten sich um die Stände, verhandelten, probierten, tasteten die Waren ab, schimpften auch mal oder unterhielten sich lachend.
Das war Leben pur und wurde bestrahlt von einer typisch italienischen Sonne.
Mario Carlesi war stehen geblieben. Wer ihn so sah, hätte ihn nie für einen Gardisten gehalten. Er trug eine rehbraune Lederjacke und dazu eine schwarze Tuchhose. Das Hemd zeigte dünne, braune Quer- und Längsstreifen.
»Und wo müssen wir hin?«
»Da fragen Sie mich was, John.« Er hielt die Hände weiterhin in seine Hüften gedrückt und drehte sich auf der Stelle. »Ich weiß, dass sich die Gasse irgend wo hier befindet, aber fragen Sie mich nicht, wohin genau wir müssen.«
»Dann können wir uns bei den Leuten hier erkundigen.«
»Das werde ich auch.«
Ein älterer Mann, der einen Beutel mit Orangen in der Hand hielt, war Marios Opfer.
Er sprach ihn an. Dabei redete er so schnell, dass ich kaum ein Wort verstand.
Aber er bekam eine Antwort. Der Mann deutete auf eine bestimmte Gasse und fügte sogar noch etwas hinzu, was der Gardist mit einem Lächeln und Nicken quittierte.
»Bene, John, wir können.«
»Wunderbar.«
Das Gedränge auf dem Marktplatz wollten wir uns ersparen. Deshalb umgingen wir die kleine Piazza und tauchten bald in die Gasse ein, in der trotz ihrer Inge noch kleine Autos parkten. Auf den handtuchbreiten Gehsteigen saßen die Leute zusammen und unterhielten sich. Sogar die typische Wäsche hing von einer Seite zur anderen auf einer Leine. Das war Italien wie aus einem Bilderbuch.
Da lagen die Leitungen außen. Regenrohre zitterten, wenn ein Windstoß durch die Gasse fuhr, und das Pflaster, auf dem kleine Kinder spielten, war teilweise aufgerissen.
Mario schaute sich nach Hausnummern um. Nicht jedes Haus besaß eine, aber wir trafen einen Briefträger, den er fragte, und der wies uns den richtigen Weg.
Vor einem sehr schmalen Haus blieben wir stehen. Eine hellbraune Fassade, die zum Teil abgebrochen war. Recht große Fenster, wobei von einigen Klappläden hingen, und eine Haustür, die in einer Nische lag. Dort hockten sich zwei Jungen gegenüber und spielten mit ihren Gameboys. Wir stiegen über die Kinder hinweg. Der Briefträger hatte uns auch gesagt, in welche Etage wir mussten. Es war ausgerechnet die oberste, und die alte Holztreppe machte keinen sehr Vertrauen erweckenden Eindruck. Wir mussten sie trotzdem nehmen. Da das Haus rechts und links durch andere Bauten eingeklemmt war, gab es an den Seiten in den einzelnen Etagen keine Fenster. Daher stiegen wir beinahe im Dunkeln unserem Ziel entgegen.
In der vierten Etage stoppten wir.
Es gab
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