Der Feuer-Dämon
wir zur Sache. Die erste Frage stellte Ignatius. Er wollte wissen, ob die Bildfahndung einen ersten Erfolg gebracht hätte.
»Nein, hat sie nicht.«
»Das ist schlecht.«
Carlesi nickte. »Wir sollten die Flinte trotzdem nicht ins Korn werfen, Father. Ich habe mich etwas um das Privatleben meines verstorbenen Mitarbeiters gekümmert. Wenn wir seine Heimat in Zürich mal außen vor lassen, wo ich den Eltern den Tod ihres Sohnes telefonisch beibringen musste, dann findet sich dort nichts, das auf eine neue Spur hingewiesen hätte. Urs war von seiner Herkunft her perfekt für uns. Aber er hatte auch hier ein Privatleben, das wusste keiner von uns. Wir mussten seinen Spind ausräumen. Dabei haben wir einige Liebesbriefe gefunden. Geschrieben wurden sie von einer gewissen Claudia Conti, und diese Frau habe ich ausfindig machen können, wobei mich die römische Polizei sehr unterstützt hat.«
»Ausgezeichnete Arbeit, Mario. Also wissen Sie, wo diese Claudia Conti zu finden ist.«
» Si! «
»Und Sie waren schon bei ihr?«
»Nein, dazu war nicht die Zeit.« Er warf mir einen Blick zu. »Aber ich denke, dass John und ich das nachholen.«
»Gut«, meinte ich.
»Und wo wohnt sie?«, fragte Ignatius.
»Zum Glück nicht außerhalb in diesen Trabantenstädten. Sie lebt bei ihrer Großmutter nicht weit von hier. Sie arbeitet als Schwesternschülerin in einem Krankenhaus und hat einen Nachtdienst hinter sich, sodass ich denke, dass wir sie zu Hause antreffen werden.«
»Noch besser.«
Auch ich zollte dem Gardisten ein inneres Lob. Er hatte gute Arbeit geleistet.
»Wann können wir fahren?«, fragte ich.
»Wenn Sie wollen, sofort.«
»Und ob ich will. Nehmen wir einen Wagen oder...«
»Nein, nein, da ist der Bus besser, glauben Sie mir. Ich wüsste wirklich nicht, wo wir parken sollen.«
Father Ignatius stand auf. Er wusste, dass es uns drängte. »Dann wünsche ich Ihnen und mir viel Glück.«
»Danke, das können wir brauchen.«
***
Wir mussten nicht über den Tiber fahren und konnten auf dieser Flussseite bleiben. Die Fahrt mit dem Bus ging in südliche Richtung. Ich lernte das Rom ohne Sehenswürdigkeiten kennen und erfuhr auf der Fahrt durch enge Straßen und um kleine Plätze herum etwas mehr über die Schweizer Garde.
Jeder Soldat wurde vereidigt. Immer tapfer und treu, hieß es da. Die Aufgaben waren vielfältig. Der Soldat musste Wache schieben und dabei die Tore des Vatikans sichern. Er stand beim Gottesdienst neben dem Altar und war auch präsent, wenn Staatsbesucher eintrafen. Wer aus dem Dienst ausschied, brauchte sich um seinen Job keine Gedanken zu machen. Firmen nahmen die Gardisten gern, vor allen Dinge welche, die mit Sicherheitskonzepten und Bewachungen beschäftigt waren.
»Warum gerade Schweizer?«, fragte ich und spürte unter meinem Hintern einen Knubbel auf der harten Sitzbank.
»Alles Tradition.«
»Aha.«
»Papst Julius II. bat 1506 die Eidgenossenschaft um 200 Fußsoldaten, um ihn und seine Paläste zu schützen. Schweizer Söldner genossen damals den besten Ruf. Sie standen auch im Dienst des französischen Hofs.«
»Sie kamen also in den Vatikan.«
»Ja, John, und sie mussten zwanzig Jahre später ihren Eid einlösen. Da mussten sie den Vatikan gegen spanische und deutsche Kriegsknechte verteidigen. Dabei verloren 147 Gardisten ihr Leben, und das würden meine Soldaten auch heute noch hingeben.«
»Beeindruckend, wenn man sich darauf verlassen kann.«
»Da sagen Sie was.«
»Gab es schon mal Probleme mit der Garde?«
»Nein, nicht dass ich wüsste. Nicht mit der Garde an sich. Mit einzelnen Mitgliedern schon, denn nicht alle packen den Dienst, selbst wenn sie das Auswahlverfahren bestanden haben.«
»Wie sieht das aus?«
»Die Männer müssen katholisch sein und einen guten Leumund haben. Nicht älter als 30, nicht kleiner als 1 Meter 74. Es gibt dann eine gute Ausbildung. Der Umgang mit Waffen wird gelehrt. Dazu zählen Sturmgewehr, Pistole und Hellebarde. Hinzu kommt ein Grundkurs in Karate. Marschieren und Salutieren gehört auch noch dazu. Einen Kurs in italienischer Sprache müssen sie auch absolvieren. Meine Leute wohnen in einer Kaserne, und es sind Ordensschwestern aus Polen, die für ihr leibliches Wohl sorgen. Sie wachen auch des Nachts und übernehmen Patrouillengänge. Das ist aber nur ein kurzer Überblick.«
»Nicht schlecht, Ihre Mannschaft.«
»Danke, John.« Carlesi lächelte. Dann wurde er sehr schnell ernst. »Um so erschreckender wäre es für mich,
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