Der Feuer-Dämon
bitte.«
»Okay.«
Als er den Balkon betrat, deutete ich nur in die Höhe. Auch er sah das Gesicht und flüsterte: »Ist sie das?«
»Ich denke schon.«
Claudia tat nichts. Sie starrte uns nur an. Ihre Lippen zuckten, und als sie sich überwunden hatte und anfing zu sprechen, da sagte sie: »Ich kenne Sie!«
Nicht ich war gemeint, sondern Mario. »Woher denn?«
»Von einem Bild.«
»Ach ja?«
»Urs hat es mir gezeigt«, erklärte sie. »Ein Foto von seinen Kameraden, und Sie waren auch darauf zu sehen.«
»Sehr schön, dass Sie sich erinnern. Ich war sein Chef. Mein Name ist Mario Carlesi.«
»Von einem Mario hat er auch gesprochen.«
»Gut, dann wissen Sie ja, dass Sie uns vertrauen können, Claudia.«
»Ich habe Angst.«
»Sie brauchen sie nicht mehr zu haben«, versicherte er.
»Doch, wenn er zurückkommt. Er ist noch in der Nähe, das weiß ich. Er sucht mich!«
»Das mag sein«, sagte Carlesi, »aber jetzt sind wir ja da. Wir werden Sie beschützen.«
»Ich weiß nicht.«
Mario streckte ihr die Arme entgegen. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen vom Dach.«
»Und dann?«
»Sehen wir weiter.«
Ich wollte nicht stören und zog mich deshalb in die Wohnung zurück. Auf dem zweiten leeren Bett lag eine Decke. Die nahm ich und drapierte sie über die verbrannte Tote. Ich wollte nicht, dass Claudia einen Schock bekam, wenn sie ins Zimmer trat.
Das passierte wenig später. Mario hielt die junge Frau an der Hand fest. Dabei sprach er mit leiser Stimme auf sie ein. Claudia Conti hielt den Kopf abgewandt und schaute zur Seite, um nicht das belegte Bett ansehen zu müssen.
Wir gingen in den Nebenraum. Eine Küche mit alten Möbeln und einem Sofa. Das Fenster war hier kleiner. Fliegen schwirrten umher. Ihr Summen war laut, aber nicht so sehr zu hören wie die Atemzüge der jungen Frau, die sich erst mal sammeln musste. Dass sie einem grauenvollen Schicksal entkommen war, das wusste sie. Um besser sprechen zu können, bat sie um ein Glas Wasser.
Sie bekam es von mir.
Wir ließen sie in Ruhe, obwohl uns beiden die Fragen auf den Zungen brannten, aber Claudias Wohlergehen war jetzt wichtiger. Einige Male leckte sie sich über die Lippen, nachdem das Glas leer getrunken war.
Sie war eine hübsche Person. Ich schätzte sie auf achtzehn Jahre. Trotz ihrer Angst sah sie irgendwie frisch aus. Das mochte an ihren roten Wangen liegen und an der so glatten Haut. Das braune Haar hatte sie im Nacken mit einer Samtschleife zusammengebunden. Ihre Augen besaßen wie gleiche Farbe wie die Haare.
Bevor wir noch eine Frage stellen konnten, öffnete sie den Mund und begann zu sprechen. »Ich habe mich verstecken können. Ich bin auf das Dach geklettert, weil ich mich dort auskenne. Im Nebenhaus gibt es eine Luke, die offen war. Da bin ich abgetaucht.«
»Wer hat dich denn besucht?«, fragte der Gardist.
»Ich habe ihn nur durch die Tür gesehen, weil ich mich im Nebenraum befand. Er war wie ein Geistlicher gekleidet. Er trug eine Soutane. Meine Großmutter hat ihm geöffnet.«
»Und was geschah dann?«
»Er wollte mich sprechen.«
»Aber Sie nicht ihn?«
»Ja, so ist es. Ich wollte nicht mit ihm reden.« Sie presste die Lippen zusammen, und es war zu sehen, dass sie eine Gänsehaut bekam.
»Warum nicht?«
»Ich hatte Angst.«
»Gab es dafür einen Grund? Kannten Sie ihn? Haben Sie schon mal mit ihm zu tun gehabt?«
Claudia schüttelte den Kopf.
»Und trotzdem hatten Sie Angst.«
»Ja, denn ich wusste, wer er war. Urs hat es mir erzählt. Er hat ihn mir mal beschrieben, denn auch er fürchtete sich vor ihm. Er hat gesagt, dass er gefährlich ist und dass man ihm nicht trauen kann.«
»Was wollte er denn von Urs?«
Sie räusperte sich. »Das weiß ich nicht so genau. Urs sagte immer, dass er sich an ihn herangemacht hat, was er als schlimm empfand. Er muss versucht haben, ihn zu erpressen, weil er etwas Bestimmtes von ihm wollte.«
»Aber Urs ist nicht darauf eingegangen.«
»Genau. Das konnte er auch nicht. Er war Gardist. Er hatte einen Eid geschworen. Und was dieser Fremde verlangte, das muss sehr schlimm gewesen sein.«
»Hing es denn mit der Garde zusammen?«
»Das kann sein. Urs hat mir ja nichts erzählt. Aus Sicherheitsgründen.«
Ich fragte: »Hatte dieser Mensch denn auch einen Namen?«
Claudia schaute mich an, als würde sie mich erst jetzt richtig wahrnehmen. Ich versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln, was auch half, denn Claudia nickte.
»Bestimmt«, sagte sie, »aber ich kenne ihn
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