Der Feuer-Dämon
zu übersehen, und wenn jemand wie er plötzlich in Flammen aufgeht, dann erregt diese Tatsache mehr Aufmerksamkeit als bei einem normalen Besucher. So jedenfalls denke ich, und ich weiß nicht, ob Sie mir da zustimmen können.«
»Nur zum Teil«, gab Ignatius zu.
»Und woran hakt es?«
»Nicht an dem, was geschehen ist. Es liegt an Ihrer Folgerung.« Ignatius senkte seine Stimme, denn das, was er Carlesi sagen wollte, war nicht leicht zu verdauen. »Ich kann mir eher vorstellen, dass es dieser Mann – oder was immer er auch ist – auf die Garde abgesehen hat. Auf dem Petersplatz hat er seinen ersten Mord verübt...«
Carlesi fiel Ignatius ins Wort. »Und Sie meinen, dass noch weitere Taten folgen werden?«
»Ob das so zutrifft, kann ich nicht sagen, aber ich kann es leider auch nicht ausschließen.«
»Das ist hart.«
»Ich weiß.«
Der Gardist schwitzte plötzlich und holte ein Tuch hervor, um sich über das Gesicht zu wischen. »Kann man davon ausgehen, dass man es auf die Institution abgesehen hat?«
»Ich weiß es nicht, aber ich möchte auch nichts ausschließen.«
»Dann muss ich meine Männer warnen.«
Ignatius winkte mit beiden Händen ab. »Langsam, man darf nichts überstürzen. Zunächst müssen wir beide davon ausgehen, dass es sich um eine Theorie handelt. Man muss gewisse Dinge eben durchspielen und alle Faktoren berücksichtigen.«
»Ja, ja, das glaube ich Ihnen. Aber ich kann nicht begreifen, dass man uns angreifen will. Wer hasst uns so?«
Ignatius hob die Schultern. »Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.«
»Wer hat die Macht, so etwas zu tun?«
Ignatius lächelte. »Sie haben das Wort Macht verwendet. Ich denke, dass es eine Macht gewesen ist. Allerdings eine böse, eine gefährliche und eine dämonische. Ich will den Teufel zwar aus dem Spiel lassen, aber der Begriff teuflisch fällt mir dazu ein, denn er ist seit Urzeiten der Widersacher, egal, in welcher Gestalt das Böse auch auftritt. Auf seinem Gebiet ist es perfekt.«
»Sie machen mir Angst, Father Ignatius.«
»Nein, nicht ich mache Ihnen Angst. Wenn, dann ist es die andere Seite, die wir bekämpfen müssen.«
»Und? Haben Sie sich da schon einen Plan zurechtgelegt, wie das geschehen soll?«
»Ja, das habe ich. Wir werden es nicht allein tun. Ich habe einen Freund in London. Er heißt John Sinclair, und er ist ein Mann, der sich mit Dingen beschäftigt, die oft außerhalb unseres normalen Vorstellungsvermögens liegen. Ich kenne John gut, und man nennt ihn nicht umsonst den Geisterjäger oder den Sohn des Lichts. Deshalb möchte ich ihn gern hier in Rom haben, damit er uns zur Seite steht.«
»Ja, aber er weiß auch nicht mehr als wir.«
»Noch nicht. Er wird natürlich recherchieren müssen, und zugleich ist er so etwas wie ein Lockvogel.«
»Wieso?«
»Ganz einfach. Er könnte die Feinde anlocken, falls sie merken, dass er mitmischt. Aber das sind alles Theorien. Tatsache ist, dass ich ihn noch heute anrufen werde, damit er morgen schon hier in Rom sein kann. Falls er Zeit hat.«
»Ja, wenn Sie meinen.«
»Sie werden ihn natürlich kennen lernen, und ich kann mir auch vorstellen, dass Sie beide gut Zusammenarbeiten werden. Er ist ebenso aufrecht wie Sie.«
»Danke, Father.« Der Gardist krauste die Stirn. »Und Sie meinen, dass ich meine Mitarbeiter nicht warnen soll?«
»Noch nicht. Es soll zu keiner Panik oder großen Aufregung kommen. Das können wir jetzt nicht vertragen.«
»Verstehe.« Der Gardist trank sein Glas leer. Sein Lächeln wirkte hölzern, als er sich erhob und dem Chef der Weißen Macht die Hand reichte.
»Es wird schon gut gehen«, sagte Ignatius. »Bisher haben wir jede Auseinandersetzung gewonnen, und das wird auch jetzt so sein, da wir diesen Feuer-Dämon jagen.«
»Oh, Sie haben ihm bereits klassifiziert?«
»Es ist so meine Art. Ich habe es aus meinem schottischen Klosterleben übernommen.«
»Gut, dann kann ich nur hoffen, dass John Sinclair auch die Zeit findet, um uns zu helfen.«
Ignatius lächelte optimistisch. »Bisher hat er noch keiner meiner Bitten ausgeschlagen.«
»Dann freue ich mich auf seine Unterstützung.«
Der Gardist verließ den Raum mit der hohen Decke, und Ignatius nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Er fühlte sich plötzlich müde und ausgelaugt. Diese Tat am helllichten Tag auf dem Petersplatz hatte ihn mehr mitgenommen, als er zugeben wollte. Und dass ein Schweizer Gardist verbrannt war, machte die Sache nicht leichter. Zudem war dies
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