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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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bräuchten wir Bäume. Viele hohe Bäume aus einem Holz, das genau die richtige Härte entwickelt, wenn es trocknet.«
    »Welche anderen Waffen haben sie?«
    »Ein paar Speere. Einige der Krieger tragen kurze Schwerter. Da sind wir mit unseren langen Klingen im Vorteil. Aber man sollte sich nicht auf Ringkämpfe mit ihnen einlassen.« Belén legt das Messer auf die abgeschabte Tierhaut und schiebt den Ärmel seines Gewands hoch. Vier weiße, wulstige Linien ziehen sich nebeneinander über seinen Unterarm.
    Mir läuft ein Schauer über den Rücken. »Das sieht aus wie die Spur von riesigen Krallen oder Klauen.«
    Er nimmt das Messer wieder zur Hand. »Ich glaube nicht, dass sie Klauen haben. Eher Handschuhe, die an den Fingerspitzen mit scharfen Zacken versehen sind. Sie kämpfen wie Tiere. Wie Berglöwen, nur nicht so gerissen.«
    Wieder muss ich an die Perditos denken. Mein Magen macht einen kleinen Satz, als ich mich an die Angriffe erinnere, die so gar keinem Muster zu folgen schienen, und an ihre eleganten schleichenden Bewegungen.

    »Aber die Waffe, auf die man wirklich achten muss«, fährt Belén fort und unterstreicht die Silben mit kurzen Messerstößen, »ist das Amulett eines Animagus. Sie tragen es an starken Ketten oder Lederbändern um den Hals. Und niemals wird es zu Beginn einer Schlacht eingesetzt, was mich immer gewundert hat, aber nach einer Weile beginnen diese Amulette zu glühen, und es strömt Licht heraus, rein und weißglühend und schnell wie ein Pfeil. Es verbrennt alles, was es berührt.« Betrübt schüttelt er den Kopf. »Wir haben einige kleinere Kämpfe gegen Invierne gewonnen, obwohl wir gewöhnlich in der Unterzahl sind. Aber sobald sie von einem Animagus geführt werden, verlieren wir. Schnell und deutlich. Wir haben gelernt, den Rückzug anzutreten, sobald wir ein glühendes Amulett sehen.«
    Über die Animagi muss ich mehr in Erfahrung bringen; sie sind offenbar der Schlüssel zur Kampfesstärke unserer Gegner. Die allererste Erwähnung dieser Magier in einer Schlacht findet sich im Bericht von Hitzedar dem Bogenschützen.
    Seitdem sind sie nur gelegentlich wieder aufgetaucht, aber nach dem, was Alentín und Belén erzählen, ist es gang und gäbe, dass ein solcher Hexenmeister Inviernes die Angriffe hier begleitet.
    »Belén, ich muss mehr über die Animagi wissen. Was essen sie? Welche Art von Kleidung tragen sie? Was wollen sie? Vielleicht ist schon einmal jemand in ihr Lager eingedrungen. Vielleicht hat Conde Treviño …«
    »So was musst du Cosmé fragen.«
    »Was?«
    »Cosmé. Wenn du irgendetwas wissen willst, das mit raffiniertem
Bespitzeln zu tun hat«, er sieht mich an und hebt die Augenbrauen, »dann frag sie. Sie ist eine Spionin.«
    Ich lasse den Kopf in die Hände sinken. Natürlich ist sie das. Wahrscheinlich ist sie beim Ausspionieren ebenso schrecklich tüchtig wie beim Wäschezusammenlegen. Schnell bedanke ich mich bei Belén und laufe wieder los, um sie zu finden, diese Karawanenführerin, Zofe, Heilerin und Spionin in einer Person.
    Cosmé kümmert sich wie gestern in der halbrunden Höhle um die Verwundeten. Es ist noch ein Mann in der Nacht gestorben, teilt sie mir in knappen Worten mit, noch bevor ich etwas sagen kann. Aber die anderen werden vielleicht wieder gesund. Es wird ein paar Tage dauern, bevor sich das sicher sagen lässt.
    »Darf ich etwas fragen?« Eigentlich erwarte ich, dass sie mich wegscheucht, aber ich muss es versuchen.
    »Worum geht es?«
    »Ums … Spionieren.«
    Sie hebt eine Augenbraue.
    »Ich versuche, mehr über Invierne zu erfahren. Vor allem über die Animagi. Würden mein Vater oder meine Schwester an Conde Treviños Stelle herrschen, hätten sie das Lager des Feindes schon mit Spitzeln durchsetzt. Wir wüssten, wer sie anführt, wie ihre Pläne aussehen, was sie zum Frühstück essen, was sie …«
    »Treviño weiß gar nichts.«
    Meine Enttäuschung steckt mir wie ein Kloß im Hals. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.« Sie erhebt sich steif und sieht mich an. »Das habe ich auch vorgeschlagen, als ich an seinem Hof
war. Ich war der Meinung, wir hätten mit der Vorratslieferung gleich ein paar Spione mitschicken sollen. Aber der Conde und seine Tochter hielten das für zu gefährlich.«
    Das verstehe ich nun überhaupt nicht. »Vorratslieferung?«
    Cosmé verzieht verächtlich das Gesicht. »Der gute Conde ist ein Abkommen mit Invierne eingegangen, musst du wissen. Sie greifen seine Ländereien nicht an, und er schickt ihnen

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