Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
aus Meravanes Blut war in der Vision gemeint, sondern Mera.«
    »Du meinst, ich soll den Kaiser herausfordern?« Mera hob abwehrend die Arme.
    »Die Weissagung der Runikönigin Menanderah deutet darauf hin.«
    »Woher weißt du das? Der Wind kann dir das doch nicht alles gesagt haben?« Hekendialondilan fürchtete plötzlich, sie und ihre Freunde könnten in eine Falle des Feindes geraten sein, und sie suchte nervös nach einem Ausweg.
    Reodhendhor begann zu lachen. »Ich weiß es von dir. Ich bin ein Geist, und Geister können starke Gedanken empfangen. Du, meine Kleine, denkst sehr intensiv. Wenn ich dein Wissen mit demvon Mera und den anderen vereinige, fügt sich vieles zusammen, das euch jetzt noch unerklärlich erscheint.«
    »Aber ...«, begann Mera, doch der Runi hob die Hand.
    »Kein Aber! Die Zeichen sind deutlich. Entweder es gelingt dir, den Herrn von Gurrland von seinem Thron zu stürzen, oder keinem. Du wirst jedoch klug und im Verborgenen vorgehen müssen und darfst auf keinen Fall den geraden Weg nach Gurrland nehmen. Oder vielleicht doch?« Reodhendhor zögerte kurz und musterte Mera und Hekendialondilan.
    »Euer Schiff ist weiß, das mag den Herrn des Feuerthrons täuschen. Es erfordert jedoch viel Kühnheit von euch, diesen Weg zu beschreiten. Doch wenn ihr es wagt, werden die Spielleute noch in tausend Jahren von euren Taten singen.«
    Kip kicherte. »Tausend Jahre! Das sind ja noch mehr als die dreihundert, die Heke uns bereits voraushat. Aber sie könnte es ja noch erleben.«
    Niemand ging auf seine Bemerkung ein. Mera fühlte sich wie mit siedendem Wasser übergossen. Ihre Haut brannte, und ihr Gehirn rang verzweifelt nach einem vernünftigen Gedanken. »Ich kann doch nicht so einfach nach Gurrland gehen und den Kaiser auffordern, mir seinen Thron zu überlassen. Und selbst wenn es mir gelänge: Wer sagt, dass ich unter dem Einfluss des Thrones nicht genauso schrecklich regieren würde wie jener, der jetzt darauf sitzt?«
    Reodhendhor sah sie so durchdringend an, als könne er ihr ins Herz schauen. »Ich! Das verrät mir die Lauterkeit deines Wesens. Du wirst Gurrland streng, aber gerecht führen und den anderen Inseln die Freiheiten lassen, die sie benötigen.«
    »Möge die Blaue Göttin geben, dass du recht hast.« Irgendetwas in Mera sagte ihr, dass die Entscheidung gefallen war. Als Reodhendhor dann noch berichtete, dass die Gurrländer die Schlacht um Gelonda gewonnen hätten und auf Malvone einmarschierten, wusste sie, dass auch für Ilyndhir die Tage des Friedens und der Freiheit gezählt waren.
    »Also fahren wir nach Gurrland! Das heißt, wenn Hekendialondilan uns ihr Boot zur Verfügung stellt.« Sie blickte ihre Freundin fragend an.
    Die junge Runi starrte unschlüssig auf ihre Hände und schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte.
    Reodhendhor legte ihr die Hand auf die Schulter. »Hekendialondilan, du wirst tun müssen, was keine andere Runi dieser Zeit wagen würde, und diese Kinder begleiten. Du bist das Licht, das den Kaiser des Südens täuschen kann!«
    »Dann ist es so bestimmt!« Hekendialondilan atmete erleichtert auf, weil der Geist des gelben Runi ihr die Entscheidung abgenommen hatte.
    Girdhan lachte hart auf. »Was ihr plant, ist ja alles schön und gut! Aber bevor wir nach Gurrland aufbrechen, müssen wir zuerst Sianderilnehs Bluthunden entgehen. Ich sehe ihre Schiffe am Rande des Geburtsortes der Stürme kreisen und auf uns lauern.« Seine Bemerkung riss sogar Reodhendhor wieder in die Gegenwart zurück.
    Der gelbe Runi musterte Girdhan verwundert. »Wie ist es dir möglich, die Schiffe durch all die magischen Gewalten zu erkennen, die hier toben?«
    Mera hob den Kopf und versuchte, die unwirkliche Landschaft um sie herum zu durchdringen, um zu erkennen, was Girdhan sah. Es gelang ihr leichter als zu Anfang. »Es ist auf einmal so still um uns herum, so als würden die magischen Kräfte schlafen. Das verlockt unsere Verfolger, sich den Klippen zu nähern und den Ring enger zu schließen!«
    »Hoffentlich ist diese Siandersonstwas mit ihrem Kahn abgesoffen«, warf Kip hoffnungsvoll ein.
    Hekendialondilan, die nun auch weit aufs Meer hinausschauen konnte, schüttelte sich. »Sie ist entkommen und befindet sich jetzt auf einem anderen Boot. Ich spüre ihren Zorn. Der Frau sollten wir lieber nicht begegnen!«
    Da es im Augenblick keine magischen Stürme gab, vermochte die junge Runi Sianderilnehs Gefühle und Gedanken wahrzunehmen – und schauderte. Die Cousine der

Weitere Kostenlose Bücher