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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Ilyndhir und Herrscherin der vereinigten Nördlichen Inseln, willkommen.«
    Die meisten Flüchtlinge atmeten auf, und nur ein alter Edelmann, der noch in den letzten Kriegen um Teren mitgefochten hatte, murmelte ein verächtliches »Blaukopf!«, allerdings so leise, dass kaum einer es mitbekam.
    Tendel erwiderte nun den Gruß und bat den ilyndhirischen Kapitän, ihn mit seinem Schiff in den Hafen von Ilynrah zu eskortieren.
3
    Der Empfang in Ilynrah war herzlicher, als die Malvon er es erwartet hatten. Man brachte sie in den Palast und setzte ihnen dort Speisen aus Teren vor, gegen die sie im Gegensatz zu den ilyndhirischen Gerichten keinen Widerwillen empfanden.
    König Tendel selbst, sein Hofmagier und mehrere Männer aus seiner nächsten Umgebung wurden nach einer kurzen Stärkung in den Thronsaal geführt, in dem Ilna V. bereits auf sie wartete. Die Königin war einst eine recht stattliche Person gewesen, zumindest für ihre in Tendels Augen geringe Größe. Aber nun wirkte sie abgemagert und so bedrückt, als stünde der Feind bereits vor den Mauern ihrer Hauptstadt.
    Neben dem Thron stand Yanga, die die Eintretenden mit höhnischen Blicken maß. »So sieht man sich wieder, Ethrul«, begann sie und verletzte damit das Anrecht der Königin, als Erste das Wort zu ergreifen. Sie trat einen Schritt auf den Magier zu und strahlte dabei in einem blauen, aber unnatürlich dunklen magischen Licht. Ethrul musste die Augen abwenden, weil die Gegenfarbe ihm Schmerzen bereitete. Dennoch fühlte er in Yangas Ausstrahlung Schwingungen, die nicht so recht zu einer blauen Hexe passen wollten.
    Sollte sie doch diejenige sein, die fähig war, den Herrn des Feuerthrons zu stürzen?, fragte er sich und klammerte sich an diese Vorstellung, die seinen eigenen Visionen neues Leben einhauchte.
    Aus diesem Grund verbeugte er sich weitaus tiefer vor Ilna V. und ihrer Hexe, als er es sonst getan hätte. Im Gegensatz zu Yanga vergaß er jedoch nicht, was er dem Zeremoniell schuldete, und überließ es seinem Herrn, als Erster das Wort zu ergreifen. Doch auch sein Herr wusste, was er der Höflichkeit schuldete, und wartete ab, bis die Königin ihn ansprach.
    Sie bedachte ihn mit einem Lächeln. »Seid willkommen, KönigTendel, und auch Ihr, Hofmagier Ethrul. Mein Gruß gilt auch den wenigen, die mit Euch diesen entsetzlichen Schlächtern aus Gurrland entkommen sind.«
    »Ich danke Euch, Majestät. Doch so wenige sind es nicht. Mein Flaggschiff war voll von Menschen, und ich hoffe, dass auch noch anderen Schiffen die Flucht geglückt ist.«
    »Davon haben wir noch nichts erfahren!« Yanga machte deutlich, dass sie nicht im Schatten der Königin stehen wollte. In diesen Tagen galten Magie und Hexenkunst mehr als eine Krone, und sie spottete in Gedanken über Ethrul, der noch immer Achtung vor einem König zeigte, der längst jedes Recht darauf verloren hatte.
    Ilna V. räusperte sich verärgert. Die Art, in der ihre Hexe sich vordrängte und das Wort an sich riss, war mehr als ungehörig. In einer Zeit, in der die Sorge um ihr Reich und ihre Krone, aber auch um ihr Volk, das ihr von der Göttin Ilyna anvertraut worden war, schwer auf ihren Schultern lastete, wäre es Yangas Pflicht gewesen, ihr diese Last tragen zu helfen. Doch stattdessen erschwerte die Hexe ihr das Regieren und behinderte sie sogar noch.
    »Ich trauere mit Euch, König Tendel, um die Toten Eures Volkes. Leider hat der Feind so überraschend zugeschlagen, dass wir Euch nicht mit mehr Truppen zu Hilfe kommen konnten!« Ilna V. wurde unter der blauen Schminke rot, so schämte sie sich. Nach der Katastrophe, die die verbündeten Heere auf Gelonda getroffen hatte, hatte weder sie noch sonst jemand in ihrem näheren Umkreis daran gedacht, Truppen nach Malvone zu schicken.
    Allerdings hatte auch niemand damit gerechnet, dass der Feind seinen Sieg so schnell dazu nutzen würde, weiter vorzustoßen. Nun war es zu spät, eine gemeinsame Abwehrfront mit ihren ehemaligen Gegnern zu bilden. Die Königin wusste nicht einmal, ob sie Soldaten nach Teren schicken sollte, welches das nächste Opfer des schwarzen Feindes werden würde. Zwar hatte das Herzogtum Anrecht auf ihren Schutz, und sie war es ihrer Stellung als Königin der Nördlichen Inseln schuldig, es nicht im Stich zu lassen. Aber diegroßen Verluste auf Gelonda hatten ihre Streitkräfte geschwächt, und wenn sie auf Teren eine ähnlich verheerende Niederlage erlitt, würde Ilyndhir sich selbst nicht mehr verteidigen können,

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