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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Falten und trat näher. Dann sah sie ihren Mann zurechtweisendan. »Er ist auch dein Sohn, und wenn das stimmt, was unser Herr . . .«
    »Brackmann.«
    ». . . Brackmann behauptet, dann hat er das eher von dir.«
    Frau Phillips kam mit kleinen eleganten Schritten auf Nathan zu. Ihr Gesicht war ernst, und doch huschte für den Bruchteil einer Sekunde ein Lächeln über ihre Lippen, das Brackmann nicht so recht deuten konnte. »Ist das wahr, Nathan?« fragte sie sanft und streichelte ihm zärtlich übers Haar. Nathan nickte verängstigt, entzog sich dieser Berührung.
    »Warum hast du das getan? Warum nur?« Engelstöne. »Oh, ich weiß, warum du es getan hast, ich weiß es genau. Mein Gott, armer kleiner Nathan!« Und dann, ohne Brackmann anzusehen: »Wenn Sie ihn schon mitnehmen müssen, dann behandeln Sie ihn wenigstens gut. Bitte!«
    Brackmann wußte nicht, wie er ihre Sanftheit verstehen sollte. Bislang hatte er Frau Phillips nur als durchsetzungsfähige, resolute Frau kennengelernt. Etwas warnte ihn, ihr Verhalten überzubewerten. Er traute weder ihrem Lächeln noch ihren Worten, das lodernde Feuer in ihren Augen sprach eine andere Sprache. Ihren zweifellosen körperlichen Vorzügen stand eine kalte und berechnende Seele gegenüber. Wer sie näher kannte, wußte, daß sie ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht war, selbst wenn sie als Wohltäterin auftrat. Nichts, was sie tat, tat sie uneigennützig.
    »Natürlich werde ich mich um Ihren Sohn kümmern, und ich verspreche Ihnen, daß wir es ihm so angenehm wie möglich machen werden. Doch eine Vergewaltigung, Frau Phillips, ist nun mal kein läppischer Ladendiebstahl. Schon gar kein Kavaliersdelikt.«
    »Natürlich, natürlich. Aber sagen Sie mir, was wir tun können, und wir werden sofort alles in die Wege leiten, wasNathan helfen könnte. Doch vorher möchte ich Sie gerne noch kurz allein sprechen, unter vier Augen.« Diesmal klangen ihre Worte sehr nachdrücklich, fast wie ein Befehl. Brackmann zögerte; er fürchtete, Phillips würde Nathan an die Kehle springen, sobald er mit ihm allein war. Phillips schien diese Besorgnis zu spüren, er winkte müde ab. »Keine Angst, ich werde mir nicht die Hände an ihm schmutzig machen.«
    Brackmann folgte ihr nach nebenan, in ein im Vergleich zu den anderen Räumen kleines Zimmer, an dessen Wänden rundum deckenhohe, aus dunkler Eiche gefertigte und mit Büchern vollgepackte Regalwände standen, das weitere Inventar bestand aus einem Schreibtisch, einem Stuhl und zwei Sesseln, durch ein kleines Fenster fiel nur spärliches Licht. Frau Phillips ging vor ihm hinein; ein Schleier Chanel No. 5 schwebte hinter ihr her. Er schloß die Tür.
    Sie stellte sich ans Fenster und schaute auf den Garten, dessen Pracht größtenteils vernichtet und nur noch zu erahnen war. Mit den Augen tastete Brackmann ihren ebenmäßigen Körper ab, selbst in diesem Augenblick hätte er sich vorstellen können, sie zu nehmen, sie auf den Tisch zu werfen, es mit ihr zu treiben. Einfach so, ohne viele Worte. Das Kleid hochschieben, den Slip runterreißen . . . Doch zwischen seinen Träumen und der Realität klaffte eine tiefe Schlucht, er war nicht Scherer, der angeblich schon bei ihr gelandet war. Brackmann blieb in der Mitte des Zimmers stehen, sie drehte sich zu ihm um, bemerkte seine sie abtastenden Blicke; sie lächelte kurz und spöttisch, sagte dann ernst: »Mein Sohn hat ein Unrecht begangen, gut, daran läßt sich jetzt nichts mehr ändern. Aber wenn ich eines hasse, dann wegen einer solchen Lappalie gleich die Pferde scheu zu machen. Haben Sie schon die Zeitung informiert?«
    »Nein, noch nicht, aber . . .«
    »Nun, ich denke«, fuhr sie ihm jetzt eisig dazwischen, »Waldstein hat im Moment sowieso andere Probleme.« Die echte Frau Phillips kam zum Vorschein. Die Temperatur im Raum sank schlagartig auf den Gefrierpunkt.
    Brackmann blieb unbeeindruckt. »Erstens, Frau Phillips, ist das, was Nathanael getan hat, keine Lappalie, und zweitens, auch wenn ich die Zeitung noch nicht informiert habe, wird es sich kaum vermeiden lassen, daß die Öffentlichkeit davon erfährt.«
    Sie schaute wieder aus dem Fenster, ihre Finger klopften unruhig auf das marmorne Fensterbrett. »Es läßt sich vermeiden. Ich wünsche, daß nichts davon an die Öffentlichkeit dringt! Es ist mir egal, wie Sie das anstellen, aber Sie sind mir dafür verantwortlich. Der Fehltritt meines Sohnes geht niemanden etwas an. Haben Sie das verstanden?« Ihre Stimme

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