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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Schadensbegrenzung.«
    Schmidt nickte, sein Blick drückte Verständnislosigkeit aus. Warum, zum Teufel, wollte Brackmann ausgerechnet dieses kleine Arschloch von Phillips schützen? Stinken vor Geld und können sich alles rausnehmen, und am Ende wird dieser Mistkerl auch noch, wie es aussieht, freigelassen! Ohne ein Wort zu sagen, erhob sich Schmidt und verließ das Büro. Brackmann setzte sich auf den frei gewordenen Stuhl, Nathan ihm gegenüber.
    »So, und jetzt erzähl mir, wie du in diese Scheiße reingeraten konntest. Aber bitte jedes Detail. Nur dann kann ich eventuell ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Brackmann wartete, doch Nathan stierte nur auf seineFinger, deren Nägel ungewöhnlich lang und schmutzig waren.
    »Willst du mir nichts sagen?«
    Nathan schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht? Es wäre besser für dich, wenn du reden würdest. Auf Vergewaltigung steht normalerweise eine hohe Strafe. Sie machen dabei auch bei Minderjährigen keine Ausnahme, darüber solltest du dir im klaren sein. Nur wenn du redest und deine Gründe einigermaßen plausibel klingen, kannst du mit einer geringen Strafe davonkommen.«
    »Bringen Sie mich bitte in meine Zelle.«
    »Warum?«
    »Ich möchte erst in aller Ruhe über alles nachdenken.«
    »Gut, wie du willst.« Brackmann stand auf und ging vor Nathan zu den Zellen. »Hier, mach es dir so bequem wie möglich, und wenn du irgendwas brauchst, dann ruf einfach. Okay?«
    Nathanael nickte wieder nur. Stumm und in dumpfe Gedanken versunken, betrat er die kleine Zelle. Es war heiß im Zellentrakt. Er setzte sich auf die mit einer braunen Decke belegte Pritsche, die unter dem kleinen Fenster stand. Sonst gab es nur noch einen Stuhl, einen alten, wackligen Tisch, eine Toilettenschüssel und ein kleines, leicht verschmutztes Waschbecken.
    »Hätten Sie vielleicht etwas Papier und einen Stift für mich? Ich würde gerne etwas aufschreiben. Und lassen Sie mich bitte allein. Ich rufe Sie, wenn ich fertig bin.«
    »Natürlich. Einen Augenblick, ich hole nur was zum Schreiben.« Brackmann schloß die Zellentür ab, holte Stift und Papier, reichte beides Nathanael durch die Gitterstäbe. Nathan wartete mit dem Schreiben, bis Brackmann die Tür zum Büro hinter sich geschlossen hatte.
    Brackmanns Augen wurden schwer. Der Schlafmangelmachte sich bemerkbar, dazu die Pillen und der Alkohol, die Hitze, das surrende einschläfernde Geräusch des Ventilators. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag die neueste Statistik der Toten und Verletzten und noch Vermißten, Brackmann sah auf die Liste, die Buchstaben begannen vor seinen Augen zu flimmern und zu verschwimmen. Er schlief ein. Drei fette Fliegen kreisten in stupider Monotonie laut brummend um die Lampe.

Kapitel 29
    Jonas Vandenberg tigerte unruhig im Zimmer auf und ab. In dem Sessel neben dem Fenster saß sein Bruder Victor, der nervös an seinen Fingernägeln knabberte, Martin lehnte mit düsterem Blick am Schrank.
    »Wie, zum Teufel, konnte das passieren? Ist denn keiner von euch auf die Idee gekommen, sie würden bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchen abzuhauen?!« Martin schäumte vor Wut, in ihm brodelte es, doch im Gegensatz zu dem impulsiven Jonas blieb er meist beherrscht. »Schließlich bin ich es, der die meiste Zeit unterwegs ist …!«
    »Reg dich ab, Idiot!« schrie Jonas mit hochrotem Kopf, blieb einen Moment mitten im Raum stehen und sah Martin aufgebracht an, seine Kiefer mahlten aufeinander. »Wir sitzen alle im selben Boot! Keiner konnte damit rechnen, daß die blöden Weiber ausgerechnet diesen Scheißtornado zur Flucht benutzen würden! Du wärst doch selber nie auf die Idee . . .«
    »Ich war nicht hier! Aber . . .«
    »Aber was? Ich war auch nicht hier! Und du glaubst doch wohl nicht allen Ernstes, Supermann, daß das bei deiner Anwesenheit nicht passiert wäre, oder?! Du hättest es genausowenig verhindern können.«
    »Mein Gott«, schaltete sich Victor mit nervöser Stimme ein, »jetzt macht doch um Himmels willen nicht ein solches Theater! Es ist richtig, wir sitzen im selben Boot. Wenn es untergeht, saufen wir alle ab. Aber anstatt rumzuschreien, müssen wir versuchen, das Leck abzudichten. Und für mich bedeutet das, eine Lösung zu suchen, die allen gerecht wird.« Er hielt inne und setzte sich gerade hin. Mit leidender Stimme meinte er: »Ich hätte eben besser aufpassen müssen.«
    »Da hast du allerdings recht, Bruderherz. Auch wenn du dich im Augenblick mal wieder in Selbstmitleid suhlst! Aber tröste

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