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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich hielt den Atem an. Obwohl ich eigentlich hätte froh sein müssen, das mir altbekannte Zeichen zu sehen, bekam ich dennoch ein seltsames Gefühl.
    Auf einmal gefiel es mir überhaupt nicht mehr, das Kreuz wieder vollständig zu sehen, denn noch nie hatte der Buchstabe in dieser Farbe geleuchtet. Dies ließ darauf schließen, dass sich mein Kreuz trotz allem unter einem anderen, mir sehr fremden Einfluss befand. Es bildete mit mir zusammen kein Einheit mehr. Ein Fremdkörper…
    »Wie heiß wird es?« fragte Suko.
    »Ich werde es wohl nicht anfassen können«, gab ich leise zurück und drückte das Kreuz noch ein Stück weiter weg, weil mich bereits der warme Hauch im Gesicht streifte.
    Suko stellte noch eine weitere Frage, die ich allerdings nicht beantwortete, da sich meine Gedanken mit ganz anderen Problemen beschäftigten. Ich dachte darüber nach, wieso der geweihte Talisman ausgerechnet jetzt und auf diesem Friedhof reagierte. Gab es einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden des Buchstaben U und dem ungewöhnlichen Brand hier?
    Wahrscheinlich musste es so sein. Eine andere Lösung konnte ich mir nicht vorstellen. Und so schaute ich weiter. Bis ich plötzlich Sukos Hand sah, die auf das Kreuz und in die Grube deutete. Das hatte seinen Grund, denn das leuchtend rote Licht auf dem Kreuz war erloschen. In der Grube tat sich ebenfalls etwas, das uns erschreckte. Die Asche wurde wie von nicht sichtbaren Händen bewegt. Sie rollte sich zusammen, ein feiner, glühender Schleier entstand, und wir konnten zuschauen, wie aus der Asche ein Mensch wurde.
    Eine Feuerleiche entstand!
    ***
    Der kleine schmächtige Mann mit den braunen Lockenhaaren trug ein schwarzes Tänzertrikot und stampfte so hart mit dem Fuß auf den Holzboden der Bühne, dass der Schall bis in den letzten Winkel des Zuschauerraums hineingeisterte.
    »Nein, Freund, nein!« rief er und schüttelte wild den Kopf. »So geht es nicht, wirklich nicht.« Seine Stimme kickste dabei, denn Aaron Myer sprach immer ein wenig ›nasal‹. Andere würden vornehm sagen, wieder andere hätten das Wort schwul gebraucht.
    In der Tat gehörte Myer zu den Menschen, die Männer den Frauen vorzogen, aber in diesem Fall regte sich der Choreograph schrecklich über seine Tänzer auf. Es waren sechs männliche ›Ballettratten‹, die sich aus der Tanzstellung heraus entspannten.
    Myer atmete ein und aus. Er schüttelte noch immer den Kopf und zog ein zerknirschtes Gesicht. »So könnt ihr es doch nicht machen. Wir haben zigmal geprobt, am nächsten Wochenende ist Premiere. Was sollen denn die Leute sagen?« Er warf den Kopf zurück und raufte sich die Haare. Das tat er immer vor einem Wutanfall.
    Und der kam. Plötzlich tobte, brüllte und schrie der Mann los. Sein durch vornehme Blässe gezeichnetes Gesicht lief krebsrot an. Er trampelte auf den Bohlen herum wie Rumpelstilzchen in seinen besten Zeiten, regte sich furchtbar auf, und die Tänzer standen so stumm vor ihm wie Figuren.
    Nur die beiden Beleuchter auf dem Schnürboden oberhalb der Bühne lachten. Sie wussten schon Bescheid, schalteten die Lampen aus, so dass nur mehr die Bühnenbeleuchtung brannte, und verließen die Plattform. Nach einem Anfall war Aaron Myer meist nicht mehr in der Lage, die Probe fortzusetzen. Er brauchte dann mindestens eine Pause von einer Stunde, wenn nicht noch länger. Es war auch schon vorgekommen, dass er die Probe ganz abgebrochen hatte. Heute war wieder so ein Tag.
    »Ihr nervt mich, ihr Schwuchteln!« schrie er. Schwuchtel war sein schlimmstes Schimpfwort. »Ihr nervt mich wirklich. Kann man denn nicht mit euch arbeiten?«
    »Waren wir so schlecht, Ari?« fragte jemand.
    »Uaachh…« Myer winkte affektiert ab. »Schlecht ist gar kein Ausdruck. Ihr seid wie Schwuchteln gewesen.« Er wedelte mit der Hand. »Wie, wie, wie… ach, geht mir doch aus dem Blick! Ich kann eure Körper heute nicht mehr sehen.« Die Tänzer hüpften davon.
    Aaron Myer aber ließ sich auf seinen Regiestuhl fallen, schlug ein Bein über das andere und stützte sein spitzes Kinn auf den Handballen. Er schmollte.
    Und so fanden ihn auch die beiden Beleuchter, die sicherheitshalber zurückgekehrt waren und sich erkundigen wollten. »Können wir jetzt auch Pause machen, Mr. Myer?«
    Aaron schreckte hoch. »Hach, was wollt ihr denn?«
    »Wir hatten Sie gefragt. Wir wollten Pause…«
    »Geht doch meinetwegen nach Hause. Kommt morgen wieder.«
    »Klar, Myerchen«, sagte der Sprecher der beiden. »Können Sie uns

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