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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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»hat Salomo schon gesehen und weiß, daß alte Mann sie nicht verrät. Hat Salomo letztes Jahr, wie er krank war, gepflegt wie eigen Kind und ihm gute Sachen gebracht und Schläge dafür von Massa Hoof bekommen - gut - liegt da drüben eingescharrt unter Baumwollholzbaum. Schlechteren Aufseher kriegen wir doch nicht wieder...
    »Aber ich muß Sally warnen.«
    »Ist nicht nötig«, hielt ihn der Neger zurück, »hat Salomo gesehen - Salomo hat ihr leise zugenickt, und sie ist geschwind in Koje gekrochen und schläft mit Gesicht nach Wand hin.«
    »Und wenn dein Master nun das Boot durchsuchen läßt?«
    »Pah, Unsinn«, lachte der alte Neger, »hat keine Ahnung, daß Ihr so tief unten könnt gewesen sein und jetzt schon wieder hier heraufgekommen. Gestern, wie wir Kanu nicht mehr fanden - Salomo sagte nichts, als er die Spur sah, wo es jemand die Uferbank hinaufgehoben -, ruderten wir nach Plantage hinauf, schickten gleich Boten an Master und ließen die Leiche dort an Land zurück. Und während weiße Konstabler mit Hunden in Wald gingen, Jagd auf Sally und Buckra zu machen, ging unser Boot mit anderem Konstabler den Mississippi ein Stück hinunter - weit, weit - und haben Nachricht auf allen Plantagen gelassen und Weiße in den Wald gehetzt und Wachen zu den Booten an Land gestellt. Master aber kam mit dem ersten Dampfer herunter und traf uns, und weil er keinen Aufseher und Negertreiber mehr zu Hause hat, muß er selber so schnell wie möglich heim - will aber morgen wieder herunterkommen - kann sich selber einmal ein Vergnügen machen.«
    »Aber wenn mich nun einer eurer Leute kennt?«
    »Pah«, sagte Salomo, den Kopf schüttelnd, »hätte Euch auch nicht erkannt, wäre Sally nicht gewesen. Ein Buckra sieht aus wie der andere - aber geht hinein - setzt Euch in die Ecke, zieht den Hut übers Gesicht und schlaft - guckt niemand nach Euch, und in halber Stunde sind wir oben.«
    »Leb wohl, Salomo«, sagte Jack, ihm die Hand hinreichend, »du bist ein braver, redlicher Bursche.«
    Der Neger sah sich vorher scheu um, ehe er die dargebotene Hand nahm, dann schlug er ein, drückte sie herzlich und flüsterte, während er sie rasch zurückzog:
    »Dank Euch, Massa, aber wenn jemand sähe, daß Ihr armen, schwarzen Nigger die Hand gebt - o Golly, Golly, was für Lärm sie machen würden - und grüßt Sally - Salomo darf nicht zu ihr gehen - sagt ihr, schwarze Männer beten für sie, und - behandelt sie gut, nicht wahr, Massa?«
    »Wie meine Schwester, Salomo«, sagte der junge Mann herzlich.
    »Gott segne Euch, Massa - Gott segne Euch!« flüsterte der alte Neger, noch einmal flüchtig des Weißen Hand fassend. »Aber nun macht fort - besser sicher - besser sicher.« Und ohne weiter ein Wort zu sagen, drehte er sich ab und wollte den inneren Raum des Zwischendecks wieder betreten.
    »He, Salomo - wo steckt der Schlingel?« rief in diesem Augenblick die Stimme eines Weißen, der aus dem Zwischendeck herauskam. Es war eine große, kräftige Gestalt, sehr elegant, aber in lichte Sommertracht gekleidet, einen breiträndigen, äußerst feinen Panamahut auf und ein spanisches Rohr in der Hand.
    »Hier, Massa«, rief Salomo, »wollte eben zurück - habe nur nach dem Boot gesehen, ob es noch fest hing.«
    »Ach so«, sagte der Pflanzer, sich von ihm ab- und dem Strom zuwendend, »hierher Ben - wo ist Scipio - her mit euch, zum Henker, wie oft soll man euch rufen! Steht bei eurem Boot - ich will an der nächsten Plantage landen - werdet ihr gegen die Strömung nachher ankommen?«
    »Geht sehr schwer, Massa«, sagte Scipio, der andere Neger, den Hut ehrerbietig abnehmend, »ist erschrecklich stark, gerade da runter.«
    »Geht ganz gut, Massa - Sip weiß viel von Strömung«, versicherte aber Salomo, dem nur daran lag, seinen Herrn mit den Kameraden so rasch wie möglich von Bord zu bekommen, »nur zwei Stellen ein bißchen stark...«
    »Gut - dann steht bei, sowie sie das Boot anhalten...«
    »Ja - zwei Stellen ein bißchen stark«, murmelte Sip verdrießlich, wenn auch ganz leise vor sich hin, »wird's schon merken - nur eine Stelle bißchen stark, aber den ganzen Weg.«
    Der Pflanzer stand, den Fuß auf die Querleiste des Geländers, den Ellbogen auf seine Knie gestützt, an dem hinteren Teil des Decks, und um ihn her seine Neger, um das Anhalten des Boots zu erwarten.
    Jack wußte, daß er Sallys Herrn gegenüberstand; und wenn auch keine Gefahr war, daß dieser ihn kennen konnte, mußte er doch nichts mehr fürchten, als einem

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