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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Trotzdem begannen die Speicheldrüsen und der Magen der Hunde zu arbeiten, um das Essen zu verdauen. Vielleicht nicht so überraschend, aber Pawlow bekam dafür den Nobelpreis. Es war der Beweis dafür, daß zahllose Wiederholungen den Körper dazu bringen können, sich zu »erinnern«.
    Als Andrew zum zweiten Mal innerhalb nur weniger Tage den tasmanischen Teufel mit einem gutdosierten Flachschuß in die Hecke feuerte, gab es also noch immer die Hoffnung,daß ihm diese Begebenheit länger in Erinnerung bleiben würde als der erste Tritt. Sollte Robertsons Hund wieder einmal fremde Schritte vor dem Gartentürchen hören, würden ihm – statt daß sein kleines, bösartiges Gehirn zu kochen begann – vielleicht die Rippen schmerzen.
    Robertson empfing sie in der Küche und bot ihnen Bier an. Andrew nahm dankend an, Harry aber bat um ein Glas Mineralwasser, das Robertson jedoch leider nicht auftreiben konnte, und so meinte Harry schließlich, daß er sich einfach mit einer Zigarette begnüge.
    »Bitte nicht«, sagte Robertson, als Harry das Päckchen aus der Tasche zog. »In meinem Haus ist das Rauchen verboten. Zigaretten sind nicht gut für Sie«, sagte er und kippte die halbe Flasche Bier hinunter.
    »Oh, Sie beschäftigen sich mit Gesundheitsfragen?« fragte Harry.
    »Aber ja«, erwiderte Robertson scheinbar unbeirrt durch Harrys spöttische Bemerkung. »In diesem Haus wird weder geraucht noch Fleisch oder Fisch gegessen. Hier atmen wir frische Luft und essen das, was die Natur uns zu bieten hat.«
    »Gilt das auch für den Hund?«
    »Mein Hund hat seit seiner Welpenzeit kein Fleisch oder Fisch mehr gegessen. Das ist ein echter Lacto-Vegetarier«, sagte er mit unverhohlenem Stolz.
    »Das erklärt die schlechte Laune«, brummte Andrew.
    »Mr. Robertson, haben wir Sie richtig verstanden, daß Sie Evans White kennen? Was können Sie uns über ihn sagen?« fragte Harry und nahm sein Notizbuch hervor. Er hatte nicht vor, irgend etwas aufzuschreiben, aber nach seiner Erfahrung glaubten die Zeugen in Anbetracht eines Notizbuches, daß ihre Aussage von ganz besonderer Bedeutung war. Das brachte sie vielleicht unbewußt dazu, genauer zu werden, gründlicher über alles nachzudenken und exakter mit Fakten wie Uhrzeiten, Namen oder Orten umzugehen.
    »Konstabel Kensington hat mich angerufen und gefragt,wer Inger Holter in der Zeit, in der sie hier gewohnt hat, besucht hat. Und da habe ich erzählt, daß ich oben in ihrem Zimmer gewesen bin und das Bild gesehen habe, das an ihrer Wand hing, und mir dabei eingefallen ist, daß ich den jungen Mann mit dem Kind auf dem Schoß gesehen habe.«
    »Ach ja?«
    »Ja, der Mann war, soweit ich weiß, zweimal hier. Beim ersten Mal haben sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und es fast zwei Tage lang getrieben. Sie waren sehr . . . äh, . . . laut. Ich hatte schon Sorge wegen der Nachbarn und habe dann laute Musik laufen lassen, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Inger und diesen Typen, meine ich. Auch wenn ich nicht gerade den Eindruck hatte, daß sie das gestört hätte. Das zweite Mal war er nur ganz kurz hier, bevor er wieder abdampfte.«
    »Haben sie sich gestritten?«
    »Das kann man wohl sagen, ja. Sie hat ihm nachgeschrien, daß sie dieser Tussi erzählen würde, was für ein Arschloch er sei. Und daß sie einen gewissen Mann über seine Pläne informieren würde.«
    »Einen gewissen Mann?«
    »Ja, sie hat einen Namen genannt, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern.«
    »Und diese Tussi? Wer kann das sein?« fragte Andrew.
    »Ich versuche mich aus dem Privatleben meiner Mieter herauszuhalten, Konstabel.«
    »Das Bier ist sehr gut, Mr. Robertson. Wer ist die Tussi?« Andrew tat so, als habe er Robertsons letzten Satz nicht gehört.
    »Wenn man das nur wüßte.« Robertson zögerte, wobei sein Blick von einem zum andern huschte. »Sie ist wahrscheinlich wichtig für die Ermittlungen, nicht wahr?« Die Frage blieb irgendwie zwischen ihnen in der Luft hängen, aber nicht allzu lange, denn Andrew knallte seine Bierflasche auf den Tisch und lehnte sich vor, so daß sein Gesicht unmittelbar vor dem von Robertson war.
    »Sie haben zuviel ferngesehen, Robertson. Im wirklichenLeben schieben wir Ihnen jetzt nämlich keine Hundertdollarnote über den Tisch, worauf Sie uns leise einen Namen zuflüstern und wir dann ohne weiteren Kommentar verschwinden. Im wirklichen Leben rufen wir jetzt Verstärkung, die dann in einem Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene angerauscht kommt,

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