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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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Dreirad anhält.
    François, ruft der Herr und springt behände vom Dreirad.
    Der Butler steigt aus der Kutsche und geht zu dem jungen Mann, der in seinem Marderfellmantel eher wie ein wuscheliger Pekinese aussieht.
    Holt die Seile, die in der Kutsche liegen, und legt sie über den Ast von dem Baum da, ordnet der Herr an und zeigt auf einen kahlen Feigenbaum am Wegrand.
    Der Butler bleibt verdattert stehen.
    Nun mal los, Mann, treibt ihn der Knirps in gebieterischem Tonfall an.
    Um nicht der Letzte in der Hierarchie zu sein, ruft François nach dem Kutscher.
    Und beide tun, was der Herr befohlen hat.
    Newtons Apfel  Das De-Dion-Dreirad wird am Feigenbaum aufgehängt.
    Jetzt hochziehen, los, strengt euch an, zieht an den Seilen, spornt der Herr sie an.
    Der Butler und der Kutscher ziehen das Fahrzeug in die Höhe und flehen gleichzeitig zum Himmel, dass niemand vorbeikommt. Sie schämen sich zu Tode über die verrückte Idee ihres Herrn. Als gute Dienstboten nehmen sie jede Extravaganz hin, solange sie sich in bestimmten Grenzen hält.
    Als das Dreirad schon einen Meter über dem Erdboden hängt, gibt der Spinner Anweisung, die Seile an einem anderen Baum festzubinden.
    Er steigt auf das aufgehängte Dreirad und zündet den Motor.
    Eine Rauchwolke wird aus dem Dreirad ausgestoßen, und das Brummen des Motors dröhnt durch die Stille im Wald.
    Ist das nicht wunderbar?, rief er.
    Seht nur, wie ruhig es bleibt!
    Überhaupt keine Erschütterung!
    François sieht den Kutscher untröstlich an.
    Das funktioniert garantiert auch an einem Ballon.
    Der Verrückte von den Champs Elysées  Lachambre presst die Lippen zusammen, um nicht zu schreien. Machuron kratzt sich am Kopf und beobachtet ungläubig den jungen Burschen in gebügeltem Anzug, Gamaschen und Panamahut, der gestikulierend um das Dreirad herumläuft.
    Die beiden wissen schon, dass alle Brasilianer leicht verrückt sind. Machuron, weil sein Kompagnon ihm das erzählt hat. Und Lachambre, weil er selbst in Brasilien gewesen ist, im Dienst eines anderen Besessenen, des Abgeordneten Augusto Severo, der ein riesiges Luftschiff konstruieren lassen wollte, das auf der Route Rio–Paris Passagiere und Fracht transportieren sollte.
    Schließlich platzt Lachambre:
    Selbstmord, das ist Selbstmord!
    Der Verrückte erwidert:
    Sie sind merkwürdig auf Selbstmord fixiert, Lachambre.
    Machuron geht näher an das Dreirad heran.
    Na gut, dann werfen Sie das Ding mal an.
    Der Verrückte tritt die Pedale, bis der Motor mit einer Reihe kleiner Explosionen Funken sprühend anspringt.
    Machuron zeigt auf die Funken, die durch das Halbdunkel der Werkstatt tanzen.
    Und was ist mit den Funken? Was passiert, wenn die an die Hülle kommen?
    Lachambre läuft es kalt über den Rücken. Der Wasserstoff ist sehr leicht entflammbar, schon ein einziger dieser kurzen, winzigen Kometen kann eine heftige Explosion auslösen.
    Aber der Verrückte lächelt nur.
    Das Problem wird noch gelöst, sagt er. Ich habe eine Werkstatt gefunden, die den Motor nach einem von mir entwickelten Plan umbaut. Damit wird er stärker, und der Auspuff, hier, der wird dann so.
    Er dreht den Auspuff nach unten, und die Funken werden in die später dem Ballon entgegengesetzte Richtung gelenkt.
    Die Funken verglühen, sagt er triumphierend.
    Lachambre und Machuron sehen sich nur an.
    Tartarin in Form  Die alten Ballonfahrer zu überzeugen wird von Tag zu Tag schwieriger. Die Pioniere glauben nicht an Luftschiffe, ihr sicheres Geschäft mit bescheiden bezahlten Ballonaufstiegen ist ihnen lieber, als sich auf neue Möglichkeiten einzulassen. Außerdem ist Alberto es leid, als Verrückter zu gelten.
    Er macht sich daran, ein eigenes Team zusammenzustellen.
    Als Ersten engagiert er einen jungen Mann einfacher Herkunft, der fast genauso groß wie er und von der Luftfahrt besessen ist. Er heißt Emmanuel Aimé.
    Während das Luftschiff Nr. 1 gebaut wird, geben Lachambre und Machuron sich die größte Mühe, den jungen Aimé anzufeinden.
    Alberto tut, als wäre nichts.
    Und sein erstes Luftschiff wird fertig.
    Der fliegende Drachen I  Jardin d’Acclimatation, ein frostiger früher Morgen im Jahre 1898. Das Luftschiff Nr. 1 ist zum Aufstieg bereit. Es misst 25 Meter in der Länge und 3,40 Meter im Durchmesser. Angetrieben wird es von zwei Dion-Button-Motoren mit je 3,5 PS, die ihrerseits den zweiblättrigen Propeller mit 120 Umdrehungen pro Sekunde rotieren lassen.
    Im Automobil Club spricht man von nichts anderem. Dieser

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