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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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Männern wieder hineingezogen wird. Die Frau ist vollkommen nackt. Die Männer auch. Der Entsetzensschrei der Menge schreckt die Bären auf, worauf sie sich majestätisch in ihre Höhlen zurückziehen.
    Ein paar Polizisten kommen, wild in die Pedale tretend, auf Fahrrädern angefahren. Sie lassen ihre Pfeifen trillern und bemühen sich, die Menge davon abzuhalten, zu dicht an den Unfallort heranzugehen. Der Ballon im Bärenkäfig neigt sich zur Seite, und seine Passagiere winken nervös aus ihrem Versteck im Korb.
    Zwei Stunden später erscheint atemlos der Sekretär des Fürsten von Parma auf der Polizeiwache von Vincennes, um die vier geflügelten Nudisten zu befreien. Nie wieder hat Petitsantôs die Freunde aus dem Parc des Princes zum Fliegen eingeladen.
    Der athletische Bürgerliche stirbt 1916 in den Ardennen.
    Der tuberkulöse Fürst wird 1945 von der Résistance erschossen.
    Das Mädchen heiratet einen Triester Reeder und stirbt 1951.
    Ein Hexer in der Familie  Madame Dumont erfährt von der Landung im Zoo von Vincennes erst viel später. Und auf die Version, die man ihr erzählt, ist nicht unbedingt Verlass. Zu ihrer Erleichterung ist sie nicht mehr für die Taten dieses jungen Mannes verantwortlich, der sich gegen ein normales Familienleben sträubt. Denn in derselben Woche, als der Zwischenfall im Zoo passierte, ist der Neffe in die Rue Washington an der Étoile umgezogen, eine für ehrgeizige Geister typische Gegend. Um kein schlechtes Gewissen haben zu müssen, schreibt sie einen Brief an die Mutter des Jungen. Die Witwe ihres Cousins Henrique antwortet dankend und so übertrieben höflich, dass es tadelnd klingt. Sie brechen den Kontakt für immer ab, und Madame Dumont hat nie wieder den Blick gehoben, wenn ihr Neffe über den Himmel des 16. Arrondissements schwebte.
    Die Familie des Hexers  Dona Francisca Santos Dumont verbringt den größten Teil ihrer Zeit in einem komfortablen Stadthaus in der Rua do Duque de Loulé, fast an der Ecke Rua Alexandre Herculano in der Stadt Porto. Das Haus besitzt einen Erker, von dem aus man den Douro mit seinem schlammigen Wasser und seinen mit Portweinfässern beladenen Booten zum Meer strömen sehen kann. In diesen Erker hat sie sich gesetzt, um den Brief der französischen Verwandten zu lesen. Ihr Blick hat sich von dem arroganten Stil des Briefes gelöst und verweilt lange Zeit auf der undeutlichen, vom Spätnachmittagsdunst fast ganz verhangenen Silhouette der Häuser von Vila Nova de Gaia auf dem anderen Flussufer. Ihrem Leben fehlt jetzt ein Sinn, sie ist alt, ihr Dasein hat die klar umrissene Funktion, die ihm die strenge Routine auf der Fazenda in Ribeirão Preto auferlegte, verloren. Deshalb versteht sie weder die Notwendigkeit dieses Briefes noch, dass Madame Dumont sich die Mühe gemacht hat, ihn zu schreiben, und erst recht nicht, was ihren Sohn dazu bewegt, das zu tun, was er da treibt. Das Leben wird schmerzensreich, unbequem und nutzlos, wenn das Alter kommt. Und alle werden einmal, unabhängig davon, was sie gemacht haben, so verbittert und alt sein wie sie.
    Die Schnecke in ihrem Haus  Die Wohnung in der Rue Washington hat wenig mit dem Herrenhaus in Arindeúva gemein. Das Herrenhaus der Kaffeefazenda war der Lebensmittelpunkt für 80 Sklaven. Die Bleibe in der Rue Washington ist mit einem Butler, einem Zimmermädchen und der Köchin bestückt. Die Fazenda hatte den Vater 300 Contos de Réis gekostet, die Pariser Miete beläuft sich auf 500 Francs im Monat, ohne die Abgaben.
    Möbel gibt es wenige. Einige sind ungewöhnlich. Der Tisch und die Stühle im Esszimmer zum Beispiel befinden sich drei Meter über dem Fußboden. Ein geräumiges Schlafzimmer im oberen Geschoss ist in ein Atelier umgewandelt.
    Alberto verbringt ganze Tage im Atelier über dem Reißbrett, zeichnet Entwürfe und berechnet Konstruktionen.
    Étoile  Er nimmt den Fahrzeugverkehr rings um den Triumphbogen nicht wahr und spricht manchmal tagelang mit keinem Menschen. Gibt den Hausangestellten murmelnd Anweisungen, sitzt über dem Reißbrett und reibt seine nackten Füße an dem flauschigen, in einem algerischen Geschäft erstandenen Schaffellteppich.
    Da er die Nächte hindurch wach bleibt, geht er in aller Frühe hinaus, wenn die Luft kalt ist und auf den Bürgersteigen keine Passanten sind, um einen Spaziergang zu machen und weiter über seine Ideen nachzudenken. Er trägt einen Mantel, hat einen Schal um den Hals gewickelt und geht die Avenue hinunter, bleibt vor den

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