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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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Schaufenstern stehen, begutachtet die Auslagen und amüsiert sich über die vielfältigen Verlockungen in den Geschäften. Aber es dauert, bis der Tag anbricht, und das ist ihm fremd. Nie würde er sich an die Trägheit der Sonne in den europäischen Wintern gewöhnen. Obwohl er die Kälte und die Eleganz der Menschen in der schweren Winterkleidung schätzt, kann er sich mit der Scheu dieser Sonne nicht abfinden. Um sieben Uhr morgens kommt er wieder nach Hause, und noch immer herrscht tiefe, nur von der elektrischen Straßenbeleuchtung und den Laternen der Frühaufsteher durchbrochene Dunkelheit. Zu Hause nimmt er sein bescheidenes Frühstück ein und legt sich schlafen. Um die Mittagszeit steht er auf und kann sicher sein, dass die Sonne nicht mit der harten Helligkeit der Tropen in sein Atelier gedrungen ist.
    Theorie und Praxis  Von Lachambre und Machuron hat er sehr viel über Ballons gelernt. Aber die Vorstellung, je nach Launen des Windes dahinzutreiben und nur die Wahl zwischen Sinken und Weiterfliegen zu haben, behagt ihm nicht. Auf seinem Arbeitstisch liegen, mit Anmerkungen versehen und stellenweise unterstrichen, die Studien von Giffard, der zwischen 1852 und 1855 mit lenkbaren dampfbetriebenen Luftschiffen aufgestiegen war; die von Tissandier 1883 verwirklichten Projekte mit elektrischen Motoren; das tragische Experiment von Wolfert über dem Himmel von Deutschland, der erst kürzlich in der Luft explodiert ist, weil ein Funke des Elektromotors auf die mit Wasserstoff gefüllte Hülle übergesprungen war; ganz zu schweigen von Schwarz, der mit seinem lenkbaren metallenen Luftschiff mit Dieselmotor in Berlin über den Tiergarten geflogen ist.
    Theorie I  Ein in der Atmosphäre angetriebener Körper bewegt sich nicht ohne Widerstand. Dieser Widerstand heißt Reibung, und sehr starke Reibung kann für Ballons riskant werden. Überstarke Reibung lässt sich nur durch die Konstruktion eines Ballons vermeiden, dessen Form die Reibung möglichst gering hält.
    Praxis I  Alberto, der immer den einfachsten Weg geht, entwirft einen ersten, nach den Normen der damaligen Zeit sehr kleinen kugelförmigen Ballon, der später zu den zigarrenförmigen Ballons weiterentwickelt wird.
    Theorie II  Wenn der in der Atmosphäre angetriebene Körper nicht seine Form hält, wird die Reibung auf gefährliche Weise ungleich verteilt, was unterschiedliche Spannungen erzeugt und jede Steuerung unmöglich macht.
    Praxis II  Die Straffheit der Ballons wird durch die Verwendung von Druckluftkammern im Inneren der Wasserstoffhülle sichergestellt.
    Theorie III  Ein Körper, der leichter als Luft ist, braucht zum Aufsteigen und Sinken Ballast. Bei Ballons werden Sandsäcke verwendet, um ihnen Gewicht zu verleihen. Beim Aufstieg werden die Säcke nach und nach entleert. Sollen die Ballons sinken, lässt man Gas aus der Hülle ab.
    Praxis III  Alberto führt den Nettoballast ein, die Sandsäcke, die sich je nach Bedarf bewegen, ohne dass man sie entleeren muss. Das Sinken wird ohne Gasverlust mithilfe eines Steuers bewirkt.
    Theorie IV  Ein Ballon ist ein mit Wasserstoff gefüllter und den Schwankungen von Temperatur, Feuchtigkeit und Druck ausgesetzter Körper. Das Gas reagiert auf alle diese Schwankungen mit Ausdehnung oder Zusammenziehen. Um einen Ballon lenken zu können, muss man den Innendruck trotz dieser Schwankungen konstant halten.
    Praxis IV  Die Druckluftkammern, mit denen die Form konstant gehalten wird, können auch den Innendruck regulieren.
    Theorie V  Ein Körper, der sich durch die Atmosphäre bewegen soll, muss seine eigene Energie erzeugen, um von den Luftströmungen unabhängig zu sein.
    Praxis V  Alberto gelingt es, Stärke und Gewicht des Motors in ein perfektes Verhältnis zueinander zu bringen.
    Klein sein ist der Clou  In Deutschland entwickelt Graf Zeppelin seinen Bauplan für ein starres Luftschiff mit Metallgerüst und gigantischen Ausmaßen.
    In Paris entwickelt der junge Dumont seinen Bauplan für ein nicht starres Luftschiff von winzigen Ausmaßen.
    Beide sind auf dem richtigen Weg, wenn auch auf zwei verschiedenen.
    Der deutsche Graf kann Millionen deutsche Mark für sein Projekt ausgeben.
    Der brasilianische Plebejer begnügt sich mit einem begrenzten Monatseinkommen.
    Klein, aber erfolgreich  Lachambre, der ja sentimental ist, geht es durch Mark und Bein, als der junge Brasilianer mit einem Bauplan für einen Ballon in die Werkstatt kommt. Machuron, der ja praktisch denkt,

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