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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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zusammen und bewarb mich in Neuilly um Arbeit. Ich brauchte seine Hilfe, meine Kenntnisse waren theoretischer Art, und er war das Vorbild in der Praxis … Natürlich war ich kein ausgesprochener Laie. Aber Petitsantôs hatte ein sehr schwieriges Naturell, er war stolz und akzeptierte nie eine andere Meinung. Ich habe viel von ihm gelernt, und ich trage ihm nichts nach.
    Neue Versuche  Ein bizarrer Drachen mit eckigen Formen tanzt wild am bewölkten Himmel über dem Bois de Boulogne. Voisin lenkt seinen Drachen mit großem Geschick, er vollführt im Flug, beim Steigen und Sinken überraschende Bewegungen. Alberto beobachtet aufmerksam die Flugfiguren des Drachens, während Antônio Prado, seine Frau und Cristina Penteado gleichgültig zusehen.
    Ist das nicht wunderbar?
    Wunderbar? Wirst du jetzt etwa wieder ein kleiner Junge, Alberto?
    Du meinst, das ist ein Spielzeug für Kinder?
    Natürlich …
    Madame Prado flüstert Cristina anzüglich ins Ohr: Mag ja sein, dass dieses Ding ein Spielzeug für Kinder ist, aber den jungen Voisin würde ich nicht verachten.
    Cristina Penteado lächelt und geht zu Voisin. Darf ich mal probieren?
    Aber sicher. Hier, halten Sie die Schnur …
    Cristina ergreift die Schnur und spürt, mit welcher Kraft der Wind ihr den Drachen aus der Hand zu reißen versucht.
    Jesses, wie der Wind zieht …
    Der Drachen setzt zu einem Sturzflug an.
    Vorsicht.
    Voisin eilt Cristina zu Hilfe und tut dies in absichtlich maliziöser Weise. Er umfasst ihren ganzen Körper, wie ein Tennislehrer bei einer Anfängerin, hält ihre Hand fest und zeigt ihr, wie sie den Drachen lenken kann. Nur scheint der Lehrer in diesem Fall mehr daran interessiert zu sein, seine Schülerin festzuhalten, als tatsächlich den Drachen am Himmel zu manövrieren. Das Ergebnis ist, dass der Drachen sich schließlich in einem Baum verfängt.
    Mein Gott, ich hätte nie gedacht, dass das so schwierig ist.
    Alberto, der Voisin beobachtet hat, reagiert gereizt.
    Aufregend, was?
    Was ist das denn, Alberto? Eifersüchtig?
    Bilden Sie sich das nicht ein, Cristina, er ist nur wütend, weil der Drachen kaputtgegangen ist.
    Voisin flüchtet vor Albertos Ärger zu dem Baum, in dem der Drachen hängen geblieben ist, und versucht, ihn zu befreien.
    Drachen am Himmel  Alberto baut allein einen komplizierter konstruierten Drachen und lässt ihn, über das feuchte Gras im Bois de Boulogne laufend, aufsteigen. Da noch sehr strenger Winter herrscht, befinden sich nur wenige Menschen im Wald. Der Drachen steigt problemlos auf und tanzt genau Albertos Bewegungen entsprechend am Himmel. Aber dann scheint der Wind plötzlich aufzufrischen, und der Drachen zerrt unkontrolliert an der Schnur, bis sie reißt. Der Drachen sinkt, wird aber vom heftigen Wind weitergetrieben. Alberto läuft unwillkürlich los, um ihn aufzufangen. Blindlings läuft er zwischen Gebüsch und über Hindernisse hinweg. Er scheint nichts zu sehen, ist vollkommen auf den Drachen konzentriert, der am Himmel weitertreibt. Während er so durch das feuchte Gelände läuft, schreckt Alberto die wenigen Menschen auf, Liebespaare und ein paar Betrunkene, bis er, ohne es zu merken, in eine Laube stürmt, in der einem älteren Paar von livrierten Dienern ein Imbiss serviert wird.
    Alberto dringt also in die Laube ein, weicht einem Diener aus, springt über einen großen Korb mit Wein und Speisen, stößt den kleinen Klapptisch um, an dem das Paar gerade Tee mit Kuchen zu sich nimmt. Der alte Herr erhebt sich, und die Dame schreit erschrocken auf, aber der kopflose Eindringling ist schon auf und davon, ohne sich darum zu kümmern, welchen Schaden er angerichtet hat. Die Dame hat sich heißen Tee auf ihr Taftkleid gegossen, und der Herr hat das Tablett mit den Kuchen hochgeworfen. Er setzt die Brille auf und versucht, den unbedachten Menschen zu erkennen.
    Was war das denn?
    Hast du gesehen, wer es war?
    Nein, ich hatte meine Brille nicht auf.
    Das war ja wie ein Wirbelwind!
    Nicht mehr eine Sekunde Ruhe hat man hier.
    Ich habe das Gefühl, ich weiß, wer es war …
    Und wer?
    Das war ganz bestimmt Santos Dumont.
    Da der Herr nichts machen kann, wird er nur rot vor Wut.
    Dieser Mann ist am Boden gemeingefährlich.
    Der Diener räuspert sich diskret.
    Ja, Victor?
    Auf Ihrem Kopf liegt ein Stück Kuchen, Monsieur.
    Wütend schüttelt der Herr den unbotmäßigen Kuchen von seinem Kopf. Die vorhersehbare Geste ihres Mannes bewirkt bei der Frau einen Lachanfall.
    So war er nun mal, was sollte

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