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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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Sorgen?
    Ich hoffe, dass er meine Erklärung richtig aufgenommen hat. Aber allein, dass er es haben wollte, hat mich alarmiert, Alberto ist sonst immer sehr gut organisiert gewesen, er hält sich streng an seinen monatlichen Etat … ein Mann, der sein Geld sehr maßvoll ausgibt.
    Das war er schon immer, in Geldangelegenheiten ist er ein echter Mineiro.
    Und deshalb mache ich mir Sorgen. Da muss irgendetwas Unvorhergesehenes passiert sein. Ich hoffe, dass er nichts tut, ohne mich um Rat zu fragen.
    Nichts Gutes ahnend  Albertos Butler öffnet die Tür, herein kommt Sem mit einer Flasche Champagner in der Hand. Er reicht dem Diener die Flasche und sieht sich um.
    Was ist mit Alberto, noch nicht da?
    Doch, er war hier und ist schon ausgegangen, Monsieur.
    Ausgegangen … so früh. Es ist noch nicht mal sieben Uhr …
    Er hat sich sehr merkwürdig benommen, Monsieur Sem … Nicht dass ich dem Herrn hinterherspioniere, aber er ist hereingekommen, ins Atelier gegangen und hat aus dem Safe eine Schachtel mit Louisdors genommen, die er da immer in Verwahrung hatte …
    Ich weiß, er sammelt diese Münzen … Das heißt also, er hat die Schachtel geholt und ist wieder gegangen?
    Ganz richtig, Monsieur.
    Auf Wiedersehen, ich glaube, ich weiß, wo ich ihn finde.
    Madame Kabales Tochter  Die enge Straße in Pantin ist menschenleer und schlecht beleuchtet. Alberto parkt seinen Wagen und betritt das Mietshaus. Er bewegt sich nicht verstohlen, aber einigermaßen hastig. Und als er hineingeht, merkt er, dass jemand aus dem Zimmer kommt, in dem er Nana am Nachmittag zurückgelassen hat. Es ist eine männliche Gestalt, und Alberto drückt sich hinter die Treppe, sodass der Unbekannte vorbeigeht, ohne ihn zu bemerken. Vielleicht ist es derselbe wie an dem Abend im Maxim’s, denn der Unbekannte, der die Treppe herunterkommt, ist in einen großen Schal gewickelt, der sein Gesicht verbirgt.
    Als der Mann weg ist, steigt Alberto die Treppe hinauf und klopft an die Zimmertür. Dieses Mal öffnet eine Frau in einem Morgenrock, den sie sich offensichtlich in Eile übergezogen hat.
    Sie wünschen?
    Mademoiselle Lantelme, bitte?
    Hier wohnt niemand mit diesem Namen.
    Nein?
    Die Frau, noch jung, aber mit ihrer ganzen Erscheinung ihren Beruf verratend, schlägt Alberto die Tür vor der Nase zu. Er bleibt draußen ratlos stehen, sein Gesicht stößt fast an die Tür. Schüchtern klopft er noch einmal an. Die Frau, inzwischen etwas weniger zerzaust, macht auf.
    Noch immer da? Worum geht es denn eigentlich?
    Darf ich reinkommen?
    Warum?
    Weil … weil … Ich war heute Nachmittag hier bei jemand …
    Ach! Ganz was Neues … was Sie nicht sagen … Und Sie meinen, sie wär noch hier …
    Ist Mademoiselle Lantelme denn nicht hier?
    Hier gibt es keine Mademoiselle. Und ich nehm’ heute niemand mehr an, ich bin kaputt … Guten Abend …
    Einen Moment …
    Alberto hält die Tür fest und bietet ihr mit der anderen Hand eine Fünf-Francs-Münze an. Die Frau mustert Alberto, dann nimmt sie die Münze.
    Ich warte.
    Hier wohnte ihre Mutter, eine schon betagte Frau.
    Hier wohne ich … aber ich war den ganzen Nachmittag nicht da …
    Die Frau überlegt einen Augenblick, steckt die Münze in die Tasche ihres Morgenrocks und fasst einen Entschluss.
    Wahrscheinlich benutzt die verfluchte Concierge wieder mein Zimmer, wenn ich weggehe. Kommen Sie mit …
    Sie steigen die Treppe hinunter und gehen zum Zimmer der Concierge. Die Frau klopft kräftig und brüllt aus voller Lunge.
    Mach auf, du widerliche Hexe. Mach auf …
    Die Tür öffnet sich, und vor ihm steht die Alte, die ihn am Nachmittag hereingelassen hat. Als sie ihn sieht, will sie die Tür zumachen, aber die Frau stößt sie beiseite, und sie gehen beide ins Zimmer hinein.
    Wer hat gesagt, dass du mein Zimmer benutzen sollst? Was denkst du dir eigentlich?
    Die Alte steht unschlüssig da, sieht sie bleich an und fürchtet sich viel mehr vor einer gewalttätigen Reaktion von Alberto als vor den Beleidigungen der Frau.
    Wo ist sie?
    Ich kenn sie nicht … ich schwör’s Ihnen …
    Antworten Sie!
    Sie hat mir zwei Francs gegeben … Ich kenne sie nicht, sie ist gleich gegangen, nachdem Sie weg waren, Monsieur …
    Die Alte geht zu einem Tisch, schlägt ein speckiges Notizbuch auf, nimmt ein paar Münzen heraus und gibt sie der Mieterin.
    Hier, das ist die Hälfte …
    Die Frau nimmt die Münzen und schießt wütende Blicke auf die Alte ab. Alberto lässt die beiden in dem

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