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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Vanderdecker.
    Der Koch schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin Koch und kein Pilot oder so was. Ich könnte diesen Pott nicht mal navigieren, wenn du mich dafür bezahlen würdest.« Der Koch runzelte die Stirn und fügte hinzu: »Ach, da fällt mir ein, daß du mir noch …«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach ihn Vanderdecker. »Aber würdest du den Ort denn wiedererkennen, wenn wir dort wären?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Wie ich schon gesagt hab, haben die da mitten auf dem kleinen Bauernhof meiner armen Oma so einen beknackten schnellen Brüter oder wie diese Dinger heißen draufgebaut, so daß von der alten Ortschaft wahrscheinlich nicht mehr viel zu sehen ist.«
    »Trotzdem vielen Dank«, antwortete Vanderdecker, und er begab sich an die Reling, um einen Blick aufs Meer zu werfen – das hatte für ihn ungefähr dieselbe Bedeutung, wie mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
    Andererseits hält sich die Anzahl von Atomkraftwerken an der schottischen Nordküste wahrscheinlich in Grenzen, sagte er sich, während er den Blick über die grauen Wellen schweifen ließ. Um es zu lokalisieren, bräuchte man lediglich vor der Küste zu kreuzen und nach dreiköpfigen Fischen und strahlenden Austern Ausschau halten. Und wir haben es, weiß Gott, nicht eilig! Denn wir haben es nie eilig!
    Er ging ein Stück auf dem Deck spazieren und hatte das Gefühl, daß er sich seine monatliche Dose Heineken-Bier verdient hatte. Als er am Koch vorbeikam (der den ersten Maat endlich schachmatt gesetzt hatte, wobei ersterer höchst überrascht wirkte), blieb er stehen und bedankte sich noch mal.
    »Ach, vergiß es doch einfach«, wehrte der Koch ab, und seinem mürrischen Tonfall war zu entnehmen, daß er fest darauf baute, nie wieder zu Rate gezogen zu werden.
    »Nur noch eine Sache«, bedrängte Vanderdecker ihn. »Woher weißt du, daß man auf dem kleinen Bauernhof deiner Großmutter ein Atomkraftwerk gebaut hat?«
    Der Koch seufzte schwer, dann antwortete er: »Ich hab’s gesehen, als wir das letztemal da waren. Ich glaube, das ist im vergangenen Februar gewesen, und soweit ich mich erinnern kann, hat’s an dem Tag geregnet.«
    Vanderdecker sagte nicht: ›Und warum hast du Idiot mir das nicht gleich gesagt?‹, sondern bedankte sich nur bei ihm. Dann warf er einen ausgiebigen Blick auf das Meer.
     
    Jane war mit sich und der Welt zufrieden. Gerade als sie sich mit dem Gedanken abgefunden hatte, daß ihre Karriere im Nichts verlaufen werde und sie sich möglichst bald nach einer neuen Stelle umsehen sollte, hatte man ihr eine wichtige Akte anvertraut.
    Eigentlich lag ihr nicht besonders viel an ihrer Karriere, aber man konnte so leichter die Miete bezahlen, und sie war realistisch genug zu wissen, daß sie wahrscheinlich nur als Buchhalterin eine Chance zum beruflichen Fortkommen hatte, zumal die freie Stelle der Prinzessin von Wales bereits bekleidet war und heutzutage nicht mehr so viele Leute mit mittlerer Reife zum Perlentauchen oder zum Schafezüchten gebraucht wurden.
    Daß die RPQ-Motor-Factors-Akte ein zweischneidiges Schwert war, wußte sie ganz genau; schließlich brauchte man sich nur Jennifer Cartwright oder Stephen Parkinson anzusehen. Allerdings würde man dazu ein Fernglas benötigen, denn beide hatten nach knapp einwöchiger Beschäftigung mit der RPQ-Akte die Firma verlassen und eine Stelle in Cornwall angenommen. Wie Mr. Peters zu sagen pflegte, war diese Akte ein sehr heißes Eisen, das zusätzlich scharfe Kanten hatte.
    Natürlich stand ihr jetzt nicht mehr so viel Zeit zur Verfügung, diese merkwürdige Geschichte weiterzuverfolgen, auf die sie in Bridport gestoßen war, aber das war nicht weiter schlimm. Seit ihrer Rückkehr nach London und der damit automatisch verbundenen Wiedererlangung der geistigen Zurechnungsfähigkeit war sie ernsthaft in Zweifel geraten, ob sie alle diese merkwürdigen und unerklärlichen Dinge tatsächlich gesehen hatte. Es bedarf nur weniger Fahrten mit der U-Bahn, um sich davon zu überzeugen, daß niemand unsterblich ist, und ihre feste Entschlossenheit, der Sache ganz auf den Grund zu gehen, hatte sich bereits nach ihren ersten Versuchen mit dem Computer gelegt.
    Von vornherein hatte festgestanden: Falls es überhaupt irgend etwas herauszufinden gab, käme es per Draht aus Slough. Der dort installierte Computer war – bildlich ausgedrückt – umwerfend. Man konnte ihn einfach alles fragen, und noch bevor man zweimal mit den

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