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Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu, er peitschte unaufhörlich hin und her. Ich schaute zum Himmel auf. Dort dröhnte in niedriger Höhe ein Flugzeug über mir hinweg.
    Das taten die sonst nie. Warum heute?
    Kam die Gefahr daher?
    Ein furchtbarer Gedanke erfasste mich. Fliegen war das eine, runterkommen das andere. Was, wenn einerdieser schweren Flieger vom Himmel fiel? Mir auf den Kopf?
    Meine Schurrhaare legten sie nach hinten, bereit, der Gefahr zu trotzen. Doch ein herabfallendes Flugzeug konnte ich nicht bekämpfen. Das würde mich einfach plattmachen.
    Dieser Teppich – was war sein Geheimnis?
    Wieder versuchte ich es im Guten. Versuchte es mit allem, woran ich mich erinnern konnte.
    »Ingwer erhebe dich!«
    Nichts.
    »Curry, erhebe dich!«
    Auch nichts.
    »Kardamom, erhebe dich!«
    Keine Reaktion.
    »Safran, erhebe dich!«
    Nix.
    Verdammt, was denn noch? Ich bin kein Vegetarier. Und es handelte sich um ein Zeug, das ich niemals essen würde.
    Ein weiteres Flugzeug donnerte über die Dächer. Schnee rieselte, tanzte in dicken Flocken im Wind. Und dann begannen die Glocken zu läuten.
    Es ging mir durch alle Knochen. Große, machtvolle Schläge hallten durch die kalte Nacht. Ich war Gongs gewöhnt oder kleine klingelnde Glöckchen, nicht diese wuchtigen Klänge. Und trotzdem, sie schienen dasZucken meines Fells zu mildern, die furchtbare Nervenanspannung fiel von mir ab. Stetig kündete das Geläut der Glocken von Frieden und Andacht.
    Ich konnte wieder denken.
    Und da ich ein unwahrscheinlich kluger Kater bin, kam ich auch auf eine Idee.
    Meena, der Katzen-Geist. Meena wusste von dem Silberfaden – auch wenn sie ihn in einem anderen Zusammenhang genannt hatte. Und hatte sie nicht so getan, als wüsste sie, wie man den Teppich in Bewegung setzte? Ganz nah sei ich dran, hatte sie gesagt. Ganz nah.
    Sie wusste was!
    Eindeutig.
    Und sie würde es jetzt preisgeben!
    Sie musste!
    Es drohte mir Gefahr.
    Und ihrer blöden Vase vermutlich auch.
    Ich trabte ins Schlafzimmer, sprang auf die Kommode und schmiegte ganz sanft meine Backen an die Rundung und schnurrte melodisch.
    »Uhhaaauu!«
    Gähnend kam Meena aus dem Hals der Vase geschwebt.
    »Iss was?«
    »Ich glaube ja, Meena.« Ganz ruhig und höflich blieb ich. Jawohl! »Ich habe das Gefühl, dass eine große Gefahr auf uns zukommt.«
    »Ah ja? Auf uns?«
    »Ja, auf uns. Auch mich und auf dich.«
    Sie hob ihr Näschen und witterte.
    »Nö.« Halbwarsiewiederinihrer Vaseverschwunden. »Meena, nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Es liegt was in der Luft! Ehrlich.«
    »Kann sein, aber uns betrifft es nicht. Kannst ganz beruhigt sein.«
    Das war ich aber nicht. Das Zucken meldete sich wieder.
    »Meena! Nun hör mir doch mal zu!«
    »Nö.«
    Ich wollte fauchen, aber dann besann ich mich. Das war zu wichtig. Ich rieb meinen Kopf wieder an der Vase und bemühte mich zu schnurren. Es klang ziemlich grollend.
    Meena kicherte.
    Ich hasse das, wenn Leute so tun, als wüssten sie mehr als ich. Aber ich schluckte die trockene Wollmaus.
    »Bitte, Meena. Mir ist ganz komisch.«
    »Woran das wohl liegt, mhm?«
    »An der Gefahr, die uns droht.«
    »Nicht uns, Shardul.«
    Ich hätte sie in den Schwanz kneifen können, der so neckisch vor mir hin und her schwankte. Ich tat es vorsichtshalber nicht. Wahrscheinlich würde ich zweiReißzähne verlieren. Dieses Energiebündel war nicht zu unterschätzen.
    »Nicht uns? Aber wem dann?«
    »Denk mal nach! Hättest du schon die ganze Zeit über machen sollen.«
    »Ich denke ständig. Vor allem darüber nach, wie ich diesen verd… schönen Teppich zum Fliegen bekomme.«
    »Warum soll der fliegen?«
    »Damit ich fliehen kann!« Diesmal fauchte ich doch.
    »Wovor fliehen, Shardul. Dir droht doch keine Gefahr.«
    »Grrrr.«
    Aber dann sackte ich zusammen. Nicht mir. Das war’s wohl.
    »Wem droht denn Gefahr, Meena?«
    »Jemandem, den du kennst.«
    »Ich kenn niemanden.«
    »Doch!«
    Ich sprang auf den Boden, zog Kreise. Meine Barthaare vibrierten.
    Ein weiteres Flugzeug dröhnte über uns hinweg.
    Das Vibrieren verstärkte sich, wurde heftig, setzte sich durch meine ganzen Körper hindurch fort, steigerte sich, und meine Pfoten begannen wie wild zu zucken.
    Dann war plötzlich Ruhe.
    »Es ist etwas passiert.«
    »Wird schon so sein. Aber dich betrifft es ja nicht. Du kennst ja niemanden.«
    Doch. Ich kannte wen. Wollte ich aber nicht. Aber ich musste dem wohl in die Augen sehen.
    »Janina?«
    »Vielleicht.«
    »Sie sitzt in so einer Flugmaschine.«
    »Darüber weiß ich

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