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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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ganz furchtbar, dass meine Mutter Altersheimer hat! Aber so ist es nun mal, Shelagh, wir müssen den Tatsachen ins Auge blicken. Irgendjemand muss sich ja um sie kümmern. Wir können es nicht – mit zwei Kindern und einem kranken Wellensittich. Und du kannst es auch nicht, oder? Du hast dein eigenes Kreuz zu tragen.«
    Ich wusste genau, dass er mich damit meinte. Aber ich schaute ihn nicht an. Ich versuchte mich weiter auf die Sendung zu konzentrieren, wo sich die Frau mit der GoldbronzeUhr scheinbar interessiert gerade anhörte, was Hugh Scully ihr über die Details und das wundervolle Räderwerk erzählte, und dabei interessierte sie doch in Wirklichkeit nur, was die Uhr wert war. Aber da hörte ich meine Mam weinend sagen, dass ihr alles zu viel werde und sie nicht mehr aus noch ein wisse. Tante Fay ging zu ihr hin, schlang die Arme um sie und sagte: »Ach … du Ärmste, du Ärmste! Wir wissen, wie schwer du es hast, Shelagh; nicht wahr, Jason? Sagen wir nicht immer zueinander, unsere Shelagh ist die reinste Märtyrerin?«
    Sie machte mich ganz krank, meine Fürchterliche Tante Fay. Also drehte ich mich wieder um und schaute fern. Jetzt fragte Hugh Scully die Frau mit der Goldbronzeuhr, ob sie das Stück denn versichert habe; da wusste ich, dass die Uhr wahrscheinlich ein Vermögen wert war. Doch ob es wirklich stimmte, kriegte ich leider nicht mit, weil Tante Fay in dem Moment meine Mam fragte, ob sie vielleicht Lust hätte, am nächsten Samstag abends zum Fondue zu kommen und sich dann später mit ihnen gemeinsam auf Sky den »Spielfilm der Woche« anzuschauen.
    Ich fuhr in meinem Sessel herum und starrte sie an. Und meine Mam starrte sie ebenfalls an.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass ihr Sky kriegt«, sagte meine Mam, schnäuzte sich und steckte ihr Taschentuch weg.
    Tante Fay und Onkel Jason schauten sich an.
    »Doch, doch«, sagte Tante Fay, »hatte ich nicht erwähnt, dass wir jetzt Satellitenempfang haben?«
    »Nein«, erwiderte meine Mam, »eigentlich nicht.«
    »Ist absolut phantastisch!«, sagte Onkel Jason. »Wir haben jetzt die volle Auswahl, Shelagh! Uns kommen die Programme schon fast zu den Ohren raus, stimmt’s Fay?«
    »Oh, wir können uns anschauen, was wir wollen und wann wir wollen!«, sagte Tante Fay. »Stell dir bloß vor, Shelagh, an einem Abend, dienstags, glaub ich, können wir sage und schreibe zwischen neunundzwanzig verschiedenen Gameshows wählen, Shelagh! Neunundzwanzig; stell dir das mal vor!«
    Meine Mam starrte die beiden wortlos an, bis Onkel Jason fragte: »Sag mal, Shelagh, ist was?«
    »Wo kommen die denn her?«, fragte meine Mam.
    »Wer?«, fragte Tante Fay.
    »Euere Satellitenprogramme«, sagte meine Mam, »wo kommen die her?«
    »Na, was glaubst du wohl?«, sagte Onkel Jason.
    »Ich hab euch gefragt«, erwiderte meine Mam.
    Onkel Jason sah sie an, aber meine Mam zuckte nicht mit der Wimper. Sie erhob sich und sagte: »Habt Ihr etwa meiner Mutter ihre Satellitenschüssel geklaut?«
    Jetzt erhob sich auch Fay und rief empört: »Shelagh!«
    »Also«, beharrte meine Mam. »Eure neunundzwanzig verschiedenen Gameshows, kriegt ihr die über die Satellitenschüssel meiner Mutter?«
    »Ich hab’s ja gewusst!«, bellte Onkel Jason. »Nein, von Dixons! Unser System ist von Dixons in der Hauptstraße, verdammt noch mal!«
    »Gut!«, erwiderte meine Mam. »Wenn ich also morgen meine Mutter besuche, sehe ich dann ihre Satellitenschüssel immer noch auf dem Dach?«
    Onkel Jason starrte sie einen Moment an, als falle ihm nichts mehr ein. Aber dann fing er sich wieder. »Natürlich nicht!«, polterte er. »Und weißt du auch, warum? Weil sie ihre Satellitenschüssel verhökert hat, deshalb! Über eine Kleinanzeige! Sie hat sie für einen Pappenstiel verscherbelt – an einen pakistanischen Kinderarzt aus Prestwick, der behauptete, er hätte kein Geld. Sie wollte ihm die Satellitenschüssel geben, damit er sein Gudscharati nicht verlernt. Hab ich Recht, Fay?«
    Tante Fay nickte schnell.
    »So, so«, sagte meine Mam. »Und wenn ich meine Mutter morgen besuche, wird sie mir das bestätigen, Jason, nicht wahr?«
    Wieder sahen sich Onkel Jason und Tante Fay an. Dann sagte Tante Fay: »Shelagh, wir versuchen doch schon die ganze Zeit, dir klarzumachen, dass es deiner Mutter nicht gut geht. Und wenn bei alten Leuten erst mal der Verstand nachlässt, Shelagh, dann bilden die sich alle möglichen Sachen ein. Zum Beispiel, als deine Mutter heute bei uns war, konnten wir ihr noch so oft sagen,

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