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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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dass unser nagelneues Satellitensystem von Dixons stammt; es war ihr einfach zu hoch, Shelagh. Sie hat den ganzen Nachmittag dagesessen, auf den Decoder gestarrt und vor sich hingeleiert: ›Das gehört mir, das gehört mir, das gehört mir‹. Und egal, wie oft wir’s ihr erklärt haben, Shelagh, sie hat es sich nun mal in ihren wirren Kopf gesetzt, dass wir ihre Satellitenschüssel geholt hätten! Als ob wir einer armen, alten, gebrechlichen Frau, die plötzlich alle Anzeichen von Alzheimer hat, so was antun würden, Shelagh!«
    »Und deshalb«, warf mein Onkel Jason blitzschnell ein, »müssen wir etwas unternehmen, Shelagh! Sie muss in ein Pflegeheim und du solltest dich langsam an den Gedanken gewöhnen.«
    Und ich merkte, dass er meine Mam an einem wunden Punkt getroffen hatte und sie drauf und dran war, das Thema Satellitenschüssel fallen zu lassen. Deshalb warf ich blitzschnell ein: »Wie heißt er denn?«
    Alle drehten sich um und starrten mich an.
    »Wie heißt er, Onkel Jason?«, wiederholte ich. »Wie war noch mal sein Name?«
    Er verzog das Gesicht. »Wen meinst du, verdammt?«, sagte er.
    »Den Kinderarzt aus Prestwick«, erwiderte ich.
    Er starrte mich an, als sei ich gerade unter einer ranzigen Speckscheibe hervorgekrochen.
    »Woher soll ich seinen verdammten Namen wissen?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. »Na ja, du weißt doch anscheinend sonst alles über ihn«, sagte ich. »Welchen Beruf er hat, welche Sprache er spricht, woher er kommt und wo er wohnt. Ich dachte schon, du schreibst vielleicht gerade an seiner Biografie.«
    Mein Drecksonkel Jason und meine Fiese Tante Fay warfen mir aus zusammengekniffenen Augen einen vernichtenden Blick zu. Aber ich starrte einfach zurück.
    Da wandte sich Tante Fay plötzlich an meine Mam, als sei ich Luft, und sagte: »Er fängt jetzt bald in der Sonderschule an, Shelagh, nicht wahr?«
    »Es ist keine Sonderschule«, erklärte meine Mam. »Es ist eine Förder schule, Fay. Eine Förderschule.«
    Tante Fay nickte. »Ach ja, natürlich«, sagte sie. »Eine Förderschule.«
    Dann drehte sie sich nach mir um und lächelte so ähnlich wie die Queen, wenn sie sich in Afrika aufhält. »Besteht denn Hoffnung, dass er dort gefördert werden kann, Shelagh?«
    »Es ist keine Schande«, sagte meine Mam. »Heutzutage ist das keine Schande mehr, hat Mr. Wilson gesagt. Er hat sogar gemeint, dass einige der Kinder, die nach Sunny Pines gehen, zu den intelligentesten Kindern im ganzen Land zählen!«
    Die Fürchterliche Tante Fay zog eine Augenbraue hoch und nickte bedächtig. »Was du nicht sagst, Shelagh!«, erwiderte sie.
    Und meine Mam versuchte ihr klarzumachen, dass ich in Sunny Pines wahrscheinlich viel besser aufgehoben sei, weil die Atmosphäre einer Förderschule laut Mr. Wilson einfach besser für mich passte. Aber ich merkte an der Stimme meiner Mam, dass ihr Kampfgeist erloschen war. Denn sie wusste ja, wenn es um Schule und Erziehung ging, konnte sie nicht konkurrieren, sondern musste sich höchstens noch anhören, dass Tante Fay ihre scheußliche Brut kürzlich in der Manchester Grammar School angemeldet hatte. Deshalb sagte meine Mam nur: »Ach, weißt du, ich bin im Moment ein bisschen durch den Wind und hab noch ziemlich viel zu …«
    Aber da marschierten Tante Fay und Onkel Jason schon in Richtung Tür und meinten, sie hätten auch gar nicht so lange bleiben wollen. Und an der Tür blieb Tante Fay noch mal stehen und sagte: »Also, Shelagh, dann bis bald! Zum Fondue und zum ›Spielfilm der Woche‹!«
    »Mal sehen«, erwiderte meine Mam.
    Im Hinausgehen sagte mein widerlicher Onkel dann noch: »Und denk dran, Shelagh: Wegen Mutter müssen wir etwas unternehmen.«
    Als sie weg waren, sagte mir ein Blick auf meine Mam, dass sie wirklich erschöpft war und ganz in Gedanken versunken. Und deshalb machte ich kein Theater mehr wegen Sunny Pines. Mein Drecksonkel Jason hatte die Satellitenschüssel gestohlen; meine Oma litt an Alzheimer und meine Mam trug alle Sorgen der Welt auf ihren Schultern und war am Ende ihrer Kraft.

    Ich fand es grässlich! Ich fand es grässlich, auf diesen blöden Kleinbus zu warten und dann ewig fahren zu müssen, bloß weil an allen möglichen Haltestellen noch Kinder zustiegen. Eigentlich hätte in Sunny Pines alles besser sein müssen, weil die Klassen dort irre klein waren. Aber meist lief es so: Man saß da, schrieb an irgendeiner Arbeit, und es war leidlich still, doch plötzlich hörte man einen schrillen Schrei oder

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