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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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»Was sind das für Dinge?«, da rief die McGann: »Kind, sei still!«
    Und warnte sie streng vor dem Sittenstrolch, der die Kinder verführen will.
    »Geh ja nie dorthin, er lauert dir auf, er schlägt dich in seinen Bann,
    Er hypnotisiert dich, raubt dir deinen Willen, damit er dich zwingen kann
    Zu hässlichen Dingen, die du nicht willst, ich kann dir nicht sagen was,
    Du bist noch zu klein. Aber jedenfalls, geh nicht zum Kanal! Merk dir das!«
    Und das hatte die kleine Paulette sich gemerkt, die jetzt ängstlich zusammenschauerte;
    Denn sie fürchtete sich vor dem Sittenstrolch, der hier unterm Wasser lauerte.
    Er saß im Kanal, er versteckte sich dort, der Sittenstrolch, den man ja kannte,
    Der schreckliche Junge, dem manchmal im Kopf eine Sicherung durchbrannte,
    Der sich hier oft versteckte, hier im Kanal, in dem faulig stinkenden Wasser,
    Dieser Junge, der plötzlich zur Bestie wurde, der entsetzliche Kinderhasser,
    Der Paulette, wenn er sie in die Fänge bekam, nie mehr nach Haus gehen ließe!
    Und langsam, ganz vorsichtig wich sie zurück und wandte sich wieder zur Wiese,
    Wo sich Blume und Bienen und Schmetterling in der heiteren Sommerluft sonnten,
    Wo es keine gefährlichen Monster gab, die ihr Schaden zufügen konnten.
    Sie würde sich einfach verstecken im Grün, geduckt wie ein winziger Has.
    Doch plötzlich blieb reglos und ängstlich sie stehen und starrte gebannt auf das Gras.
    Es schwankte ganz sacht im Sommerwind wie eine riesige Welle,
    Ein wogender grüner Ozean! Doch sie rührte sich nicht von der Stelle
    Sie war sich jetzt sicher, dass jeder Hauch, das Wogen der grünen Matte,
    Nicht vom Wind und nicht von der Sonne kam, nicht natürliche Ursachen hatte,
    Nein, dass er es bewirkte, die Bestie, der Strolch, der sich kleine Kinder herlockte!
    Und jetzt plötzlich hörte Paulette ein Geräusch, bei dem ihr der Atem stockte.
    Er kam auf sie zu, er atmete schwer, laut stampfte er über den Boden.
    Nicht umsonst war die Gegend hier um den Kanal kleinen Kindern strengstens verboten!
    Und er polterte schwerfällig plump durchs Gras, kam direkt auf sie zugerannt,
    Bahnte schnaufend und keuchend den Weg sich durchs Grün, und Paulette stand vor Schreck wie gebannt
    Doch auf einmal erspähte sie über dem Gras seinen Kopf im Gegenlicht,
    Und Paulette sah voll Angst nicht den kleinen Buben, sah nicht das Jungengesicht,
    Sah nicht, dass hier einfach ein anderes Kind gehetzt durch die Wiese rannte -
    Ein harmloser kleiner Junge nur, so wie sie viele kannte.
    Stattdessen erblickte Paulette das Tier, die Bestie, vor der ihr so graute,
    Und die Fratze verzerrte sich immer mehr, je länger das Mädchen hinschaute:
    Ein fetter Hals und ein riesiger Kopf, aus dem grässliche Augen schwollen,
    Und jetzt stülpten sich schwabblige Hautfalten um, denen riesige Ohren entquollen,
    Wie zwei Monsterpilze wuchsen sie rasch aus dem knollennasigen Kloß!
    Und die Bestie kam ihr bekannt vor! Paulette machte kehrt und lief schreckensbleich los.
    Den Pfad entlang, vor Entsetzen blind und innerlich ganz zerrissen,
    Floh Paulette vor dem Tier, vor dem Monstergesicht, vor dem unerträglichen Wissen,
    Dass die Fratze des Strolchs, dieses schlimme Gesicht, das die kleine Paulette so verstörte,
    Dass die Fratze der Bestie, vor der sie jetzt floh, ihrem eigenen Vater gehörte!
    Nicht dem freundlichen Dad, der ihr beisprang und half, wenn die Mutter sie »Miststück!« nannte,
    Nein, dem anderen Dad, der er manchmal war, den sie fast nicht mehr wiedererkannte.
    Und der sagte dann: »Na, nun weine mal nicht, ich bin doch nur lieb zu dir,
    Du bist halt was ganz Besonderes, Schatz«, und das sei der Grund dafür,
    Dass er dies mit ihr mache, er wolle doch bloß seinem reizenden Herzblättchen zeigen,
    Wie kostbar und wichtig sie für ihn sei, doch das müsse sie ewig verschweigen!
    Sie allein nur, sagt er, dürfe wissen wie heiß und wie innig und zart er sie liebt,
    Doch das dürfe sie niemand verraten, weil es da gewisse Personen gibt,
    Die verstehen das nicht, und aus diesem Grund soll sie dieses Geheimnis bewahren,
    Diese Leute, die dürften auf gar keinen Fall von seiner Liebe erfahren.
    Sie hielten entsetzliche Lügen bereit, seine Liebe sei böse, gemein.
    Sie würden von ihm, Paulettes Daddy, behaupten, er sei ein perverses Schwein!
    Und dann brächten sie ihren Daddy weit weg, an einen entfernten Ort,
    Und sicherlich käme er nie mehr heim und bliebe für immer fort!
    Und so sehr sich Paulette auch fürchtete, wenn sie mal

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