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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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wirklich anders aus? Er wirkte sauberer, weniger »klempnerisch«. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie ihn sogar für gut aussehend halten.
    Er stellte einen Teller vor sie hin, auf dem sich Würstchen, Speck, Eier, Bohnen, gegrillte Tomate und gebutterter Toast häuften.
    Noch nie hatte jemand für sie Frühstück gemacht. Allein bei dem Anblick wurde ihr schwindelig.
    »Sie erwarten doch nicht, dass ich all das wirklich esse!«
    »Gott behüte.« Er setzte sich mit einem genauso vollen Teller neben sie und ließ es sich schmecken. »Also, wie geht’s Ihrem Kopf?«
    »Miserabel. Aber besser.«
    »Brauchen Sie etwas? Paracetamol? Einen kalten Umschlag?«
    »Nein. Wissen Sie, wie man kalte Umschläge macht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich denke, man legt einen nassen Lappen auf die Stirn, oder?«
    »Vielleicht, aber ich passe.« Behutsam nahm sie ein Stückchen Speck. »Waren Sie immer Klempner?«
    Er sah sie von der Seite an. »Sicher. Ich bin schon mit
einem Ausgussstampfer in der Hand zur Welt gekommen.«
    »Sie verstehen alles, was ich sage, falsch. Als wären Sie fest entschlossen, das Schlimmste über mich zu denken.«
    »Tut mir leid. Nein, ich war nicht immer Klempner. Davor hatte ich eine glänzende Karriere als Bauarbeiter, und gleich nach der Schule hatte ich das Vergnügen, der britischen Öffentlichkeit sechs Monate bei Curry’s Electrical Appliances zu dienen.«
    Sie probierte das Ei. »Verstehe.«
    »Was?« Sein Blick begegnete ihrem.
    »Nichts, ich habe nur überlegt.« Sie biss behutsam in eine Scheibe Toast.
    »Wenn wir einander ins Kreuzverhör nehmen, was ist denn mit Ihnen, Miss Vane?« Er hielt ihr ein unsichtbares Mikrofon vors Gesicht. »Haben Sie immer schon Schlüpfer entworfen, um sich Ihren Lebensunterhalt zu verdienen?« Er fing an zu lachen und verschluckte sich fast an seinen Bohnen.
    »Was ist denn daran so witzig?«
    »Ich weiß nicht, es passt einfach zu Ihnen, wissen Sie? Dessous! Ausgerechnet maßgeschneiderte Dessous!«
    »Was soll das heißen, es passt zu mir?«
    »Nun, ich möchte Sie nicht beleidigen, aber Sie sind doch eindeutig ein wenig … wie soll ich es formulieren? Exklusiv, gelinde gesagt.«
    »Exklusiv! Und was gibt’s daran auszusetzen?«
    »Nichts. Wenn Sie auf Tee in einem silbernen Tee-Ei und maßgeschneiderte Schlüpfer stehen.«
    »Ich mag eben schöne Dinge von guter Qualität. Ist das ein Verbrechen?«
    »Keineswegs. Doch Sie haben nichts zu essen im Kühlschrank. Und kein Sofa, auf dem man sitzen könnte. Und«, fügte er hinzu, »niemanden, der sich um Sie kümmert.«

    »Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert«, fuhr sie ihn an. »Und nennen Sie mich nicht Miss Vane!«
    »Wie soll ich Sie denn sonst nennen?«
    »Ms, nicht Miss.«
    »Ms … Miss … was ist da der Unterschied?«
    »Das eine ist ein Kennzeichen von Unabhängigkeit, das andere ein Zeichen des Versagens.«
    »Niemand würde es wagen, Sie als Versagerin zu bezeichnen.« Er aß seine Eier.
    »Genau.«
    »Wollen Sie Ihre Pilze nicht?«
    »Nein.« Sie schob den Teller von sich. Er nahm nicht nur
    die Pilze, sondern auch noch zwei Würstchen, den Rest des Specks und die gegrillte Tomate.
    Sie spielte mit dem Teelöffel in der Zuckerdose. Exklusiv, allerdings!
    Sie führte ein wunderbares, exotisches Leben, um das sie alle beneideten. Warum war es so schwierig, ihn zu beeindrucken?
    »Übrigens«, hörte sie sich sagen, »habe ich einen geheimnisvollen Verehrer.« Sobald sie es gesagt hatte, wünschte sie sich, sie hätte den Mund gehalten.
    »Oh, wirklich?« Eine Augenbraue schoss in die Höhe. »Und was heißt das genau?«
    »Nun, er schickt Karten und hinterlässt seltsame, magische Hinweise …«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel Champagner im Park …«
    »Champagner. Wirklich?«
    »Ja. Also, gewissermaßen. Und kleine Botschaften überall in der Stadt.«
    Er schnaubte.
    »Und was ist daran auszusetzen?«

    »Also, Sie sind ein bisschen zu alt für eine Schnitzeljagd, oder? Und abgesehen davon, haben Sie diesen Kerl je gesehen? Haben Sie irgendeine Idee, wer er ist?«
    »Nein. Aber darum geht es doch, es ist Teil des Abenteuers.«
    »Ja, nun.« Er wischte mit einem Stück Toastbrot über seinen Teller und steckte es in den Mund.
    »Manche Menschen würden es romantisch finden.« Sie hätte es ihm nicht erzählen sollen, jetzt kam sie sich dämlich vor.
    »Jedem das seine.« Er stand auf und räumte die Teller ab.
    »Ich finde es charmant.«
    Er zuckte die Achseln.

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