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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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riss die
Tür weit auf und blieb daneben stehen wie jemand, der den Hund rauslässt - »sei ein braves Mädchen und geh da raus und setz dich auf deinen Platz. Was mich angeht, ist diese Diskussion beendet.«
    Wie betäubt verließ Olivia das Büro und schob sich durch die Menschenmenge, die sie anstarrte, in den Zuschauerraum.
    Arnaud sah zufrieden zu, wie sie beinahe mit einer der Catering-Damen zusammengestoßen wäre, die Getränke servierten.
    Das war es wert gewesen, jeden Penny.
    Sie war wieder da. Schwach, außer sich, begierig, ihm zu gefallen.
    Das richtige Timing war natürlich entscheidend. Das hatte seine Mutter ihm beigebracht. Wenn man jemanden demütigen möchte, gibt es keine bessere Gelegenheit als eine öffentliche Veranstaltung.
     
    Der improvisierte Zuschauerraum war voller Gäste; alle, die in der Londoner Sportszene jemand waren, schoben sich durch die Menge, tranken Champagner, aßen Kanapees und bemühten sich um die Journalisten. Eine Band spielte beschwingte lateinamerikanische Rhythmen, während schöne junge Frauen in Spandexshorts Champagner nachschenkten.
    Olivia mischte sich unbemerkt unter die Menge, stolperte in die hintere Ecke und ließ sich schwer auf einen Klappstuhl plumpsen.
    Verrat brannte heiß in ihrer Brust, so heiß, dass sie dem Wunsch widerstehen musste, sich vornüberzubeugen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie saß in der Falle. Was wusste Arnaud noch über sie? Was für Möglichkeiten blieben ihr?
    Sie hielt die Karten fest umklammert.

    Von ihnen war ein Zauber ausgegangen, sie waren ein Passierschein in ein Paralleluniversum gewesen, wo sie geliebt und geschätzt wurde und frei war.
    Jetzt kamen sie ihr geschmacklos vor, jämmerlich.
    Sie drückte die Fingerspitzen an die Stirn. Sie musste nachdenken, sich etwas überlegen.
    Plötzlich fiel ihr Blick auf die funkelnden Diamanten ihres Memoire-Rings.
    Sie erinnerte sich daran, dass er ihn ihr an dem Tag nach der Fehlgeburt geschenkt hatte.
    Es war später Nachmittag gewesen, als er endlich von seiner Geschäftsreise nach Hause gekommen war. Sie lag auf dem Bett, leer vor Schmerz. Sie drehte sich um. Er stand in der Tür. Und bevor sie noch den Mund aufmachen konnte, holte er das Schmuckkästchen aus der Manteltasche.
    All die Worte, die Tränen wurden beiseitegeschoben, um Platz zu machen für geheucheltes Entzücken und Dankbarkeit. Er hätte an diesem Tag jeden Preis gezahlt, damit sie den Mund hielt.
    So war es immer gewesen, und so würde es immer sein. Das Leben ihrer Eltern spulte sich vor ihrem inneren Auge ab. Ihre Lebensweise war ihr vertraut wie ein ausgetretener Schuh; voller Lug und Betrug und Tausenden von Kompromissen, alles für ein bisschen Sicherheit und einen Ring mit harten, funkelnden Steinen.
    Stille senkte sich herab, ihre Gedanken hörten auf zu kreiseln.
    Um sie herum Menschen, die lachten, tranken, scherzten.
    Was sollte schon passieren, wenn sie mit leeren Händen wegging?
    Aber wollte sie sich wirklich so unter Wert verkaufen?
    Olivia stand auf und suchte den Ausgang.
    Da sah sie sie.

    Sie bewegte sich träge, mit einer Selbstbeherrschung, die nur sehr schönen Menschen eigen ist, und ihre sexuelle Energie war so stark, dass die Menschenmenge sich vor ihr teilte, als sie aus den Kulissen trat.
    Er hatte sie eingeladen. Direkt vor ihrer Nase.
    Es war nicht nötig, dass jemand es Olivia erzählte − die dunkelhaarige junge Frau mit dem runden Gesicht in dem Gucci-Kleid war seine Geliebte.
    Doch da war noch mehr, sie strahlte ein gewisses Glühen aus.
    Die richtige Gelegenheit kam zuweilen in einem seltsamen Gewand daher.
    Olivia steckte ihre Karten in ihre Handtasche und strich ihren Chanel-Rock glatt.
    Das richtige Timing war alles.
     
    Auf ein Zeichen von Arnaud hin begann die Präsentation. Hämmernde futuristische Musik dröhnte aus riesigen Lautsprechern. Lichtblitze zuckten. Zwei Dutzend halbnackte Tänzerinnen wirbelten auf die Bühne, und die geisterhafte Stimme eines berühmten Schauspielers dröhnte: »In der ganzen Welt kann nur einer der Beste sein. Und nur ein Mal in einer Generation offenbart sich der Beste.« Die Musik wurde lauter, und die Tänzerinnen hüpften in einem Wirbel leicht pornografischer Bewegungen herum. Auf dem Bildschirm erschien ein riesiges Bild eines Tennisschuhs, der sich langsam im Raum drehte. »Heute bietet Bourgalt du Coudray Industries Ihnen die seltene Gelegenheit, der Geburt einer Legende beizuwohnen − dem »Nemesis All-pro Sport

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