Der Flirt
2000«-Tennisschuh. Nicht nur ein Schuh, sondern ein völlig neues Lebensgefühl für Sportler, und das für 299 Pfund, unverbindliche Preisempfehlung. Und um dieses unglaubliche neue Produkt vorzustellen, sind heute der Weltranglisten-Tennisspieler
Ivaldos Ivaldovaldovich und der Mann der Visionen, Arnaud Bourgalt du Coudray, hier!«
Arnaud und Ivaldos Ivaldovaldovich stolzierten auf die Bühne. Sofort wurden sie von der Presse umzingelt, die sie in ein grelles Blitzlichtgewitter tauchte.
Arnaud richtete den Blick auf das Publikum aus Wirtschaftsvertretern und Promis. Es waren viel mehr Leute gekommen, als er sogar in seinen kühnsten Träumen gehofft hatte. Strahlend nahm er Ivaldos Ivaldovaldovichs Hand und reckte sie in die Luft. Die Fotografen lösten ein Blitzlichtgewitter aus. Er stand im Zentrum des Universums, das allessehende Auge der Weltpresse bestätigte, dass er es ein für alle Mal geschafft hatte. Nie mehr würde jemand behaupten können, er lebe von dem Geld und dem guten Ruf seiner Familie. Endlich war er sein eigener Herr!
»Ich liebe diesen Schuh!«, erklärte Ivaldos, wie es in seinem Vertrag vorgesehen war. »Wenn ich diesen bemerkenswerten, genialen Schuh trage, werde ich im nächsten Jahr Wimbledon wieder gewinnen!«
Donnernder Applaus.
Noch mehr Fotos!
Arnaud blickte strahlend auf die jubelnde Menschenmenge.
Was war das?
Seine Frau winkte?
Er lächelte und winkte zurück.
Dann sah er − fast wie in Zeitlupe − zu, wie sie sich durch die Menge schob, durch das Blitzlichtmeer, zu Svetlana.
Was machte sie da?
Dann geschah etwas wirklich Furchtbares; die Presse wandte ihren wunderbar wärmenden Blick von Arnaud ab.
Und stürzte sich stattdessen auf das hitzige Gespräch zwischen Olivia und Svetlana. Und über dem Lärm der Menschenmenge
und der Kameras trafen ihn die Worte »Geliebte« und »schwanger«.
Ivaldos Ivaldovaldovich ließ seine Hand los.
Noch einmal wurde er in ein Blitzlichtgewitter gehüllt, doch diesmal war es weder warm noch anerkennend. Ein Sperrfeuer von Fragen prasselte auf ihn ein.
»Stimmt das?«
»Ist diese Frau Ihre Geliebte?«
»Ist sie wirklich schwanger, trägt sie Ihr Kind der Liebe unter dem Herzen?«
»Seit wann betrügen Sie Ihre Frau?«
»Werden Sie einen DNA-Test machen lassen?«
»299 Pfund ist ein bisschen viel für einen Tennisschuh, finden Sie nicht?«
»Er hat mir ein gemeinsames Leben versprochen!« Svetlana ergriff die Gelegenheit, warf den Kopf zurück und zog provokativ eine Schnute. »Ich liebe ihn, und er liebt mich! Wir werden glücklich sein!«
»Das ist eine Lüge!«, protestierte Arnaud.
»Es ist wahr! Ich schwöre es!«
Ivaldos Ivaldovaldovich verließ eilends die Bühne.
Die Reporter hielten wie verrückt drauf.
»Das sind vollkommen aus der Luft gegriffene Behauptungen!«, protestierte Arnaud und schnappte sich das Mikrofon. »Ich habe meine Frau nie betrogen. Wir führen eine wunderbare, stabile Ehe, die auf Vertrauen und gemeinsamen Werten basiert. Diese junge Frau ist doch nur eine Opportunistin! Soll sie behaupten, was sie will! Meine Frau ist mir genauso treu wie ich ihr. Unsere Ehe wird diesen Sturm leicht überstehen!«
Er suchte überall in der Menschenmenge nach Olivia, und da war er nicht der Einzige. Reporter krabbelten auf der Suche nach der eleganten betrogenen Ehefrau in der heißesten
Dreiecksgeschichte des Jahres wie die Insekten übereinander.
Doch sie war verschwunden.
Olivia hob den Vorschlaghammer über den Kopf.
»Arschloch!« Er sauste herab.
Ein pausbäckiger Cupido segelte durch den Garten.
»Verdammtes betrügerisches Arschloch!« Sie holte noch einmal aus.
Ein Delfin ging entzwei. In alle Richtungen schoss Wasser, spritzte ihr in die Augen, durchtränkte ihr Chanel-Kostüm. Und die goldene Schale des Springbrunnens bekam einen Riss.
»Arschloch, Arschloch, Arschloch, Arschloch, Arschloch.«
Steinbrocken flogen durch die Luft und landeten in Blumenbeeten. Es war ihr egal. Er war ein Arschloch allerersten Ranges! Schwanger! Direkt vor ihrer Nase, während er der Weltpresse seine dämliche blonde Gattin vorführte!
Sie schwang den Vorschlaghammer und zerschmetterte das Gesicht einer weiteren hässlichen Putte.
»Du verdammtes Arschloch!«, schrie sie, und die Schultern brannten ihr vor Anstrengung.
Dann spuckte das, was von dem Springbrunnen noch übrig war, ein letztes Mal und erstarb. Durchnässt und schwer atmend, schaute Olivia auf.
An der hinteren Mauer stand Ricki, sie
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