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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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er Autorität, Lässigkeit und Stil aus. Sein Haar war makellos, die Fingernägel geschnitten, seine Haut hatte das weiche, goldene Glühen von Sonnenbräune. Doch seine Augen waren wahrlich fesselnd. Sie waren von einem seltenen intensiven Blau, Hughies eigenen nicht unähnlich.
    »Ich glaube, das hier ist Ihnen heruntergefallen«, sagte er und hielt ihm lächelnd eine Fahrkarte hin.
    Hughie zögerte, dann nahm er sie. »Danke.«
    Der Mann stand auf. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Dann nahm er die Hand des Fahrkartenkontrolleurs und schüttelte sie warm. »Ich wollte nur sagen, ich finde, dass Sie ausgezeichnete Arbeit leisten. Ich arbeite in der Zentrale und habe selten einen so hingebungsvollen und fleißigen Diener des Volkes gesehen wie Sie. Sie erfüllen mich mit Stolz, mein guter Mann! Stolz, Teil dieses großartigen öffentlichen Nahverkehrssystems zu sein, und ich muss sagen, stolz, Brite zu sein.« Er sah Hughie an. »Pflichten Sie mir nicht bei?«
    »Voll und ganz!«
    Der Fahrkartenkontrolleur errötete. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll! Es ist sehr schön, zur Abwechslung mal Anerkennung zu bekommen. Die meisten Menschen beschimpfen einen dafür, dass man diese Arbeit macht!«
    Der Mann nickte und schlug ihm auf die Schulter. »Sie sind ein tapferer Soldat.«
    »Das muss man sein!«
    »Ich sage Ihnen was«, sagte der Mann und holte sein Handy heraus. »Ich rufe hier und jetzt in der Zentrale an, und ich würde Sie gerne namentlich erwähnen.«
    »Ehrlich? Meinen Sie das ernst? Ich heiße Paul, Sir, Paul Pullerton.«

    »Mr. Pullerton, Sie machen Ihrem Berufsstand alle Ehre! Ich wähle jetzt gleich. Machen Sie weiter so!«, rief er, eilte die Stufen hinunter und verließ den Bus.
    »Was für ein Gentleman!«, erklärte der Kontrolleur allen, die zuhörten. »Der Letzte einer aussterbenden Art!«
    »Er brauchte seine Fahrkarte nicht zu zeigen!«, fuhr Malcolm auf.
    Doch der Kontrolleur ging nicht darauf ein. »Eine aussterbende Art«, wiederholte er und ging den Gang hinunter.
    Hughie schaute aus dem Fenster. Der Mann war verschwunden.
    Er hatte ihm bestimmt seine eigene Fahrkarte gegeben. Aber was hatte ihn geritten, einem vollkommen Fremden aus der Bredouille zu helfen?
     
    Auf dem halben Weg die Park Lane hinunter ging plötzlich ein heftiges Ruckeln durch den Bus. Schwarze Qualmwolken drangen aus dem Motor. Der Fahrer fuhr an den Straßenrand und ließ die Glocke schrillen. »Alle raus! Alle raus aus dem Bus!«
    Hughie stieg aus, und in dem Gedränge aus aufgebrachten Rentnern und etlichen Kinderwägen gelang es ihm, Malcolm abzuschütteln. Der Verkehr war vollkommen zum Erliegen gekommen.
    Da war nichts zu machen. Also lief er die Park Lane hinunter.
    Am Hyde Park Corner klingelte erneut sein Handy.
    »Ich bestelle ohne dich«, sagte seine Mutter. »Du vergisst leicht, dass nicht jeder arbeitslos ist und den ganzen Tag herumfaulenzen kann wie du.«
    »Mum … ich kann dir das erklären …«
    »Du hast sehr wenig Respekt vor anderen Menschen. Zeit ist mehr als Geld, Hughie, es ist der Stoff, aus dem das Leben
ist! Warum keuchst du so? Stimmt etwas mit dir nicht? Bist du krank? Wie kommt es, dass ein Kind von mir so schlecht erzogen ist, dass es trinkt …«
    Ein weiterer Anruf kam an. Es war Leticia.
    »Nach dem ganzen Geld, das ich ausgegeben habe, um dir den denkbar besten Start zu ermöglichen − ja, ich nehme das Lamm, bitte, und eine Flasche Château Margaux …«
    »Tut mir leid, Mum.«
    »Unterbrich mich nicht, Hughie! Was habe ich dir gerade über Respekt gesagt?«
    »Mum, wenn du nur kurz dranbleiben könntest …«
    »Dranbleiben! Ich bleibe sicher nicht dran!«
    Derweil legte Leticia auf.
    »Mein Gott, Hughie, du schießt wirklich den Vogel ab!«
    »Mum! Das war ein sehr wichtiger Anruf!«
    Er legte seine Mutter in die Warteschleife und rief Leticia an.
    »Vane, der Laden für sehr, sehr ungeratene Frauen«, meldete sie sich.
    Just in diesem Augenblick war Hughies Gesprächsguthaben aufgebraucht, und die Leitung war tot.
    Als er bei Leticias Laden ankam, war schon die nächste Kundin da. Er klingelte trotzdem.
    »Können Sie das Schild nicht lesen?«, sagte sie, als sie ihm die Tür öffnete. »Betteln und Hausieren verboten.«
    Er schob sich seine Haare, die vom Laufen ganz feucht waren, aus der Stirn. »Ich bin hier, um die Muster abzuholen, Miss Vane. Es tut mir sehr leid, dass ich zu spät bin.«
    »Und was für Muster sollen das sein?«
    »Die für Mr. … Mr. … Mr.

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