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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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vielleicht, die über die ganze Länge des Rasens läuft.« Sie trat in die Mitte. »Wasser kann hier hinten vor der Mauer in Form eines hohen Wasserfalls aus schwarzem
Schiefer zulaufen. Sehen Sie, das Aluminium fängt das Licht auf, das kontrastiert mit der Dichte des Schiefers. Wirklich phänomenal! Und im Sommer, wenn das Gras saftig grün ist, ist es wie eine silberne Klinge, die den Rasen zweiteilt. Der Wasserfall muss hoch genug sein, damit er ein wunderbares, fließendes Gurgeln macht, kein Sprudeln oder Plätschern wie bei einem Bach, sondern etwas Starkes, Beruhigendes … Und, was meinen Sie?«
    Die Vorstellung, dass eine Klinge aus Wasser den Rasen durchschnitt, faszinierte Olivia. Und Rickis Begeisterung war unwiderstehlich. »O ja! Das klingt wunderschön! Da ist nur eines: Mein Mann wird es abscheulich finden.«
    Ricki lachte und zuckte die Achseln. »Na und?«
    »Sie kennen meinen Mann nicht.« Olivia lächelte schief. »Es ist sicherer, wenn wir etwas eher Traditionelles machen.«
    »Lassen Sie mich raten, ein Vogelbad in Form einer Muschel mit einem pinkelnden Cherub obendrüber?«
    »Ja, das klingt eher nach dem, was er erwartet«, gestand sie.
    Ricki schüttelte den Kopf und sah sie mit ihren großen schwarzen Augen eindringlich an. »Manchmal ist das Gefährlichste, was man tun kann, auf Nummer sicher zu gehen. Wir könnten hier etwas wirklich Interessantes schaffen … etwas Kühnes.«
    Zu ihrer Überraschung errötete Olivia. »Nun, ja, aber …«
    »Verzeihen Sie, Madam.«
    Schon wieder Gaunt.
    »Simon Grey von der Mount Street Gallery wartet im Wohnzimmer. Er hat keinen Termin, aber er sagt, es sei eine Angelegenheit von einiger Dringlichkeit.«
    »Natürlich.« Sie wandte sich wieder zu Ricki um. »Tut mir leid, ich muss gehen.«
    »Dann bleibt’s bei dem pinkelnden Cherub?«

    »Ja. Ja, ich fürchte. Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.«
    Ricki neigte den Kopf zur Seite. »Mich ebenfalls.«
    Verwirrt eilte Olivia ins Haus zurück. Simon hier, um diese Tageszeit? Wie seltsam.
    Simon Grey war der Kurator der Mount Street Gallery, die sie großzügig finanziell unterstützte, um junge Künstler zu fördern. Auf sein Drängen hin war sie vor Kurzem Vorsitzende geworden. In zwei Wochen sollte ihre bislang größte Ausstellung eröffnet werden − Die Nächste Generation −, in der auch die Arbeit eines umstrittenen jungen Performancekünstlers namens Roddy Prowl gezeigt werden sollte.
    Kunst war das Einzige, wofür Olivia sich mit ihrem ganzen Wesen begeisterte. Oft bedauerte sie, dass sie selbst keinerlei künstlerische Ader besaß. Nicht, dass sie es je gewagt hatte, einen Zeichenkurs zu belegen. Als sie mit neun Jahren zum ersten Mal den Wunsch geäußert hatte, zu malen, hatten ihre Eltern sie rigoros zu den alten Meistern geschleppt.
    » Das ist Malerei«, hatte ihre Mutter ihr erklärt und behutsam einen Fussel von ihrer ansonsten makellosen Schuluniform gezupft. »Also versuch’s erst gar nicht.«
    »Wenn eine Van der Lyden etwas versucht, hat eine Van der Lyden auch Erfolg!«, hatte ihr Vater mit gingetränkter Stimme gedröhnt.
    Stattdessen hatten sie ihr Kunstgeschichte vorgeschlagen. »Sehr viel nützlicher und unendlich weniger schmutzig, als mit Farben herumzuhantieren.«
    Vielleicht hatte dies Olivia Appetit auf die Postmoderne gemacht.
    Sie schob die Wohnzimmertür auf. »Simon. Oh, mein Guter! Simon?«
    Normalerweise war Simon pingelig und furchterregend korrekt zurechtgemacht, wie es nur die wirklich visuell Begabten
konnten, und so war sein derangierter Zustand wahrlich schockierend. Sein glattes dunkles Haar war zerzaust, sein Markenzeichen, der Paul-Smith-Schal, hing schief, und er ging im Zimmer auf und ab wie ein Tier im Käfig. Sie begriff sofort, dass irgendetwas ganz und gar nicht so war, wie es sein sollte.
    »Was ist passiert?«
    »Olivia, es ist geradezu eine Katastrophe! Roddy Prowl hat sich in eine Entzugsklinik einweisen lassen! Er weigert sich, wieder rauszukommen!« Tränen standen ihm in den braunen Augen mit den ungeheuer langen Wimpern, seine lange Adlernase glühte an der Spitze rot. »Wir haben kein Enfant terrible , Olivia! Unsere schöne Ausstellung ist geplatzt!«

Eine Einladung zum Essen oder eine heiße Nummer
    Komm und besorg’s mir.
    Als Hughie die SMS von Leticia bekam, kramte er auf der Suche nach einer Briefmarke gerade eifrig in Claras Sachen herum, und er war schon so gut wie zu spät für die Verabredung mit seiner Mutter zum

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