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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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ziemlich einfach, sich mit ihr zu unterhalten; viel einfacher als mit den vielen jungen Frauen, auf die er wirklich scharf war. Und sie hatte schöne Augen; eine Mischung aus Grün und Grau. Wenn er sich auf ihre Augen konzentrierte, spielte ihr Alter überhaupt keine Rolle mehr.
Dann kam ihm in den Sinn, dass das, was er da tat, schauspielern war − er spielte eine Rolle.
    Und er begann, sich richtig dabei zu amüsieren.
    »Okay, okay.« Er runzelte die Stirn, als müsste er sich sehr konzentrieren. »Pferderennen!«
    Ihre Augen flackerten.
    »Sie frecher Teufel! Sie wetten beim Pferderennen! Ich weiß, dass ich recht habe!«
    Plötzlich kicherte sie. Es war ein reizendes Kichern, ungehemmt und mädchenhaft. »Nur manchmal«, räumte sie ein. »Ich bin Irin«, fügte sie hinzu. »Ich bin quasi damit aufgewachsen!«
    »Damit aufgewachsen, Himmel noch mal!« Er schlug ihr mit der zusammengerollten Zeitung spielerisch aufs Knie. »Sie sind scharf auf die Spannung! Leugnen Sie es bloß nicht! Sehen Sie doch nur, wie Ihre Augen aufleuchten!«
    Das hatten sie tatsächlich getan. Jahre waren von ihr abgefallen, und ihr Gesicht glühte, als sie wieder lachte. »Jeder hat das eine oder andere Laster«, sagte sie und wandte geziert den Blick ab.
    »Gott sei Dank!« Er beugte sich vor. »Ich muss Ihnen ein Geständnis machen.«
    »Was?« Sie neigte ihm den Kopf zu.
    »In Wirklichkeit interessiere ich mich eigentlich auch nicht für Kricket.«
    Sie machte große Augen. »Sie sind doch wohl nicht einer dieser furchtbaren Kricket-Betrüger, über die ich etwas gelesen habe, oder? Die so tun, als wüssten sie, wie das Spiel gespielt wird, die über Wickets und Overs quatschen und mit Picknickkörben herumstolzieren, die nur mit zusammengeknülltem altem Zeitungspapier vollgestopft sind.«
    »In Schimpf und Schande erwischt!« Hughie ließ den
Kopf hängen. »Bitte, verachten Sie mich nicht! Denn wie hätte ich sonst die Gelegenheit bekommen sollen?«
    »Welche Gelegenheit?«
    Er hatte vorgehabt, sie mit einem intensiven, sexy Blick zu betrachten, doch dann geschah etwas, was Hughie überraschte; etwas, das ihm im Laufe seiner Schauspielkarriere nur wenige Male widerfahren war, wenn er vollkommen in seiner Rolle aufgegangen war. Seltsam starke Gefühle durchströmten ihn. Seine Wangen brannten. »Die Gelegenheit, mit Ihnen zu reden.«
    Einen Augenblick lang sagte sie nichts. Um sie herum baute sich eine Atmosphäre großer Intimität auf.
    »Warum sollten Sie das wollen?«, fragte sie leise.
    Er schaute ihr mit seinen blauen Augen tief in die Augen, und die Röte in seinem Gesicht wurde noch intensiver. »Weil … also«, stotterte er, »das passiert nicht oft. Ich meine … Es taucht nicht jeden Tag jemand so … einfach so aus dem Nichts … auf …«
    »Jemand wie ich?«
    »Ja, jemand so … Liebenswertes. Sie haben etwas an sich. Ich unterhalte mich wirklich gern mit Ihnen.« Während er das sagte, spürte er, dass es wahr war.
    Einen Augenblick sah es aus, als wollte sie etwas sagen. Doch dann bewölkte sich ihr Gesicht.
    Das war nicht ganz die Wirkung, auf die er abgezielt hatte.
    »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten«, entschuldigte er sich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.« Dann schwieg sie.
    Mist, dachte er. Ich hab’s vermasselt.
    Er zuckte die Achseln, fuhr sich mit den Händen durch seine blonde Mähne und schenkte ihr ein letztes Lächeln. »Man kann es einem Mann nicht verargen, wenn er es versucht, oder?«

    Doch sie blinzelte nur.
    Er stand auf und gab ihr die Zeitung zurück.
    Oh, nun, dachte er, als er gemächlich zum Eingang der U-Bahn-Station ging. Das war’s.
    Vielleicht gibt’s ja bei der Buchhandlungskette HMV oder sonst wo einen Job.
     
    Flick saß eine ganze Weile reglos auf der Bank im Green Park. Es war ein schöner frühherbstlicher Tag gewesen, der jetzt allmählich verblasste, mit dem Abend verschmolz, als das Licht sich vom Himmel zurückzog. Die Menschen um sie herum bewegten sich langsam, genossen die letzte diesige Wärme.
    Doch Flick saß da wie erstarrt.
    Sie fühlte sich seltsam desorientiert, nervös. Dabei war sie nicht der Typ, der leicht nervös wurde. Schließlich hatte sie das hier in den vergangenen zwölf Jahren hunderte Male gemacht. Normalerweise waren die Bewerber entweder unerträglich oder komisch. Doch heute war es anders gewesen. Dieser junge Mann hatte etwas in ihr angerührt; etwas, dessen Existenz sie fast vergessen hatte. Er hatte ihr Gleichgewicht auf eine Art und

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