Der Flirt
Heizkörper. »Wo hast du Eimer und Bleichmittel?«
»Unter der Spüle. Oh, welch verhärtetes Herz.« Er schob sich noch einen Löffel Schokoladeneis in den Mund. »Ich bewundere Juan für seinen Verstand. Was mich daran erinnert, wie geht es deinem jungen Mann?«
»Hughie?« Leticia füllte den Eimer mit heißem Wasser und Putzmittel. Zitronenduft erfüllte die Küche.
»Ja, Hughie.«
Sie lächelte. »Oh, dem geht’s gut.«
»Du errötest!«
»Tu ich nicht!«
»Doch! Knallrot!«
Sie drückte die Hände an die Wangen. »Das ist der heiße Dampf aus dem Eimer!«
»Dampf, ja, ja!« Leon schwang triumphierend den Löffel. »Du magst ihn.«
»Tu ich nicht!«
»Oh, doch, meine Liebe! Ich brauche nur den Namen des Jungen zu erwähnen, und du verwandelst dich in Rote
Beete!« Er fing an zu husten, keuchte würgend und klammerte sich an die Tischkante.
Leticia klopfte ihm auf den Rücken.
»Verzeihung!«, keuchte er.
»Geschieht dir recht! Und jetzt raus hier!« Sie scheuchte ihn ins Wohnzimmer. »Aufs Sofa und die Füße hoch, solange ich hier den Fußboden wische, verstanden? Und wenn der Husten morgen nicht besser ist, sollten wir einen Arzt holen. Du könntest eine Lungenentzündung haben.«
»Quatsch! Das hier ist nicht der letzte Akt von La Traviata . Du willst bloß das Thema wechseln!«
»Und wenn schon?« Sie häufte ihm am einen Ende des Sofas Kissen auf, damit er sich hinlegen konnte, und schaltete den Fernseher ein. »Was willst du gucken?« Sie zappte durch die Programme. » Richard and Judy? Through the Keyhole ?«
»Warum hast du solche Angst, es zuzugeben?«
»Weil es nichts zuzugeben gibt. Ich habe ein gut funktionierendes System, Leo. Hughie ist nett, er ist frisch, eifrig, entzückend. Aber Männer haben ein Verfallsdatum, genau wie Milch. Natürlich mag ich ihn, er ist reizend. Aber was ich auf den Tod nicht ausstehen kann, ist saure Milch.« Sie schaute auf die Datumsanzeige an ihrer Armbanduhr. »Ich gebe ihm noch zwei Wochen, höchstens. Dann wird er, fürchte ich, die Biege machen müssen.«
Sie zwinkerte Leo zu.
Doch Leo lächelte nicht zurück. »Das sind keine schönen Aussichten, Schatz.«
»Nicht?« Sie tat, als konzentrierte sie sich ganz auf den Fernsehbildschirm. »Was ist das? Eine Wiederholung von Emergency Room − Die Notaufnahme ?«
Er setzte sich und nahm ihre freie Hand. »Es war nicht deine Schuld. Es war niemandes Schuld. Das weißt du doch, oder?«
»Nicht jetzt.«
»Er war krank. Mehr nicht. Nur schrecklich, schrecklich krank.«
Sie entzog ihm ihre Hand. »Das reicht. Wir werden jetzt nicht schon wieder darüber diskutieren, verstanden?«
Er schüttelte den Kopf. »Es bricht mir das Herz, dich so zu sehen.«
»Wieso? Mein Gott, Leo! Mir geht’s gut! Schau mich an! Ich führe erfolgreich ein eigenes Geschäft und habe einen süßen, jungen Lover! Die meisten Frauen würden morden, um mein Leben führen zu können! Also, willst du diese sexy Ärzte jetzt sehen oder nicht?«
Er seufzte und lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Auf keinen Fall! Allein wie die schon angezogen sind … schrecklich! Und diese weißen Laborkittel!«
»Da muss ich dir recht geben. Oh, schau! Auf Channel Four gib’s Die roten Schuhe. Das sieht aus, als wäre es eher dein Fall.«
»Perfekt.« Er kniff die Augen zusammen. »Gott, ich kann überhaupt nichts erkennen! Ist das ein Auto oder eine Revuetänzerin?«
Sie reichte ihm die Fernbedienung. »Wo ist deine Brille?«
»Im Schlafzimmer. Wärst du so nett, Engel? Ich will nicht, dass Juan mich damit sieht.«
Leticia fand seine Brille auf dem Nachttisch neben einer ganzen Batterie Fläschchen mit verordneten Medikamenten. Sie ging zurück ins Wohnzimmer und reichte ihm die Brille. »Wie ich sehe, warst du schon beim Arzt. Was hat er gesagt?«
»Danke, Schatz. Tut mir leid, was hast du gesagt?«
»Der Arzt. Warst du schon bei ihm?«
»Oh, ja. Juan hat mich gedrängt. Die reine Zeitvergeudung.«
»Was hat er gesagt?«
»Bettruhe, viel trinken, der übliche Quatsch.«
»Verstehe. Na, dann ruhst du dich wohl besser aus. Und ich mache dir eine Tasse Tee. Schließlich brauche ich dich so bald wie möglich wieder im Laden. Die Liebesromanautorin will ein barbierosa Nachthemd im Empire-Stil mit purpurrotem Besatz.«
Leo zuckte zusammen. »Wie grauslich!«
»Und sie trägt Kleidergröße vierundvierzig und ist nur ein Meter fünfzig groß!«
»Phantastisch! Ich kann es kaum erwarten, was du dir da einfallen lässt. Etwas mit
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