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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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junger Mann sie anschaut. Vielleicht wendet sie sich ab und tut so, als bemerke sie es nicht. Doch er kann den Blick nicht von ihr lösen. Sie errötet, wird aufgeregt. Und dann, wenn sie gerade gehen will, hält er sie auf. Und macht ihr schüchtern stotternd ein freundliches Kompliment. ›Ich muss Ihnen einfach sagen, was für schöne blaue Augen Sie haben …‹ und so weiter. Für uns ist das nichts. Doch für die Frau bedeutet es, dass ein Fremder ihrem Charme und ihrer Schönheit erlegen ist − einem Charme und einer Schönheit, die sie längst glaubte verloren zu haben.«
    »Und wo finden wir diese Frauen?«, fragte Hughie und trank noch einen Schluck.
    »Das ist Valentines Metier«, erklärte Flick. »Er hat Verbindungen in der ganzen Welt. Er ist derjenige, der sich um die Anfragen kümmert. Wir haben sehr viele Stammkunden. Manche Ehemänner kommen seit Jahren zu uns.«
    »Ehemänner!« Hughie verschluckte sich beinahe.

    Flick klopfte ihm auf den Rücken. »Ja, das klingt vielleicht ein wenig schockierend.«
    »Betrachten wir die Fakten, ja?«, schlug Valentine vor. »Das Einzige, was heutzutage eine Ehe zusammenhält, ist die Einmischung von Fremden. Normalerweise sind diese Fremden eine Armee von Beratern und Therapeuten. Doch wir können mit wenigen, sorgfältig gewählten Worten beachtliche Ergebnisse erzielen. Jeder, egal, wie alt er oder sie ist oder wie lange verheiratet, braucht zuweilen jemanden, der ihn als begehrenswertes Objekt betrachtet. Und leider ist der eigene Ehepartner oft nicht in der Lage, das zu leisten.«
    »Der springende Punkt ist der«, erklärte Flick, »dass wir den Kreislauf durchbrechen. Eine Frau, die geflirtet hat, ist ein völlig anderes Geschöpf als eine Frau, die sich zurückgewiesen und nicht hinreichend beachtet fühlt. Die Dynamik verschiebt sich augenblicklich, und wenn sich der Ehemann dann noch ein bisschen Mühe gibt, ist die schwierige Phase rasch vorbei.«
    »Verstehen Sie, die besagte Frau«, fuhr Valentine fort, »unter uns auch als Zielperson bezeichnet, wird ein emotionsgeladenes heimliches Erlebnis haben. Ein absolut harmloses, durch und durch von uns fabriziertes Erlebnis, und trotzdem ein erregendes. Und die natürlichste Reaktion der Welt ist die, dass sie ihren Ehemann mit mehr Fürsorge und Zuneigung behandelt, um ihr kleines Geheimnis zu vertuschen.« Seine Augen funkelten in dem trüben Licht. » Et voilà! Die häusliche Harmonie ist wiederhergestellt.«
    »Aber … aber das ist unseriös!«
    Valentine neigte den Kopf zu einer Seite. »Ist Parfüm unredlich?«
    »Was?«
    »Normalerweise duften wir nicht nach zerdrückten Rosenblättern
und Jasmin, oder? Und doch, wer würde uns einen kleinen harmlosen Kunstgriff verübeln? Ehrlichkeit ist nur für Ärzte und Anwälte von Nutzen. Doch in der Ehe kann sie tödlich sein.«
    »Natürlich kümmern wir uns nicht nur um verheiratete Frauen.« Flick trank einen Schluck Wein.
    »Witwen, Geschiedene, Jungfrauen, langjährige Singles …«, leierte Valentine herunter.
    »Ja, verstehe«, sagte Hughie, obwohl er im Grunde gar nichts verstand. Allein die Bandbreite war überwältigend.
    »Machen Sie sich keine Sorgen.« Flick lächelte. »Zuerst kann es ein bisschen viel sein, das alles zu begreifen. Aber bald wird es Ihnen zur zweiten Natur.«
    In diesem Augenblick bemerkte Hughie, dass drei der attraktivsten Männer, die er je gesehen hatte, durch den Pub auf sie zukamen.
    »Da kommen die Jungs.« Valentine wandte sich ihnen zu, um sie zu begrüßen. »Ich möchte, dass Sie den Rest der Mannschaft kennenlernen.«
    Als sie näher kamen, erkannte Hughie den Mann aus dem Bus. »Gütiger Himmel!«
    »Na, so was!«, entgegnete der Mann mit einem Lächeln.
    »Sie kennen sich?« Valentine klang irritiert.
    »Nein«, sagte der Mann, »eigentlich nicht. Ich heiße Henry.« Er streckte Hughie die Hand hin. »Henry Montifore.«
    Hughie schüttelte ihm die Hand. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, in was für einer Verlegenheit ich war! Ich schulde Ihnen wirklich was. Wir sind uns in einem Bus begegnet«, erklärte er den anderen. »Ich hatte keine Fahrkarte, also eigentlich hatte ich eine, aber ich kam nicht dran, und dann kam ein Kontrolleur …«
    Henry lachte. »Das war doch selbstverständlich. Diesem
jungen Mann würde ich an Ihrer Stelle allerdings in Zukunft aus dem Weg gehen. Oh, und lassen Sie mich Ihnen Marco und Jez vorstellen.« Er zeigte auf die beiden Männer neben sich: einen schlanken, einigermaßen gut

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