Der Fluch Der Bösen Tat
Kopf.
»Haben Sie den Streifenwagen von der Polizei gesehen, Mrs. Aston?« Ruth starrte ihn an.
»Was für einen Streifenwagen?« Obwohl er erfreut war, dass sie die Neuigkeiten noch nicht wusste und er der Erste sein würde, der sie ihr überbrachte, klang eine gewisse Gereiztheit aus seiner Stimme, als hätte das unerwartete Ereignis mit seinen unbekannten Ursachen seine tägliche Routine durcheinander geworfen.
»Er kam aus dem Nichts und ist vorbeigebraust. Das ist inzwischen fast eine Stunde her, und er ist noch nicht wieder zurück. Wir haben eine Geschwindigkeitsbegrenzung in unserem Dorf, Polizei oder nicht! Was will die Polizei überhaupt hier? Ich hab zur Kirche geschaut und gesehen, dass Sie Ihr kleines Haus noch nicht verlassen haben. Ich hab außerdem gesehen, dass Ihr Wagen nicht vor der Kirche geparkt war, deswegen dachte ich mir, dass Sie es vielleicht gar nicht mitbekommen haben.« Er legte einen knorrigen Finger neben seine Nase. Ruth, eine pensionierte Englischlehrerin, dachte grob, dass man selbstverständlich nichts sehen konnte, was überhaupt nicht da war. Old Billy brummte immer noch vor sich hin.
»Man sollte ihn melden. Er ist durch das Dorf gerast wie eine Fledermaus aus der Hölle. Wieso ist er noch nicht wieder zurück?« Ruht blickte nervös zur Kanzel hinauf.
»Vielleicht sollten Sie diesen Ausdruck nicht gerade hier drin benutzen, Mr. Twelvetrees«, murmelte sie. Er wischte ihren Einwand beiseite.
»Sie sind rauf in den Wald gefahren, schätze ich. Ich hab keine Ahnung, was sie da oben wollen.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Ruth scharf. Sie versuchte das unangenehme Gefühl zu verdrängen, dass irgendetwas Schlimmes passiert war.
»Es gibt nur diese eine Straße, oder?«, schmollte er.
»Sie führt bis zum Wald und hört kurz davor auf. Ich hab an der Haustür gewartet, um zu sehen, ob sie zurückkommen und genauso schnell durch das Dorf rasen, und falls ja, hätte ich sie angezeigt. Was glauben Sie, Mrs. Aston, was hält diese Polizisten auf?« Er spähte hinauf zu ihr. Sein rotes rundes Gesicht mit den weißen Stoppeln und der Stummelnase hatte etwas Groteskes, als wäre einer der Kragsteinköpfe über ihr von den Händen eines mittelalterlichen Steinmetzen zum Leben erweckt worden. Ruth streckte die Hand aus und packte den Kopf eines Cherubs, um sich zu halten.
»Hören Sie, sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist, Mrs. Aston? Sie sind plötzlich so blass!« Er trat näher und fixierte sie aus verschlagenen kleinen Augen unter den zottigen weißen Augenbrauen.
»Mir fehlt nichts, danke sehr!« Ihre Stimme klang schrill in ihren eigenen Ohren.
»Keine Sorge, es ist bestimmt nichts Ernstes.« Sie suchte nach einer Erklärung.
»Vielleicht hat jemand im Wald ein Feuer gemacht. Menschen tun manchmal so dumme Dinge.«
»Dann wäre doch wohl die Feuerwehr gekommen, oder nicht? Nicht die Polizei.«
»Wenn Sie wieder nach draußen gehen«, sagte Ruth mit ruhiger Entschlossenheit,
»dann werden Sie bestimmt sehen, wie die Polizei irgendwann zurückkommt. Sie muss hier entlangkommen. Vielleicht hält sie ja bei Ihnen an, um Sie etwas zu fragen oder Ihnen etwas zu erzählen.« Für einen Moment glaubte sie, die Finte hätte gewirkt. Er wandte sich ab, als wollte er gehen, und sie dachte schon, sie wäre ihn endlich wieder los. Doch dann knarrte die Nordtür erneut, und wässriges Sonnenlicht fiel auf die Steinfliesen des Bodens. Eine dunkle Silhouette, eingerahmt vom gotischen Bogen, setzte sich in Bewegung und stieg die beiden ausgetretenen Stufen in die Kirche hinunter. Hinter dem Neuankömmling schloss sich die Tür. Ruths Herz machte einen kleinen Satz. Sie erwartete, dass der Neuankömmling einer der Polizisten war, die Billy gesehen hatte – doch dann konnte sie sehen, dass es eine Frau war und dass sie Zivilkleidung trug. Eine Fremde, was für sich genommen nicht ungewöhnlich war. Es kamen häufiger Besucher vorbei, um sich die Kirche anzusehen. Die Frau war hoch gewachsen, Mitte bis Ende dreißig und besaß dickes, zerzaustes braunes Haar. Keine wirklich hübsche Frau, doch höchst eindrucksvoll. Ihre Gesichtszüge waren regelmäßig, die Augenbrauen geschwungen über schönen, vermutlich haselnussbraunen Augen. Sie trug Jeans und eine hellgelbe Baumwollbluse.
»Störe ich Sie?«, fragte sie.
»Nein«, antwortete Ruth dankbar und kletterte den Rest der klapprigen Trittleiter hinunter.
»Sind Sie hergekommen, um sich die Denkmäler anzusehen?« Die Besucherin
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