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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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dem alten Sir Rufus, mit seinem schmalen Gesicht und der aristokratischen Haltung.
    »Nichts Aufregendes«, sagte er. Er sprach mit jener freundlichen Entschiedenheit, die Ruth mit Menschen assoziierte, welche ihre Autorität mit natürlicher Gelassenheit tragen, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Sie stellte fest, dass sie zugleich erleichtert und enttäuscht war. So waren Polizisten eben. Wie Ärzte und Priester. Sie waren die Wächter der Geheimnisse anderer. Sie gaben niemals Informationen preis. Sie hätte es wissen müssen. Sie fühlte sich verlegen, weil sie wusste, dass sie nicht hätte fragen sollen. Doch Meredith neben ihr hatte keine derartigen Hemmungen und sprang in die Bresche.
    »Ach, jetzt komm schon, Alan! Wir sterben vor Neugier. Was ist passiert?«
    »Du meinst, du stirbst vor Neugier«, entgegnete er gut gelaunt.
    »Na gut, aber es bleibt unter uns. Ein Wanderer, der vor dem Regen Zuflucht gesucht hat, hat ein paar alte Knochen gefunden.« Ruth hörte, wie ein Ächzen über ihre Lippen kam.
    »Knochen?«, stammelte sie.
    »Was für Knochen?«
    »Kein Skelett, nichts dergleichen. Nur ein paar Knochen, und wir müssen warten und sehen, was die Experten dazu sagen.«
    »Wie schrecklich. Sie meinen doch keine Tierknochen, oder?« Die Dinge veränderten sich von schlimm zu schlimmer. Ruth war sicher, dass ihr das Entsetzen ins Gesicht gemalt stand, in einem Ausmaß, das den Polizisten ganz bestimmt aufmerksam werden ließ. Es ging weit über die normale Reaktion auf eine solche Neuigkeit hinaus.
    »Unwahrscheinlich«, sagte er.
    »Menschliche Knochen, ja. Aber wie ich bereits sagte, ziemlich alt und nicht viele. Ich bezweifle, dass sie einfach zu identifizieren sein werden. Aber natürlich werden wir es versuchen.« Endlich schien er ihr blasses Gesicht und den offen stehenden Mund zu bemerken.
    »Könnte sein, dass es ein archäologischer Fund ist«, sagte er.
    »Von Zeit zu Zeit tauchen solche Dinge auf, ausgegraben von Tieren.« Ruth riss sich zusammen.
    »Oh, nun ja, äh, wahrscheinlich haben Sie Recht. Wie … wie interessant.«
    »Ruth hat mir von den Wäldern erzählt«, sagte Meredith.
    »Und wie uralt sie sind.« Ruth überlegte, ob der Mann namens Alan die Worte seiner Freundin überhaupt gehört hatte. Seine Gedanken schienen abwesend zu sein, als dächte er über irgendetwas nach. Er sah die beiden Frauen einen Moment lang mit leeren Blicken an, dann blinzelte er und sagte schnell:
    »Wenn du hier fertig bist, Meredith, dann sollten wir jetzt vielleicht zurückfahren.«
    »Ja, sicher«, antwortete Meredith. Sie klang ein wenig überrascht.
    »Danke sehr für die Führung, Ruth. Es war wirklich faszinierend.«
    »Keine Ursache.« Die beiden wandten sich ab und gingen davon, und einem Impuls folgend, rief Ruth ihnen hinterher:
    »Wenn Sie mal wieder in Lower Stovey sind, um sich das Vikariat noch einmal anzusehen oder so, dann kommen Sie doch auf eine Tasse Tee bei uns vorbei. Mein Cottage steht am Ende der Church Lane. Es heißt The Old Forge, weil es früher einmal eine Schmiede war. Ich wohne mit einer Freundin dort. Bitte kommen Sie vorbei. Hester und ich haben nicht viele Besucher.« Sie versprachen zu kommen. Ruth blickte ihnen hinterher, während sie in den Wagen stiegen und davonfuhren. Es war ein Albtraum. Wie hatte das passieren können, nach so vielen Jahren? Und warum hatte sie die beiden eingeladen, sie zu besuchen, wenn sie wieder in der Gegend waren? Um zu erfahren, was die Polizei herausgefunden hatte? Der Mann würde ihr nichts verraten, nicht dieser Mann, der selbst Polizeibeamter war. Aber vielleicht würde die Frau reden. Und dann war da noch Hester. Was würde Hester sagen, wenn sie die schlechten Neuigkeiten erfuhr? Der Mann hatte sie gebeten, es für sich zu behalten, aber sie musste es Hester einfach erzählen. Zu ihrer Rechten war eine Bewegung in einer buschigen jungen Eibe. Die Nadeln raschelten und teilten sich. Ein faltiges Gesicht mit kleinen bösartigen Augen und einer Stupsnase tauchte auf. Ruth stieß einen leisen Schreckensruf aus. Das Gesicht verschwand. Der Busch erzitterte erneut, und Old Billy Twelvetrees tauchte aus seinem Versteck auf. Sie hatte ihn völlig vergessen, doch sie hätte wissen müssen, dass er sich irgendwo in der Nähe herumtrieb.
    »Ich hab alles gehört«, sagte er. Er fuhr sich mit der Zunge über die faltigen Lippen, und sein Gesichtsausdruck war nachdenklich.
    »Knochen, eh? Menschliche Knochen.« Er holte tief und rasselnd

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