Der Fluch Der Bösen Tat
Sammeln war eine permanente Nische im Old Forge Cottage geworden. Gelegentlich sagte Hester mit nervösem Kichern:
»Ehrlich, Ruth, es wird allmählich höchste Zeit, dass du mich vor die Tür setzt.« Ruth sah stets die Angst in Hesters Augen, wenn sie so etwas sagte. Sie wusste, dass Hester eine Bestätigung brauchte, und Ruth gab sie ihr jedes Mal.
»So ein Unsinn – was sollte ich denn ohne dich anfangen?« Und dann schoss jedes Mal Erleichterung in Hesters offenes, wettergegerbtes Gesicht, und sie bedankte sich am Abend damit, dass sie irgendein kompliziertes Gericht für sie zubereitete. Sie war eine ausgezeichnete Köchin. Ruth hingegen war ungestüm und schlampig in der Küche, und ihre Biskuits kamen als flache Pfannkuchen aus dem Ofen, ihr Gebäck erforderte ein Brotmesser zum Schneiden, und sie war dankbar, dass Hester das Kochen übernommen hatte. Der einzige Nachteil war, dass Hester nicht immer wusste, wann sie aufhören musste. Französische Saucen und schmackhafte Currys, gefolgt von Süßspeisen mit Sahne oder Baisers, waren alle schön und gut, doch manchmal sehnte sich Ruth nach einer einfachen Bratwurst mit Kartoffelpüree oder guten alten Bohnen auf Toast.
»Rhabarberstreusel wäre nicht schlecht«, sagte Ruth in diesem Augenblick. Hester strahlte sie an.
»Dann mache ich einen Rhabarberstreusel! Ich schneide nur eben die Blätter ab und bringe sie auf den Kompost. Sie sind nämlich giftig, weißt du?« Sie schüttelte eine Rhabarberstange mit einem großen Schirmblatt in Ruths Richtung.
»Rhabarber?«
»Nein, nur die Blätter, nicht die Stängel. Die Blätter darf man nicht essen.«
»Wer will denn Rhabarberblätter essen?«, fragte Ruth.
»Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, was Leute alles tun«, entgegnete Hester mit unheilschwangerer Stimme.
»Erinnerst du dich an den schrecklichen Tumult vor ein paar Jahren bei der Gartenschau, als jemand Rhabarber als eine Frucht vorgestellt hat und jemand anders widersprach und behauptete, es wäre ein Gemüse? Und die Erste wiederum, wer war es noch gleich? Ich glaube, es war Evie, aus dem Pub. Sie sagte, wie Rhabarber denn ein Gemüse sein könnte, wenn man ihn im Pudding isst. Ich glaube, sie haben das Problem dadurch gelöst, dass sie den Rhabarber am Ende in eine eigene Klasse gesteckt haben.« Ruth lächelte Hester an. Es war nicht nur die Erleichterung, sich nicht mehr mit dem Kochen abplagen zu müssen, die es nett machte, Hester bei sich zu haben. Sie beteiligte sich an den Unterhaltskosten für das Haus und den Wagen, und beides war nützlich. Sie war jemand, mit dem Ruth sich des Abends entspannt unterhalten konnte, wie es nur mit alten Freunden ging. Ruth mochte Hester, und obwohl es auf eine Zeit zurückging, die Ruth lieber zu vergessen suchte, sie war ihr etwas schuldig, das sie niemals würde zurückzahlen können. Sie hatte Hester das Old Forge Cottage in ihrem Testament vermacht, für den Fall, dass sie vor ihrer Freundin sterben sollte. Es erschien ihr nur fair, und außerdem gab es sonst niemanden. Niemanden, dem Ruth etwas hätte hinterlassen können.
»Wohin siehst du?«, fragte Hester und kam in ihren stabilen Gartenschuhen zu ihr gestapft. Die weiten Kordhosen mit Feuchtigkeitsflecken an den Säumen flatterten um ihre Knöchel.
»Stovey Woods«, sagte Ruth einfach. Einen Moment lang schwieg Hester.
»Warum?«, fragte sie dann schroff.
»Old Billy Twelvetrees kam heute in die Kirche und erzählte, dass die Polizei nach Stovey Woods gefahren wäre. Wie es scheint, hat irgendjemand ein paar Knochen gefunden.«
»Tierknochen«, sagte Hester.
»Nein, Menschenknochen.«
»Old Billy hat wahrscheinlich irgendwas falsch verstanden.« Ruth schüttelte den Kopf.
»Ich habe einen Polizisten und seine Freundin getroffen, die nach Lower Stovey gekommen waren, um das alte Vikariat zu besichtigen. Die Frau kam in die Kirche, und später kam ihr Freund hinzu und erzählte uns, dass es Menschenknochen sind, die gefunden wurden. Schlimmer noch, Old Billy hat es auch gehört.« Hester kam einen Schritt näher und sagte grimmig:
»Es sind wahrscheinlich antike Knochen. Du weißt ja, wie alt diese Viehtrift ist. Sie verläuft schnurgerade durch den Wald. Irgendein Tier hat im Boden gescharrt und einen Bauern aus dem Mittelalter ausgegraben oder irgendeinen Zigeuner, wer weiß. Du wirst sehen, ich habe Recht.« Ruth drehte sich zu ihr um und lächelte wieder.
»Ja, Hester, wahrscheinlich hast du Recht. Trotzdem, ich konnte nicht
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