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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Ursache für Pattinsons geistigen Zustand. Die Dorfbewohner wurden nicht damit fertig, und der Vikar ebenfalls nicht.«
    »Damals war ich zum ersten Mal dort draußen, im Zuge der damaligen Ermittlungen«, erzählte Markby.
    »Ich hatte eine lange Unterhaltung mit Pattinson. Ich erinnere mich recht deutlich an ihn. Er machte einen altmodischen, sehr belesenen Eindruck. Damals war er jedenfalls ganz bestimmt noch nicht verrückt. Nicht ganz im Einklang mit der modernen Welt vielleicht, aber nicht verrückt.« Der Bart des Vikars bewegte sich und deutete an, dass er darunter eine ironische Grimasse schnitt.
    »Ich wusste nicht, dass Sie damit zu tun hatten, Alan«, sagte er.
    »Ich wollte nicht klingen, als würde ich der Polizei Versagen vorwerfen und ihr die Schuld am Kollaps von Lower Stovey geben.«
    »Aber wir haben versagt«, sagte Markby.
    »Und wenn wir versagen, geschehen solche Dinge. Gemeinschaften leiden. Ein nicht aufgeklärtes Verbrechen ist wie eine schwärende offene Wunde, die niemals heilt.«
    »Und jetzt haben Sie einen Mord. Den Mord an Hester Millar«, sagte James leise.
    »Ganz genau. Ich habe nicht vor, in Lower Stovey ein zweites Mal zu versagen.« In seiner Stimme schwang mehr mit als normale Entschlossenheit, und der Vikar runzelte die Stirn.
    »Nehmen Sie die Sache nicht persönlich, Alan. Sie sind ein Profi, genau wie ich. Sie wissen, dass man manchmal nicht gewinnen kann, und wir können uns die Welt nicht zurechtlegen. Sie und ich, wir haben beide mit Fällen zu tun, die uns zutiefst bewegen. Wir sind menschliche Wesen und verspüren Schmerz, Ärger, Zorn, Empörung – aber wir können niemandem helfen, wenn wir uns davon überwältigen lassen.«
    »Aber ich nehme es persönlich!«, platzte Markby hervor. Er errötete und fügte leiser hinzu:
    »Entschuldigung. Ich weiß, Sie haben Recht. Es ist nur …« Er verstummte. James Holland nickte. Nach einigen Sekunden sagte er:
    »Hat nicht irgendjemand vor kurzem erst irgendwelche Knochen in Stovey Woods gefunden? Ich hab in der Lokalzeitung etwas darüber gelesen.« Markbys Blick ging erneut nach draußen in den Garten.
    »Ach ja, die Knochen. Ich frage mich, ob Hester Millar heute noch leben würde, wenn diese Knochen nicht gefunden worden wären.« Er hatte den Vikar zum dritten Mal im Verlauf der kurzen Unterhaltung schockiert.
    »Sie glauben, es gibt eine Verbindung?«, fragte James Holland mit gerunzelter Stirn. Markby stemmte die Hände auf die Armlehnen und schob sich hoch.
    »Wer weiß? Wahrscheinlich nicht. Ich hatte keinen Grund, so etwas zu sagen, und vielleicht hätte ich es besser nicht getan. Aber ich mag derartige Zufälle nicht, James.« Er lächelte traurig.
    »Sie versuchen immer, das Beste in den Menschen zu sehen. Mein Problem ist, dass ich dazu neige, das Schlimmste zu sehen. Ich bin wie ein alter Seefahrer, dessen Karten übersät sind mit Markierungen von Stellen, wo Meerjungfrauen und Seeungeheuer gesichtet wurden. Ich bewege mich durch ein Meer, in dem es vor unbekannten und bekannten Gefahren nur so wimmelt. Ich sehe das Böse, James, ich habe ein Gespür dafür. Ich kann es förmlich riechen. Ich fange seine Schwingungen auf. Und es ist am Werk in Lower Stovey, kein Zweifel.«
    Ruth Aston saß am Küchentisch in The Old Forge und sah, wie die Schatten länger wurden, während die Sonne unterging und den Himmel mit ihren rosafarbenen Fingern überzog. Alles in der Küche war ihr vertraut und hätte ihr Sicherheit geben müssen, doch sie spürte nur Leere und Schmerz im Anblick der Dinge. Hesters abgegriffene Kochbücher standen sauber geordnet in einem Regal. Ihre Küchenutensilien hingen an Haken darunter. In der Speisekammer stand ein halber Apfelkuchen, den Hester am Vortag zubereitet hatte und der heute zum Mittagessen hatte dienen sollen. Doch gegen Mittag war Hester bereits tot gewesen.
    Die ganze Angelegenheit schien so unreal. Ruth schien in einer anderen Dimension, auf einer anderen Welt als alle anderen gefangen. Sie dachte immer wieder: Gleich geht die Tür auf, und Hester kommt herein. Doch die Tür wollte sich nicht öffnen, und wenn sie es irgendwann doch tat, würde es nicht Hester sein, die hindurchkam. Höchstwahrscheinlich würde es Dilys Twelvetrees sein. Am nächsten Tag war sie wieder mit Putzen an der Reihe. Ruth fragte sich, ob sie zu Old Billys Cottage gehen und eine Notiz unter der Tür hindurchschieben sollte, in der sie Dilys bat, den nächsten Tag ausfallen zu lassen. Sie wollte die Frau

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