Der Fluch Der Bösen Tat
Die frühe Abendsonne tauchte die Vegetation in ein warmes, goldenes Licht.
»Das ist ein hübsches Zimmer«, stellte Markby anerkennend fest. James Holland nickte.
»Es ist ein hübsches Haus – oder wäre es, wenn man es einmal richtig renovieren würde. Keine Chance, dass so etwas geschieht. Der Bischof ist immer noch darauf bedacht, es zu verkaufen und mich in eine moderne Drei-Zimmer-Schuhschachtel in irgendeiner Neubausiedlung zu verfrachten. Das PCC kämpft mit Händen und Füßen gegen diesen Plan, und die Stadtverwaltung von Bamford ist auch nicht begeistert von der Idee, weil sie nicht weiß, was aus diesem wohl bekannten Gebäude mitten im Stadtzentrum wird. Also sitze ich weiter hier, und das Haus fällt mir nach und nach über dem Kopf zusammen.«
»Meredith und ich waren draußen in Lower Stovey, um uns ein altes Vikariat anzusehen«, berichtete Markby.
»Immer noch auf der Suche nach einem geeigneten Haus? In Lower Stovey? Ein wenig weit abseits vom Schuss, sollte man meinen«, bemerkte James Holland nachdenklich. Er nahm einen Schluck von seinem Tee, und während er den Becher an den Mund hielt, verschwand er halb in seinem buschigen schwarzen Bart.
»Die Seelen von Lower Stovey sind Ihrer Obhut anvertraut, glaube ich.« Der Vikar nickte.
»Ich fahre nur einmal im Monat raus. Manchmal übernimmt auch der alte Picton-Wilkes einen Gottesdienst für mich. Er ist im Ruhestand und über achtzig, aber er hat gerne noch eine Hand im Spiel. Die Kirche von Lower Stovey ist nach dem heiligen Barnabas benannt und ein sehr schönes Gebäude, aber sie bedeutet ein Problem für die Diözese.«
»Zu groß für die Gegebenheiten, nehme ich an?« Ein weiteres Nicken.
»Es gibt kaum noch Gläubige, die zum Gottesdienst kommen, und die Kirche wird durch die vereinigten Bemühungen zweier Ladys in Schuss gehalten, die sich als Kirchenvorsteherinnen betätigen. Eine der beiden, Ruth Aston, ist die Tochter des letzten Amtsinhabers dort. Er ist, warten Sie, vor achtzehn Jahren gestorben, doch die Probleme hatten bereits angefangen. Die Bevölkerung der Ortschaft ging zurück und es gab nur wenige junge Familien. Unter uns gesagt, Pattinson, der Vikar, hatte in seinem letzten Jahr nicht mehr alle Tassen im Schrank. Man traf die Entscheidung, ihn nicht mehr zu ersetzen, sondern St. Barnabas an unsere Kirchengemeinde hier in Bamford anzuschließen. Das Gleiche passierte auch mit der Kirche in Westerfield. Und ich betreue jetzt die vereinigten Gemeinden. Was Lower Stovey angeht, so sind in den vergangenen fünf oder sechs Jahren ein paar neue Häuser dort gebaut worden, der größte Teil auf dem Gelände der alten Schule, die verkauft wurde. Für die Gemeinde hat sich dadurch nichts geändert. Ihr wurde das Rückgrat gebrochen, schon vor langer Zeit.« James Holland seufzte.
»Mrs. Aston ist Ende fünfzig, genau wie ihre Freundin und Kollegin, mit der sie sich die Arbeit teilt. Die beiden werden sicher nicht ewig weitermachen. Ich rechne damit, dass innerhalb der nächsten fünf oder sechs Jahre der große Knall kommt.«
»Ich fürchte, James, er ist bereits gekommen«, sagte Markby und stellte seinen Becher ab.
»Allerdings nicht auf die Weise, die Sie sich vielleicht vorgestellt haben. Eine Ihrer Kirchenvorsteherinnen, nicht Mrs. Aston, sondern die andere, Miss Hester Millar, ist tot.« James Holland starrte Markby in schockiertem Schweigen an. Nach einer Weile fragte er leise:
»Wie ist sie gestorben?« Markby erzählte es ihm.
»Zufällig ist es in der Kirche passiert. Ich bin nicht nur hergekommen, um Sie zu informieren, sondern auch, um Sie auszuhorchen.« Pater Holland rührte sich aus der tiefen Versunkenheit, in die er gefallen war, während Markby seine Geschichte erzählt hatte.
»Wegen Lower Stovey? Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht viel über die Ortschaft verraten, Alan. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass meine monatlichen Gottesdienste die einzigen Gelegenheiten sind, zu denen ich in Lower Stovey bin. Ich sehe überhaupt nichts von der Ortschaft. Ruth Aston könnte Ihnen viel mehr …« Er brach ab und schüttelte den Kopf.
»Aber nein, die arme Ruth ist im Augenblick bestimmt nicht in einem Zustand, wo sie Ihnen weiterhelfen könnte. Sie und Hester waren sehr alte Freundinnen. Nach dem Tod von Ruths Mann Gerald ist Hester bei Ruth eingezogen. Ich kenne Hester aus dieser Zeit. Sie war von der praktischen Sorte, sachlich und absolut nicht bösartig. Ich mochte sie, doch ich kann nicht
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