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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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bedeutet, dass du dir schon eine Theorie ausgedacht hast«, sagte er.
    »Nein. Aber ich habe über Hester Millar nachgedacht. Ich habe schließlich ihre Leiche gefunden.« Er legte die Stirn in Falten.
    »Es war sicher ein furchtbarer Schock für dich. Ich hätte nicht anfangen sollen, von Lower Stovey zu reden.« Er seufzte.
    »Tut mir Leid. Das Ausgehen heute Abend ist ein ziemlicher Schlag ins Wasser, wie?«
    »Es war meine Idee«, sagte sie.
    »Ich dachte, es würde uns auf andere Gedanken bringen. Aber das tut es offensichtlich nicht.«
    »Genau das meine ich. Du versuchst, dich von dem abzulenken, was du gesehen hast. Das ist normal, und ich hätte es wissen müssen.« Er ließ ihre Hand los, nachdem er sie kurz gedrückt hatte, und fügte ironisch hinzu:
    »Die Sache ist die – rein persönlich würde ich dir gerne helfen, es zu vergessen. Aber beruflich gesehen ist es das Letzte, was ich möchte. Dass du dieses Bild verdrängst, meine ich. Verstehst du, du bist meine Zeugin. Du hast die Tote gefunden.« Langsam, wie jemand, der ein mentales Puzzle auslegt, sagte Meredith:
    »Natürlich habe ich über Hester nachgedacht, auch wenn ich bis jetzt keine Theorie entwickelt habe – tut mir Leid, dich zu enttäuschen. Es liegt daran, dass ich nichts habe, womit ich arbeiten könnte. Ich kannte Hester nicht, auch wenn ich von ihrer Existenz wusste, weil Ruth sie mir gegenüber erwähnt hat. Als ich sie fand – als ich ihre Leiche dort sah, wusste ich zuerst nicht, wer sie war. Muriel Scott hat es mir erzählt. Irgendetwas an Muriels Reaktion war wirklich eigenartig. Sie schien …«, Meredith stockte.
    »Ja?« Alan beobachtete sie aufmerksam.
    »Sie schien überrascht, allerdings nicht wirklich geschockt. Tatsächlich war ihr Verhalten, bevor sie wusste, wer die Tote war, ziemlich brüsk. Total eigenartig, wenn du mich fragst. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Von dem Augenblick an, als ich ihr sagte, dass ich die Polizei gerufen hätte, schien sie nicht mehr den geringsten Zweifel daran zu haben, dass es sich um eine, wie du es nennen würdest, verdächtige Todesursache handelt. Sie schien nicht eine Sekunde zu denken, dass es vielleicht ein Herzinfarkt gewesen sein könnte oder ein Brocken Putz, der von der Decke gefallen war und sie erschlagen hatte. Dann, als sie sah, wer die Tote war, sagte sie nur: ›Das ist niemand, mit dem ich gerechnet hätte.‹ Ich frage mich dauernd, ob es jemanden gibt, dessen Tod sie nicht überrascht hätte. Ganz besonders finde ich es eigenartig, weil Hester, von allen Bewohnern von Lower Stovey, regelmäßig in der Kirche anzutreffen war und Muriel nicht überrascht hätte sein dürfen, sie dort anzutreffen – lebendig, meine ich natürlich. Es war nicht die Tatsache, dass Hester tot war, sondern die Tatsache, dass Hester tot war, die sie zu überraschen schien. Es war die Betonung in ihrer Bemerkung. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich verstehe. Es ist eine spannende Frage, das gebe ich zu. Allerdings sind Menschen im Schock durchaus zu derart merkwürdigen, manchmal sogar zusammenhanglosen Aussagen fähig. Was auch immer du sagst, der Anblick der erstochenen Hester Millar in der Kirche von St. Barnabas hat offensichtlich ausgereicht, um selbst die ehrenwerte Mrs. Muriel Scott bis ins Mark zu erschüttern.«
    »Die arme Ruth Aston war natürlich total entsetzt. Sie war am Boden zerstört«, fuhr Meredith fort.
    »Aber was mich wirklich stört an dieser Geschichte ist ein weiteres, möglicherweise triviales Detail. Ich frage mich immer wieder, was Hester in der Kirche gemacht hat, als sie angegriffen wurde. Ich meine …«, fügte sie hastig hinzu,
    »… ich weiß durchaus, dass sie zusammen mit Ruth Kirchenvorsteherin war. Ich nehme an, dass sie die Kirche aufschließen wollte. Aber meine Gedanken gehen weiter. Ich frage mich, womit sie im Augenblick des Angriffs tatsächlich beschäftigt war. Verstehst du, nach der Lage zu urteilen, in der sie gefunden wurde, hat sie auf einer Kirchenbank gekniet und gebetet, als der Angreifer sie erstach.« Alan lächelte schwach.
    »Das machen Menschen nun mal, wenn sie in eine Kirche gehen.«
    »Ja, sicher, und wahrscheinlich hat Hester genau das Gleiche gemacht wie immer, als sie die Kirche besuchte. Trotzdem wäre es vielleicht nicht falsch, Ruth zu fragen, ob Hester sich für gewöhnlich einige Minuten zum Gebet hingekniet hat, wenn sie zur Kirche ging. Wir wissen, warum Ruth Kirchenvorsteherin ist. Ihr Vater war

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