Der Fluch Der Bösen Tat
sollte ich das tun?«
»Weil Sie sehen wollten, wohin ich gehe«, entgegnete Meredith gelassen. Norman neigte den Kopf zur Seite.
»Es war mir vollkommen schnuppe, wohin Sie gehen. Und ich hab Sie nicht gesehen.«
»Und auch sonst niemanden? Ihren Onkel Old Billy Twelvetrees beispielsweise?«
»Lassen Sie Onkel Billy aus dieser Sache!« Norman machte einen Schritt auf Meredith zu.
»Er ist achtzig Jahre alt und hat Probleme mit seiner Hüfte und der Angina. Leute, die ihn belästigen, kann er überhaupt nicht gebrauchen! Ein Bulle war schon bei ihm zu Hause und hat ihm eine Menge dämlicher Fragen gestellt!«
»Aber Sie haben ihn gesehen?«, beharrte Meredith.
»Weil ich nämlich glaube, dass ich ihn gesehen habe, in der hinteren Ecke des Friedhofs.« Sie hatte Norman einen Fluchtweg eröffnet.
»Ach ja, das!«, sagte er triumphierend.
»Ich hätte ihn von hier aus gar nicht sehen können, verstehen Sie? Ich kann die Kirche sehen, aber ich kann nicht um die Ecke sehen. Ich bin nicht Superman, wissen Sie? Ich kann nur ein ganz kleines Stück vom Kirchhof sehen, direkt vorne an der Straße.« Meredith wurde bewusst, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie wechselte das Thema.
»Haben Sie gesehen, wie Miss Millar die Kirche betreten hat?« Norman brachte sein wenig attraktives Gesicht dicht vor das von Meredith.
»Nein. Die Polizei hat mich das auch schon gefragt! Ich habe ihnen das Gleiche erzählt, was ich jetzt Ihnen erzähle! Das Gleiche wie den Schnüfflern von der Presse. Ich würde dem Papst das Gleiche erzählen, wenn er hier auftauchen und fragen würde!«
»Haben Sie Miss Millar überhaupt an jenem Morgen gesehen? Als sie hier vorbeikam, beispielsweise?«
»Warum fragen Sie mich das?«, wollte er wissen.
»Weil Sie in Ihrer Bar waren!«, blaffte Meredith zurück.
»Und was habe ich in meiner Bar gemacht? Ich verrate es Ihnen, meine Gute. Ich habe gearbeitet. Eine der Bierpumpen hat verrückt gespielt, und ich musste sie reparieren. Danach habe ich die Sauerei beseitigt, und ich war gerade damit fertig, als Sie hereingewalzt kamen und Kaffee verlangt haben! Wenn man ein Pub führt, dann hat man keine Zeit, um aus dem Fenster zu starren oder sich hinzustellen und mit naseweisen Fremden zu schwatzen, die nach Lower Stovey kommen und Ärger machen.«
»Ich habe keinen Ärger gemacht!«, widersprach Meredith aufgebracht.
»Das ist unfair!«
»Aber selbstverständlich haben Sie Ärger gemacht! Alles war in bester Ordnung, bevor Sie hier aufgetaucht sind und Leichen gefunden haben!«
»Jemand anders hätte sie früher oder später gefunden!«
»Aber nicht Sie, oder? Eine verdammte Fremde. Wenn einer von uns …« Norman brach ab, das Gesicht hochrot und mit vorquellenden Augen.
»Los, reden Sie weiter«, provozierte Meredith ihn.
»Wenn einer von Ihnen die Tote gefunden hätte, was dann? Was hätten Sie gemacht?«
»Die Polizei gerufen!«, entgegnete er. Er atmete tief durch.
»Und jetzt verschwinden Sie. Lassen Sie mich in Ruhe, okay?« Meredith ging ohne ein weiteres Wort.
»Ich war heute bei Ruth«, berichtete Meredith an jenem Abend, während sie misstrauisch in einen Topf mit kochender Pasta spähte.
»Sie hält sich ganz gut, wenn man alles bedenkt. Sie sagt, Sergeant Holding wäre nett gewesen, aber sie konnte keine der Fragen beantworten, die Holding ihr gestellt hat.«
»Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen«, erwiderte Markby geistesabwesend.
»Vielleicht fängt Ruth in ein oder zwei Tagen an, sich an Dinge zu erinnern. Sobald der erste Schock abgeklungen ist.«
»Es sieht nicht danach aus, als gäbe es etwas zu erinnern. Keine der beiden Frauen hatte Feinde, nach Ruths Worten, und es fällt schwer sich vorzustellen, wie sie sich welche hätten machen sollen. Sie hatten offensichtlich nicht viel Kontakt mit den übrigen Leuten aus dem Dorf. Und keine der Frauen hat eine Familie.« Sie angelte mit einer Gabel eine Nudel aus dem Topf und hielt sie Markby hin.
»Hier, probier mal und sag mir, ob sie al dente ist.«
»Sie ist jedenfalls heiß!« Markby bugsierte die Nudel in seinem Mund herum.
»Ich denke, sie ist gut. Warte, lass mich die Nudeln abschütten.«
Er trug den Topf zum Spülbecken. Meredith wartete, bis das kochende Wasser abgelaufen war.
»Alan?«
»Hm?«
»Du glaubst doch wohl nicht, dass Ruth Hester umgebracht hat, oder?« Er drehte sich überrascht zu ihr um, und das Wasser aus dem Sieb mit den Nudeln tropfte auf den Küchenboden.
»Wir haben noch
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