Der Fluch Der Bösen Tat
Ende doch nach Hause gefahren und hätte ihren Eltern gebeichtet? Oder wäre sie unter keinen Umständen dazu in der Lage gewesen und hätte etwas Verzweifeltes getan?«
Markby schüttelte den Kopf.
»Man hat mich gewarnt, dass Dr. Fitchett ein altes Klatschmaul wäre. Er ist genau das. Die Sache ist die – alles, was er zu erzählen hat, ist alt. Vielleicht hätte er die junge Freundin seiner Nichte vergessen, zusammen mit einer Menge anderer alter Geschichten, wenn ihm in den letzten dreißig Jahren irgendetwas Interessantes widerfahren wäre. Aber er lebt in der Vergangenheit, und sie ist für ihn realer als die Gegenwart.«
»Wer war der Vater?«, fragte der praktisch denkende Pearce.
»Ah. Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, was Dr. Fitchett uns erzählt hat. Ruth Pattinson wurde während ihres letzten Jahres an der Universität schwanger. Irgendwie ist es ihr gelungen, es bis zum Abschluss des Studiums zu verbergen und ihre letzten Prüfungen abzulegen. Doch sie zog ihre Freundin Hester Millar ins Vertrauen, weil sie Angst hatte, nach Hause zurückzukehren und ihren Eltern gegenüberzutreten. Hester hatte die Lösung. Sie nahm Ruth mit nach Yorkshire, wo ihre Mutter lebte, eine verständnisvolle Person, die Ruth bei sich aufnahm, bis das Baby geboren war. Ich weiß nicht, was sie Reverend Pattinson und seiner Frau erzählt haben, um Ruths fortgesetzte Abwesenheit zu erklären. Ich wage zu behaupten, dass die beiden Mädchen sich irgendeine Geschichte ausgedacht haben. Beispielsweise dass Hesters Mutter krank war und die beiden für sie sorgten. Das Kind wurde in Yorkshire geboren, und Dr. Fitchett glaubt, dass es sofort zur Adoption freigegeben wurde. Ruth kehrte nach Hause zurück, und niemand erfuhr etwas davon. Der alte Fitchett weiß nur deswegen etwas, weil seine Schwester ihre Zweifel hatte, ob das Täuschungsmanöver funktionieren würde, und ihn um seinen Rat gebeten hatte. Amyas Fitchett kannte sich aus mit seinen Studenten und den Schwierigkeiten, in die sie sich selbst immer wieder brachten. Er war außerdem mit Reverend Pattinson bekannt, der offensichtlich dazu neigte, lange Briefe über seine Forschungen bezüglich der einheimischen Mythologie an jeden unglückseligen Historiker zu senden, dessen Adresse er in die Finger bekam. Amyas betrachtete ihn als einen Spinner. Er sagte seiner Schwester, dass Ruths Zwangslage, falls ihre Eltern darüber informiert würden, nur noch schlimmer würde. Besser, wenn Ruth ihr Kind heimlich bekam und die Pattinsons nichts davon erfuhren. Mrs. Millar, zufrieden, dass ihr Bruder ihre Entscheidung gutgeheißen hatte, nahm Ruth bei sich auf. Amyas hat mir einen weiteren Grund für seine Entscheidung geliefert. ›Ein sehr intelligentes Mädchen, das einen guten Abschluss gemacht hatte‹, sagte er. ›Es gab keinen Grund, sie ihr Leben schon so früh wegwerfen zu lassen.‹«
Pearce dachte eine Weile darüber nach.
»Was hat das alles mit Hester Millars Tod zu tun?«, fragte er schließlich.
»Soweit wir bisher wissen – nichts. Doch es erklärt, warum Ruth ihre Freundin bei sich aufgenommen hat. Sie hatte eine Schuld zu begleichen.« Pearces Miene hellte sich auf.
»Vielleicht hat Hester Millar gedroht, sich an die Öffentlichkeit zu wenden und von Ruths Kind zu erzählen?«
»Nach fünfunddreißig Jahren? Was würde es heute noch für eine Rolle spielen? Außerdem, wem hätte sie es erzählen sollen? Es würde niemanden mehr interessieren, außer Sie und mich, Dave«, sagte Markby.
»Und das Kind«, konterte Pearce.
»Wo auch immer es jetzt sein mag. Vielleicht hat es Erkundigungen eingezogen. War es ein Junge oder ein Mädchen?«
»Dr. Fitchett meint, es wäre ein Junge gewesen, allerdings ist er nicht sicher.«
»Dann ist dieser Junge jetzt also … vierunddreißig, sagen Sie? Vielleicht hat er versucht, seine Mutter zu finden? Vielleicht ist er bis zu Hester Millar vorgedrungen. Vielleicht …« Pearce wurde aufgeregt.
»Vielleicht dachte er, Hester Millar wäre seine Mutter! Er stellte sie in der Kirche zur Rede und beschuldigte sie, ihn im Stich gelassen zu haben. Sie stritt alles ab und …«
»Beruhigen Sie sich, Dave«, empfahl ihm Markby.
»Das hier ist nicht East Lynne.«
»Wer ist das?«, fragte Pearce.
»Das ist der Titel eines Buches, Dave«, seufzte Markby.
»Eine Geschichte aus der viktorianischen Zeit, die zu einem erfolgreichen Bühnenstück umgeschrieben wurde und in der eine Zeile lautet: ›Tot, tot! Und niemals nannte er
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