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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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daß sie ihm in die Stirn fielen, bevor er etwas Whisky aus seinem halbvollen Glas auf sein Hemd spritzte und sich mit gespreizten Beinen in einen Sessel fallen ließ. Ole wackelte mit dem Kopf, lehnte sich zurück, dann legte er seinen Kopf in die Hände und stöhnte.
    Vuk war jetzt ein betrunkener Mann, der verblüfft die Frau anstarrte, die das Zimmer betrat.
    Lise sah sie beide an. Mit Zorn, Ekel und Verachtung betrachtete sie Ole, die fast leere Flasche, den überquellenden Aschenbecher und den unbekannten Mann, der sie mit besoffenen, verschleierten Augen anglotzte. Ihr Zorn verdampfte, nur Trauer blieb übrig. Denn hatte sie überhaupt ein Recht, wütend zu sein? Sie kam eben aus dem Bett ihres Liebhabers, durfte sie also den ersten Stein werfen? Wenn sie Ole mit einer anderen im Bett ertappt hätte, wären sie wenigstens quitt. Aber sie stand mit dem Mann vor ihr nicht auf einer Stufe. Sie sah seinen Bauch durch das halb aufgeknöpfte Hemd, die blutunterlaufenen Augen und das fettige, zerwühlte Haar. Sie sah keinen Mann, sie sah einen Verlierer. Er tat ihr leid, und gleichzeitig fand sie ihn widerwärtig. Sie liebte ihn nicht mehr.
    »Ole, ich bitte dich«, sagte sie.
    »Verflucht, Ole. Deine Frau ist da. Ich sollte mich wohl lieber verziehen«, sagte Vuk und konnte den Satz nur schwer zu Ende bringen. Ole hatte den Kopf in die Hände gestützt und stöhnte.
    Vuk erhob sich, wankte einen Augenblick wie ein Betrunkener, riß sich dann aber zusammen und fand mit Mühe sein Gleichgewicht. Er machte ein paar Schritte auf Lise zu, strauchelte beinahe und stellte sein Glas mit übertriebenen Bewegungen auf den Couchtisch, aber so heftig, daß es umkippte und die goldgelbe Flüssigkeit sich über die Tischplatte ergoß.
    »Meine Gnädigste, man ist schon gegangen«, sagte er und zuckte die Schultern.
    Vuk ging auf sie zu. Er sah, wie Lise den Arm hob, als wollte sie ihn aufhalten und eine Erklärung verlangen oder ihn womöglich schlagen. Er reagierte instinktiv, fing ihren Arm in der Luft ab und hielt ihn wie ein Schraubstock fest und sah sie mit nüchternen, kalten und gefährlichen Augen an.
    »Wer bist du? Was machst du mit meinem Mann?« flüsterte sie heiser.
    Vuk merkte, daß sie Angst hatte, ließ ihren Arm los und fiel in die Rolle des Betrunkenen zurück.
    »Wir haben nur ein paar Whisky getrunken«, lallte er.
    Lise trat einen Schritt zur Seite und machte ihm den Weg frei.
    »Hau ab. Zieh endlich Leine.«
    »Bin schon weg«, sagte Vuk und hob exaltiert die Arme, so daß er beinahe hinfiel.
    Lise wartete, bis sie die Wohnungstür hörte, dann setzte sie sich Ole gegenüber. Er richtete sich auf und lehnte sich im Sofa zurück.
    »Es geht so nicht mehr weiter, Ole«, sagte sie leise. »Ich will nicht mehr.«
    »Lise. Laß mich eben zu Atem kommen, dann können wir darüber reden.«
    Sie sah, daß er sinnlos betrunken war, und trotzdem sprach er klar und deutlich, als nähme er sich zusammen oder als ginge es ihm endlich auf, daß Schluß war.
    »Wer war der Mann?«
    »Irgendeiner, den ich in der Stadt getroffen habe. Carsten Soundso. Er verkauft Plastiktüten.«
    Das fand er anscheinend lustig, denn er fing an zu kichern. Er langte nach Zigaretten und Glas auf einmal, gab das Unternehmen auf und lehnte sich wieder zurück.
    »Ist er in meinem Arbeitszimmer gewesen?«
    »Nein, wir haben hier nur rumgesessen und getrunken. Er war die ganze Zeit bei mir. Ogottogott, mein Kopf.«
    »Er hat mir Angst gemacht.«
    »Carsten tut keiner Fliege was zuleide. Er verkauft bloß Plastiktüten.«
    Ole beugte sich wieder vor und kriegte diesmal das Whiskyglas zu fassen. Er nahm einen Schluck und fing an zu röcheln.
    Lise stand auf.
    »Bitte, Ole, nicht auch noch das.«
    Ole mußte sich übergeben. Das war die passende Weise, eine Beziehung zu beenden. Er konnte selber saubermachen oder morgen früh in seiner Kotze aufwachen. Auf einen solchen Anblick konnte sie bestens verzichten.
    Sie ging in ihr Arbeitszimmer. Es sah unberührt und normal aus. Sie zog an der rechten obersten Schublade, sie ging auf. Sie war der Meinung, sie abgeschlossen zu haben, aber das tat sie ja nicht immer. Sie nahm den kleinen Schlüssel und schloß die Diskettenbox auf. Ihr Herz schlug schneller, aber die Diskette stand an ihrem Platz. Sie steckte sie in ihre Handtasche, dann wählte sie Pers Nummer. Er antwortete sofort, sie sah ihn vor sich in dem Doppelbett, das sie vor weniger als einer Stunde verlassen hatte.
    »Ich bin’s. Darf ich

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