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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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»Wisst Ihr eigentlich, wie lächerlich Ihr wirkt, Krüppel? Der Wicht, der endlich seine Heldin fand!«
    Der Krüppel lief rot an, seine Züge verhärteten sich. Er verbeugte sich nochmals vor Sumelis, dann trat er zurück. Neben Boiorix’ hünenhafter Gestalt wirkte er noch kleiner, wie ein Zwerg aus den Sagen, der gerade im Begriff war, im Boden zu verschwinden. Unsicher lächelte Sumelis ihm zu.
    Unterdessen hatte Nando sich mit dem Rücken zu ihnen gestellt, die Arme vor der Brust verschränkt. Er betrachtete das Treiben vor dem Zelt, als hätte er mit dem, was hinter ihm geschah, nichts zu tun. Sumelis’ flehentliche Blicke prallten an seinem Rücken ab, daher blieb ihr schließlich nichts anderes übrig, als ihren Mut zusammenzunehmen und zu fragen: »Wieso bin ich hier?«
    »Ah, das Zauberwesen kann tatsächlich sprechen!« Rascil umrundete Sumelis langsam. Ein dreieckiges Stück Silberblech, von einer Kette gehalten, bedeckte einen Großteil ihrer Brust. Es sah nicht wie ein normales Schmuckstück aus, sondern wirkte, als ob man es aus einer größeren verzierten Platte herausgeschnitten hatte. Während sie Sumelis wie ein zum Verkauf stehendes Pferd in Augenschein nahm, kratzten Rascils Nägel über das Gesicht auf dem merkwürdigen Anhänger. Es war keine ehrfurchtsvolle Geste, wie man sie dem Abbild des eigenen Gottes entgegenbringen würde.
    Boiorix’ unwirsche Handbewegung hielt Rascil auf, noch ehe die Priesterin ihre Runde vollendet hatte. »Haltet den Mund, Rascil, wenn Ihr nichts Sinnvolles zu sagen habt, und setzt Euch! Ich weiß, dass Ihr gegen diese Idee seid, also erspart uns diese Vorstellung! Es ist mir egal, was Ihr über das Mädchen denkt, immerhin wart Ihr selbst bisher nicht allzu hilfreich.«
    Der Ausdruck in den Augen der Priesterin wurde, falls überhaupt möglich, noch eine Spur kälter. Sumelis musste feststellen, dass Boiorix ihr soeben eine Feindin geschaffen hatte. Sie war, wenn auch nicht aus eigenem Antrieb, in das Revier einer anderen eingedrungen, und nichts überstieg die Grausamkeit einer Leitwölfin, die Konkurrenz witterte.
    »Wieso bist du hier?« Boiorix kratzte sich an den Achseln. Seine hellen Augen blickten unter halb gesenkten Lidern auf Sumelis herab. Es war schwer, in ihnen zu lesen. »Nun, Mädchen, du bist hier, weil du einen Fluch von mir nehmen sollst: den Fluch eines verdammten Druidenbalgs. Einer keltischen Zauberin. So wie du.«
    »Ein Fluch? Was für ein Fluch?«
    »Das herauszufinden, ist deine Sache.« Mittlerweile bedauerte Boiorix, dass er nach Rascil und dem Krüppel geschickt hatte. Sie auf seiner Schwäche herumtrampeln zu sehen, hob seine Laune nicht gerade, aber es war die Idee des Krüppels gewesen, und Rascil war seine mächtigste Priesterin. Sie außen vor zu lassen, wäre wahrscheinlich noch dümmer gewesen.
    »Ihr wisst nicht, was für ein Fluch es war?«
    »Woher soll ich das wissen, ich bin doch kein verdammter Druide! Keine Ahnung, wie sie es getan haben. Tatsache ist, sie haben es getan.«
    »Also hat der Fluch eine Wirkung auf Euch?«
    »Glaubst du, ich hätte meinen besten Gefolgsmann nach der mächtigsten Zauberin der Vindeliker ausgeschickt, wenn dem nicht so wäre?«
    »Ich …«
    »Alpträume«, mischte sich der Krüppel ein. »Der König hat Alpträume. Sie rauben ihm den Schlaf. Manchmal liegt er ganze Nächte lang wach, bisweilen schreit er im Traum. Es ist der Fluch, der ihm Bilder schickt, Heimsuchungen, die sich als Visionen tarnen und ihn bei allem, was er in Angriff nimmt, schwächen sollen – bis er scheitert.«
    »Ist das wahr?« Sumelis sah Boiorix an.
    »So in etwa.«
    »Woher kam der Fluch?«
    »Von einer Zauberin deines Volkes, wie ich schon sagte.«
    »Einer Vindelikerin?«
    »Einer Helvetierin.«
    Langsam begann Sumelis, das ganze Bild zu erahnen. War die Begegnung mit dem Mädchen auf dem Pass also eine Warnung gewesen? Ein Wink des Schicksals, den sie nur nicht verstanden hatte?
    Zu spät.
    »Wieso wurdet Ihr verflucht?«
    »Wegen einer Gotteslästerung.«
    »Es sind keine wahren Götter!« Das war wieder Rascil. »Wer behauptet, dieser Cernunnos sei ein Gott vom Schlage Donars, der …«
    »Ihr seid nicht hilfreich, Priesterin!«
    Sumelis zog unwillkürlich die Schultern hoch, obwohl die Rüge nicht ihr gegolten hatte. Offenbar war dieser König so launisch und reizbar wie ein alter Bär mit Zahnschmerzen. Sie musste vorsichtig sein.
    »Was genau habt Ihr getan?«
    Boiorix erzählte es ihr. Er erzählte ihr

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