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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden wird und die in die eigene Tasche fließt! Das ist ein Doppelanreiz: Plünderung unter staatlichem Schutz! – Da können Sie gar nichts erreichen mit Ihrem ärztlichen Edelmut! Sie werden eine Ohrfeige bekommen und in eine Ecke gesetzt werden. Oder haben Sie schon gehört, daß einmal in Marschtritt gesetzte Offiziere sich von einem Zivilisten aufhalten lassen?! Das gibt's in keiner Armee – wie sollte das hier in den Kordilleren möglich sein?« Dr. Novarra reichte Dr. Mohr die Hand hin. »Schade, Doctor. Wir hatten beide nur das Beste im Sinn, jetzt wird wieder alles vernichtet. Leben Sie wohl …«
    »Ramon, das klingt wie ein Abschied …«
    »Er ist es auch! Wie die Sache auch ausläuft, Sie müssen mit dem Militär zurückziehen nach Muzo. Hier können Sie nicht mehr bleiben. Jeden vergossenen Blutstropfen wird man Ihnen anlasten! Sie haben das Militär hierher gelockt. Nicht bewußt, aber doch, indem Sie hierher gekommen sind! Wir werden uns nicht wiedersehen. Und wenn Sie wirklich den Irrsinn begehen und hier bleiben, dann kann ich Sie auch nicht mehr schützen!«
    »Ich schlage in Ihre Hand nicht ein, Novarra«, sagte Dr. Mohr heiser. »Wir sind doch Freunde geworden! Was hätte ich ohne Sie erreicht? Von diesem Hospital stände vielleicht erst eine Wand …«
    »Vielleicht wäre das besser gewesen. Glauben Sie mir, Doctor, es ist klüger, sich an das Militär anzuschließen. Das ist auch die Ansicht von José Bandilla.«
    »Unmöglich.«
    »Wenn er ehrlich sein sollte, das hatte ich vergessen, hinzuzusetzen. Sie haben ihn ja hochgepäppelt. Sie werden ihn auch heilen. Und dann? Bandilla weiß genau, was Sie mit ihm vorhaben … er wird Sie deshalb sofort liquidieren, wenn Sie ihm sagen: Jetzt sind Sie gesund! Dankbarkeit? Mit welchen Utopien rechnen Sie eigentlich?« Novarra hielt wieder seine Hand hin. »Von Ihrem medizinischen Ethos aus betrachtet, ist Ihre Hilfe eine gottgewollte Tat. In Wirklichkeit heilen Sie Ihre Mörder! Ich weiß, daß Sie das nie begreifen werden. Daß das alles nicht in Ihr Menschenbild paßt. Darum: Wenn das Militär hier seine blutige Spur hinterlassen hat, ziehen Sie mit den Soldaten weg!«
    »Und Sie?«
    »Wir haben die ›Burg‹ in den Verteidigungsstand gesetzt. Sie ist uneinnehmbar, man könnte uns nur aushungern. Aber dazu haben die Soldaten keine Zeit. Wir werden überleben. Aber die anderen Guaqueros, die armen Hunde, die in ihren Hütten und Höhlen hausen … Man wird Sie verfluchen, Doctor -«
    »Ich habe das Militär nicht gerufen!« schrie Dr. Mohr.
    »Das wissen wir alle! Aber es kommt Ihretwegen. Wo ist da ein Unterschied? Die Wirkung ist die gleiche.« Novarra machte eine weite Armbewegung. »Wo sind Ihre Patienten? Leergefegt alles! Brauchen Sie noch mehr Überzeugung? – Also, leben Sie wohl!«
    »Auf Wiedersehen, Novarra.«
    »Hoffentlich nicht.«
    Dr. Novarra wandte sich ab und ging zu den abseits wartenden zwei Männern zurück. Kurz vorher drehte er sich noch einmal um. Dr. Mohr stand noch da, wo er ihn verlassen hatte. In Hemd und Hose, mit zerwühlten Haaren, einsames Denkmal verfluchter Menschenliebe. Die jetzt rotgold am Himmel schwimmende Morgensonne umgab ihn mit einem unwirklichen Glanz.
    »Vergessen Sie uns nicht!« sagte Novarra gepreßt. »Ich war jedenfalls froh, einem Menschen wie Ihnen begegnet zu sein …«
    Dr. Mohr erwartete das Militär in seinem halbfertigen Hospital. Er war von Bett zu Bett gegangen und hatte die Kranken und Frischoperierten, die nicht weglaufen konnten, mit Beteuerungen zu beschwichtigen versucht. Die Gehfähigen waren schon verschwunden, kaum daß die Nachricht vom Anrücken des Bataillons sie erreicht hatte.
    »Niemand wird euch etwas tun!« sagte er zu den Bettlägerigen. »Ich verbürge mich dafür. Keiner wird euch anfassen. Ich stehe euch bei.«
    »Man wird Sie einfach umhauen, Doctor«, sagte ein alter Mann mit einem offenen Magengeschwür. »Und uns werden sie in den Betten erschießen.«
    Pater Cristobal, von Miguel alarmiert, der sich verabschiedete und mit seinem Muli wegritt, versuchte ebenfalls, Hoffnung und Glauben an das Gute zu verbreiten. Um dem Nachdruck zu verleihen, hatte er seine Maschinenpistole um den Hals gehängt. Es war ein seltener Anblick: Ein Mann in Soutane, das Birett auf dem Kopf, um die Schulter die Stola gelegt, betete an den Betten und hatte dabei die Hände über einer MPi gefaltet.
    Im OP standen Margarita und Maria Dolores in ihrer Schwesterntracht. Adolfo Pebas hatte sich

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